Pressemitteilung | Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV)
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Versicherungswirtschaft 2005 mit 3,8 Prozent Wachstum Lebensversicherung mit starkem Beitragsplus – Kompositgeschäft leicht rückläufig

(Berlin) - In einer grundlegend veränderten Vorsorgelandschaft hat sich die deutsche Versicherungswirtschaft insgesamt gut behauptet. So stiegen die Beitragseinnahmen der 453 GDV-Mitgliedsunternehmen in 2005 um 3,8 (2004: 2,9) Prozent auf 157,8 Milliarden Euro. Das vergleichsweise hohe Beitragswachstum resultiert dabei vor allem aus dem Geschäftsverlauf in der Lebensversicherung; hier führte der Neugeschäftsboom aus 2004 zu einem unerwartet hohen Beitragsschub in 2005 (plus 6,9 Prozent).

Den gesamten Einnahmen der Versicherungswirtschaft standen nach vorläufiger Rechnung Leistungen bzw. Aufwendungen für Schadenfälle in Höhe von 164,3 (2004: 149,4) Milliarden Euro gegenüber (ausgezahlte bzw. den Leistungsreserven zugeführte Beträge, ohne Pensionskassen und –fonds). Die Auszahlungen an die Lebensversicherungskunden erreichten mit rund 64 Milliarden Euro ein Niveau von knapp 33 Prozent der Rentenauszahlungen der Deutschen Rentenversicherung für Arbeiter und Angestellte. In der privaten Krankenversicherung beliefen sich die Leistungsausgaben auf 17,4 Milliarden Euro, die Schaden- und Unfallversicherer wendeten 39,7 Milliarden Euro für Geschäftsjahresschäden auf.

Lebensversicherung - Boom bei Riester-Rente

Im Bereich der Lebensversicherung entwickelte sich das Beitragswachstum weit besser als erwartet: Die Prämieneinnahmen der im GDV organisierten Lebensversicherer, Pensionskassen und Pensionsfonds stiegen 2005 um 6,9 (2004: 2,6) Prozent auf rund 75 Milliarden Euro. Der Wachstumsschub ging dabei nicht nur auf das starke Neugeschäft in 2004 zurück, sondern auch auf einen Rückgang der Vertragsabläufe sowie auf ein deutliches Plus bei neu abgeschlossenen Rentenversicherungen gegen Einmalbeitrag im Jahr 2005.

Die Zahl der neu abgeschlossenen Verträge hat sich dagegen erwartungsgemäß gegenüber dem Rekordjahr 2004 stark vermindert – um 39 Prozent auf 7,8 Millionen Stück. Mit rund 15,4 Milliarden Euro ergab sich auch für die Beitragseinnahmen aus diesem Neugeschäft bezogen aufs Vorjahr ein Minus von 23 Prozent. Sieht man allerdings von Ausnahmejahren wie 1999 oder 2004 ab, so lagen 2005 die Ergebnisse im Neugeschäft durchaus im Trend der letzten Jahre.

Deutlich über allen Erwartungen lag 2005 mit 1,12 Millionen abgeschlossenen Verträgen die Nachfrage nach Riester-Renten. Nachdem die Lebensversicherer schon in den ersten neun Monaten mit rund 460 000 Verträgen den Vorjahreswert um 150 Prozent übertroffen hatten, verfünffachte sich das Neugeschäft mit 660 000 Verträgen nochmals im vierten Quartal.

Die Geschäftsentwicklung der privaten Krankenversicherung (PKV) war auch in 2005 stark durch die vorangegangenen Gesundheitsreformen geprägt. Der Nettozugang vollversicherter Personen minderte sich nach der drastischen Erhöhung der Versicherungspflichtgrenze zum dritten Mal in Folge und lag 2005 nur noch bei 109 400 Personen. Demgegenüber war die Nachfrage nach Zusatzversicherungen weiterhin hoch.

Das Beitragswachstum der PKV rutschte nach vorläufiger Rechnung mit einem immer noch beachtlichen Plus von 3,4 (2004: 6,8) Prozent erstmals seit Jahren unter den Branchendurchschnitt (2005 plus 3,8 Prozent). Von der Beitragseinnahme in Höhe von 27,3 Milliarden Euro entfielen auf die Krankenversicherung 25,4 Milliarden Euro (plus 3,4 Prozent) und auf die Pflegepflichtversicherung 1,9 Milliarden Euro (plus 3,2 Prozent).

Die Leistungsausgaben einschließlich der Schadenregulierungskosten erreichten insgesamt ein Volumen von rund 17,4 Milliarden Euro, in der Krankenversicherung waren es 16,8 Milliarden Euro (plus 4,3 Prozent), und in der Pflegepflichtversicherung 0,6 Milliarden Euro (plus 4,0 Prozent). Die Gesamtaufwendungen, das sind die Aufwendungen für Versicherungsfälle zuzüglich der Zuführung zur Alterungsrückstellung sowie zur Rückstellung für Beitragsrückerstattung, betrugen 30,6 Milliarden Euro.

Kompositversicherer im dritten Jahr in der Gewinnzone

Die Schaden- und Unfallversicherer konnten nach vorläufiger Rechnung auch das Jahr 2005 wieder mit einem guten versicherungstechnischen Gesamtergebnis abschließen. Bei leicht um 0,2 Prozent auf 55,3 Milliarden Euro verminderter Prämieneinnahme und einem um 0,8 Prozent auf 39,7 Milliarden Euro moderat anziehenden Schadenaufwand stieg die Schaden-Kosten-Quote nach Abwicklung um 0,8 Punkte auf 92 Prozent. Dies entspricht einem versicherungstechnischen Gewinn in Höhe von 4,4 (2004: 4,87) Milliarden Euro. Damit erzielten die deutschen Kompositversicherer nach den verlustreichen Jahren 1999 bis 2002 das dritte Jahr in Folge versicherungstechnische Gewinne.

Zum erfreulichen Gesamtergebnis trugen insbesondere die Sachsparten mit einem versicherungstechnischen Überschuss von mehr als 1,5 Milliarden Euro bei, wovon alleine auf die Industrielle Sachversicherung knapp 1,1 Milliarden Euro entfallen. Dennoch mussten die Versicherer im industriellen Sachbereich ein Beitragsminus von 3,4 (2004: plus 1,3) Prozent auf 4,1 Milliarden Euro hinnehmen, während der Aufwand aufgrund zahlreicher Großchäden um über 19 (2004: minus 5,3) Prozent auf 2,9 Milliarden Euro zulegte.

In der Kraftfahrtversicherung hatte sich das Beitragsplus bereits in den letzten Jahren kontinuierlich abgeschwächt. Im Berichtsjahr minderten sich die Prämieneinnahmen in der gesamten Kraftfahrtversicherung um 2,3 Prozent auf rund 22 Milliarden Euro. Ursächlich für diese Entwicklung waren insbesondere überproportionale Umstufungen in günstigere Schadenfreiheits-und Typklassen und vor allem ein sich weiter hochschaukelnder Preiswettbewerb. Doch begünstigt durch einen guten Schadenverlauf konnten auch die Kraftfahrtversicherer das Jahr 2005 mit schwarzen Zahlen im versicherungstechnischen Geschäft abschließen (plus 1,1 Milliarden Euro).

Auf der „Gewinnerseite“ standen auch die Unfall- und die Haftpflichtversicherer. In der Allgemeinen Unfallversicherung ergab sich bei einem bescheidenen Einnahmeplus von 0,5 Prozent auf 6,0 Milliarden Euro und einem um 0,5 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro leicht geminderten Schadenaufwand ein versicherungstechnischer Überschuss von rund 760 Millionen Euro. Die Allgemeine Haftpflichtversicherung steuerte rund 750 Millionen Euro zum versicherungstechnischen Geschäftsergebnis der Kompositsparten bei. Hier stiegen die Prämieneinnahmen nicht zuletzt dank der wirksam gewordenen Beitragsanpassungsmöglichkeit um 3,5 (2004: 3,6) Prozent auf 6,8 Milliarden Euro, während sich der Aufwand für Geschäftsjahresschäden nur moderat um 1 (2004: 1,8) Prozent auf 4,5 Milliarden Euro erhöhte.

Für die Transportversicherer hat sich die Ertragslage trotz eines rückläufigen Prämienwachstums (minus 1,0 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro) weiter verbessert. Begünstigt durch einen guten Schadenverlauf verbesserte sich das versicherungstechnische Ergebnis gegenüber 2004 um über 50 Millionen auf 130 Millionen Euro. In der Kredit-, Kautions- und Vertrauensschadenversicherung konnte mit 6,0 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro zwar ein überdurchschnittlicher Umsatzzuwachs erzielt werden. Doch deutlich darüber lag mit 25 Prozent das Plus beim Aufwand. Hier führte im wesentlichen ein Großschaden zu einem deutlichen Gewinneinbruch von 210 Millionen Euro in 2004 auf knapp 85 Millionen Euro.

Für die Rechtsschutzversicherer machte sich wie vorausgesagt die Erhöhung der Rechtsanwaltsgebühren infolge des Rechtsanwaltsvergütungsgesetzes deutlich bemerkbar. Der Schadenaufwand zog um 12,5 Prozent auf rund 2,4 Milliarden Euro an, wobei die Beitragsanpassungsmechanismen der Sparte noch nicht greifen konnten. Insgesamt ergab sich ein Beitragsplus von 3,0 (2004: 3,4) Prozent auf rund 3,0 Milliarden. Der versicherungstechnische Verlust schnellte von 40 auf 150 Millionen Euro - das sind rund 5 Prozent der Prämieneinnahmen in Rechtsschutz.

Verhaltene Wachstumsaussichten für das laufende Jahr

Nachdem die Geschäftsentwicklung in der Lebensversicherung 2004 und 2005 stark von den Auswirkungen des Alterseinkünftegesetzes überlagert war, dürfte sich gegenwärtig vor allem die „Wachstumsdelle“ im letztjährigen Neugeschäft bremsend auf die Beitragsentwicklung auswirken. Einschließlich der Pensionsfonds und Pensionskassen könnte das Beitragswachstum in der Lebensversicherung bei knapp 21/2 Prozent liegen. Für die Lebensversicherung im engeren Sinne erscheint derzeit ein Plus von 2 Prozent realistisch.

Unter der Voraussetzung, das es im laufenden Jahr zu keinen weiteren negativen Auswirkungen gesundheitspolitischer Reformen kommt, könnte die private Krankenversicherung ein Beitragsplus von geschätzten 4 Prozent erreichen. In der Schaden- und Unfallversicherung drücken dagegen der hohe Grad der Marktdurchdringung und der intensive Preiswettbewerb weiterhin stark auf den Umsatz, so dass hier von einem Minus von 11/2 Prozent auszugehen ist.

Aus den Vorabschätzungen für die Hauptsparten ergibt sich als Prognose für die Versicherungswirtschaft insgesamt ein gegenüber 2005 stark abgeflachtes Umsatzplus in der Größenordnung von 11/2 Prozent (einschl. Pensions- und Sterbekassen).

Quelle und Kontaktadresse:
Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) Peter Schwark, Pressesprecher Friedrichstr. 191-193a, 10117 Berlin Telefon: (030) 20205000, Telefax: (030) 20206000

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