Vermögensentwicklung von Stiftungen trotz Krise positiv / Repräsentative Umfrage: Deutsche Stiftungen realisieren kaum Verluste / Stiftungen mit Banken zufrieden / Neuer StiftungsReport erscheint im Mai
(Berlin) - Die Vermögensverluste der deutschen Stiftungen im Zuge der Wirtschafts- und Finanzmarktkrise sind deutlich geringer ausgefallen als bislang befürchtet. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage hervor, die der Bundesverband Deutscher Stiftungen für den Anfang Mai erscheinenden StiftungsReport durchgeführt hat. Die Stichprobe umfasste 2.126 Stiftungen. Mit 388 beendeten Interviews entspricht die Rücklaufquote 18,3 Prozent.
Im Jahr 2008 verzeichneten die deutschen Stiftungen Buchwertverluste von durchschnittlich 6,5 Prozent, 2009 waren es 5,2 Prozent.
Auch der Anteil der Stiftungen, die Verluste zu verbuchen haben, ist geringer als erwartet. Für 2008 berichten 30 Prozent der Stiftungen von Buchwertverlusten. Reale Verluste beklagen nur 19 Prozent der Stiftungen. Für das Geschäftsjahr 2009 rechnen nur neun Prozent der Stiftungen mit realen Verlusten.
Wie die Ergebnisse der aktuellen Umfrage zeigen, haben größere Stiftungen mit einem Stiftungskapital von mehr als einer Million Euro im Krisenjahr 2008 stärkere Verluste - zumindest auf dem Papier - hinnehmen müssen. Da größere Stiftungen in der Regel weniger konservative Anlagestrategien mit höherer Volatilität und mittelfristig höheren Renditen verfolgen, ist ihre Vermögensentwicklung enger an die Finanzmarktentwicklung gekoppelt. Sie profitieren daduch auch stärker von der Erholung der Aktienmärkte im Jahr 2010.
"Die Umfrage zeigt, dass sich die deutschen Stiftungen ausgesprochen gut durch die Krise manövriert haben. Sie haben nicht gezockt, sondern mit langfristig orientierten Anlagestrategien gearbeitet. Ihre oft kritisierte Vorsicht hat sich bezahlt gemacht", kommentiert Prof. Dr. Hans Fleisch, Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, das Ergebnis der Umfrage.
Viele Stiftungen konnten die negative Kursentwicklung aus dem Jahr 2008 bereits im Folgejahr wieder ausgleichen, wie folgende Beispiele von Mitgliedern des Bundesverbandes zeigen: 2008 betrug die Performance der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) auf Tageswertbasis minus 11,9 Prozent während sie 2009 ein positives Ergebnis von 18,1 Prozent verzeichnete. "Wesentlicher Grund waren heftige Kursschwankungen von Genussscheinen, Unternehmensanleihen, Bankschuldverschreibungen und Aktien im Bestand. Da wir bei solchen eher kurzfristigen Marktbewegungen Abschreibungen nach Möglichkeit vermeiden, waren die Ergebnisse der Vermögensbewirtschaftung aber in beiden Jahren positiv", erläutert Michael Dittrich, Abteilungsleiter Verwaltung der DBU, die Ergebnisse.
Ein anderes Beispiel ist die Gemeinnützige Hertie-Stiftung: Lagen ihre Verluste 2008 bei 9,2 Prozent, konnte sie diese Verluste im Geschäftsjahr 2009 in etwa ausgleichen. Auch der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, der mehr als 450 Stiftungen verwaltet, hat 2008 Vermögensverluste von 5,5 Prozent gemeldet. Mit einem Vermögenswachstum von 7,5 Prozent waren die Verluste 2009 jedoch wieder mehr als ausgeglichen.
Die Umfrage, deren Ergebnisse im Detail im aktuellen StiftungsReport des Bundesverbandes veröffentlicht werden, hat zudem eine hohe Zufriedenheit der Stiftungen mit der Beratung durch ihre Bank ergeben. Für ihre Beratung vor der Krise erhielten die Banken eine durchschnittliche Schulnote von 2,2. Nur 13 Prozent der Stiftungen vergaben eine Note, die schlechter war als 3. Die Beratung durch die Bank während der Krise wurde mit 1,9 benotet. Bankenschelte kommt im Gegensatz zu anderen Anlegern nicht vor.
Im Kontrast zu den insgesamt positiven Nachrichten hinsichtlich der Vermögen haben die ordentlichen Erträge bei 40 Prozent der Stiftungen 2009 im Vergleich zu den beiden Vorjahren abgenommen. Nur 18 Prozent der Stiftungen verzeichneten 2009 höhere ordentliche Erträge als in den Vorjahren. Dennoch plant nur ein Viertel der Stiftungen, ihre Ausgaben etwas zu senken. 69 Prozent der Stiftungen wollen ihre Ausgaben nicht reduzieren. Von den Stiftungen, die einen Sparkurs ankündigen, sehen knapp zwei Drittel geringere Ausgaben bei laufenden Projekten vor, 40 Prozent wollen ihre Verwaltungskosten senken, zehn Prozent Personalkosten mindern.
Vorgestellt wird der neue StiftungsReport 2010/11 "Stadt trifft Stiftung. Gemeinsam gestalten vor Ort" auf dem Deutschen StiftungsTag am 6. Mai 2010, 13 Uhr, im Congress Center Messe in Frankfurt am Main.
Journalisten können das Kapitel "Stiftungen und Finanzkrise" aus dem StiftungsReport 2010/11 vorab von der Pressestelle des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen erhalten.
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