Vernetzt denken und effizient handeln: Die Nutzung der Energiepotenziale der deutschen Wasserwirtschaft ist ein wirksamer Beitrag zum Klimaschutz / Die DWA vereinigt unter ihrem Dach klimapolitische und energiewirtschaftliche Expertise
(Augsburg/Hennef) - Der Klimaschutz und die nachhaltige Energieversorgung stehen ganz oben auf der politischen Agenda. Die deutsche Wasserwirtschaft leistet einen aktiven Beitrag zu den Energie- und Klimabestrebungen der neuen Bundesregierung. Ob mit Wasserkraft oder dem Stromerzeugungs- und auch Einsparpotenzial auf Kläranlagen, es gibt viele Energiepotenziale, die noch besser genutzt werden können. Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) erarbeitet in ihren Fachgremien derzeit zukunftsfähige Konzepte und trägt das aktuelle Wissen in Form von Studien zusammen. Beispielsweise werden zu den Herausforderungen des Klimawandels an die deutsche Wasserwirtschaft (einschließlich möglicher Lösungsansätze) sowie zu der von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten Untersuchung "Energiepotenziale in der deutschen Wasserwirtschaft" in Kürze entsprechende DWA-Themenbände erscheinen. Weiterhin stellt die DWA der Fachöffentlichkeit eine Vielzahl von technischen Publikationen bereit und bietet einschlägige Bildungsveranstaltungen an.
Klimaschutz - Anpassungsstrategien frühzeitig entwickeln
Der Klimawandel erfordert Anpassungsstrategien, um den hydrologischen Extremen (Hochwasser und Niedrigwasser) zu begegnen und die Nutzung des Wassers durch den Menschen (Wasserbewirtschaftung) zu sichern. Bei den Anpassungsstrategien wird der Hochwasservorsorge zukünftig eine noch höhere Bedeutung zukommen. Neben dem Bau von Hochwasserschutzanlagen oder der Vorhaltung von mobilen Systemen sind ergänzende organisatorische Maßnahmen wie z. B. die Erstellung von Hochwassergefahrenkarten oder Alarmplänen notwendig. In der Fachgremienarbeit der Vereinigung sind diese Themen fest verankert. So wurde beispielsweise bereits im April 2006 der Themenband "Dezentrale Maßnahmen zur Hochwasserminderung" veröffentlicht. Jüngste Publikation in diesem Themenspektrum ist der im September 2009 herausgegebene Entwurf des Merkblattes DWA-M 551 Audit "Hochwasser wie gut sind wir vorbereitet". Dieses Merkblatt gibt Städten und Gemeinden eine Anleitung an die Hand, ihre baulichen und organisatorischen Vorsorgemaßnahmen zu überprüfen und bedarfsabhängig anzupassen.
Ein anderer wichtiger Aspekt ist es, Vorsorge für die in Folge des Klimawandels zukünftig häufiger zu erwartenden lokalen Starkregenereignisse zu treffen. Hierbei wird es nicht die Lösung sein, sämtliche Kanalnetze um einen Klimafaktor zu vergrößern, sondern außerhalb der Kanalnetze Möglichkeiten zur schadlosen Ableitung der Niederschläge zu finden wie z.B. die Ableitung in Grünflächen oder die Erhöhung von Bordsteinen.
Strom für 1,7 Millionen Haushalte durch Renovierung von Wasserkraftanlagen
2008 wurden nach Angaben des Bundesumweltministeriums etwa 15 Prozent des deutschen Bruttostromverbrauchs durch regenerative Energiequellen abgedeckt. Die regenerative Wasserkraft (ohne Pumpspeicherwerke) hatte im Jahr 2008 einen Anteil von 23,0 Prozent an der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in Deutschland. Das technisch nutzbare Wasserkraftpotenzial gilt in Deutschland als zu ca. 70 Prozent erschlossen. Dabei spielt vor allem die Abwägung zwischen der Wasserkraftnutzung und ökologischen Belangen (z. B. Durchgängigkeit von Gewässern für Fische) eine bedeutende Rolle. Wichtigste Maßnahme, um die Wasserkraft besser zu nutzen, ist die Erneuerung der Maschinentechnik bei bestehenden Anlagen. Bei großen Anlagen, die vor 1945 in Betrieb gegangen sind, können auf diese Art etwa 15 Prozent Leistungssteigerung erreicht werden, während bei großen Anlagen nach 1985 nur noch mit rund vier Prozent Leistungszuwachs zu rechnen ist. Mit dem auf diese Weise erzielten Zuwachs an Energie könnten ca. 1,7 Millionen Vier-Personen-Haushalte mit Strom versorgt werden.
Kläranlagen: Energie erzeugen und Stromverbrauch verringern
Erste Aufgabe von Kläranlagen ist die Reinigung von Abwasser. Daneben leisten Kläranlagen schon seit vielen Jahrzehnten einen Beitrag zur Stromerzeugung durch Verstromung des bei der Klärschlammbehandlung anfallenden Klärgases. Auf diese Weise waren die Kläranlagen 2008 mit 1,1 Prozent an der Stromerzeugung aus regenerativen Energien beteiligt. Über Blockheizkraftwerke tragen Kläranlagen aber auch zur Wärmeerzeugung bei. Der gesamte Wärmebedarf in Deutschland wird auf das etwa Dreifache des Stromverbrauchs beziffert. Durch Ausrüstung aller 2 200 großen Kläranlagen (größer als 10 000 Einwohnerwerte) mit Blockheizkraftwerken und durch Verbesserung der bestehenden Anlagen ließe sich die Stromproduktion aus Klärgas verdoppeln.
Andererseits sind Kläranlagen die größten kommunalen Energieverbraucher. Ihr Stromverbrauch liegt bei 4,4 TWh pro Jahr (zum Vergleich: Schulen 3 TWh jährlich, Straßenbeleuchtung 3,4 TWh jährlich). Sowohl vor dem Hintergrund des Klimawandels als auch im Hinblick auf Kostenoptimierung gewinnen Fragen der Steigerung der Energieeffizienz auch bei Betreibern von Kläranlagen zunehmend Bedeutung.
Regelwerk und Bildung - Aus der Praxis für unsere Zukunft
Zahlreiche technische Publikationen sowie die Beiträge in den DWA-Fachorganen KA - Korrespondenz Abwasser, Abfall und KW - Korrespondenz Wasserwirtschaft zu den Themen Klima und Energie ermöglichen es der Fachöffentlichkeit, sich kompetent über die aktuellen Entwicklungen in den Bereichen Klimaschutz und Energieeffizienz zu informieren. Hier - und im Bereich der beruflichen Weiterbildung - legt die DWA hohen Wert auf fachkompetente und zeitnahe Information. Wärme- und Lageenergie aus Abwasser, Co-Vergärung und geothermischer Energie sowie die Hefte des Forums für Hydrologie seien hier beispielhaft genannt. Ein wichtiger Fachaustausch der deutschen Wasserexperten findet beispielsweise auf den DWA-Energietagen (19. bis 21.April 2010 in Potsdam) statt, zudem bietet die Vereinigung unter anderem Seminare zur Heizenergie aus Abwasser an.
Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) setzt sich intensiv für die Entwicklung einer sicheren und nachhaltigen Wasserwirtschaft ein. Als politisch und wirtschaftlich unabhängige Organisation arbeitet sie fachlich auf den Gebieten Wasserwirtschaft, Abwasser, Abfall und Bodenschutz.
In Europa ist die DWA die mitgliederstärkste Vereinigung auf diesem Gebiet und nimmt durch ihre fachliche Kompetenz bezüglich Regelsetzung, Bildung und Information der Öffentlichkeit eine besondere Stellung ein. Die rund 14 000 Mitglieder repräsentieren die Fachleute und Führungskräfte aus Kommunen, Hochschulen, Ingenieurbüros, Behörden und Unternehmen.
Quelle und Kontaktadresse:
DWA Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V.
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