Versorgungssicherheitsbericht bestätigt Handlungsdruck: VIK fordert zügigen Kraftwerkszubau
(Berlin) – Die gestern von der Bundesnetzagentur veröffentlichte Analyse zur Stromversorgungssicherheit bis 2035 bestätigt die Einschätzung des Verbandes der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK): Ohne den raschen Zubau steuerbarer Kraftwerkskapazitäten drohen Versorgungslücken.
„Der Bericht der Bundesnetzagentur bestätigt, was der ERAA-Bericht der ENTSO-E bereits seit zwei Jahren zeigt: Die Versorgungssicherheit ist nur gewährleistet, wenn zusätzliche steuerbare Kapazitäten von mehr als 20 GW errichtet werden“, erklärt Christian Seyfert, Hauptgeschäftsführer beim VIK.
Der VIK sieht sich durch die Ergebnisse in seiner Position im Rahmen der Konsultationen zum von der vorherigen Regierung vorgelegten Entwurf eines Kraftwerkssicherungsgesetzes (KWSG-E) bestätigt. Die im Bericht ausgewiesenen Bedarfe übersteigen die bisher in der Kraftwerksstrategie vorgesehenen Leistungen deutlich. Ein technologieneutraler Kapazitätsmechanismus ist aus Sicht des VIK zwingend erforderlich, um Investitionen in neue steuerbare Kraftwerke anzureizen.
Besonders alarmierend: Der Versorgungssicherheitsstandard, gemessen an der Loss of Load Expectation (LOLE), wird ab dem Jahr 2028 in allen Szenarien für Deutschland überschritten. Der Schwellenwert liegt bei 2,77 Stunden pro Jahr – dessen Überschreitung nicht zwingend auf Blackouts hindeutet, aber auf potenzielle „Brown-Outs“: Situationen, in denen das Stromangebot die Nachfrage nicht mehr vollständig decken kann und große Lasten, etwa Industrieanlagen, temporär abgeschaltet werden müssten.
Industrielle Flexibilität als Teil der Lösung – aber keine Alternative zum Kraftwerkszubau
Der Bericht unterstreicht die Bedeutung von Nachfrageflexibilität zur Begrenzung des Kraftwerksbedarfs. Industrieunternehmen können grundsätzlich durch Lastverschiebung zur Versorgungssicherheit beitragen. Der VIK weist jedoch darauf hin, dass die Flexibilitätspotenziale in der Industrie begrenzt und sehr heterogen sind – teils sogar innerhalb einzelner Branchen. „Flexibilität anzureizen ist wichtig, aber kein Ersatz für gesicherte Leistung“, so Seyfert. „Die Flexibilitätserbringung für das Stromnetz ist nicht das Kerngeschäft der Industrie. Der Zubau von mindestens 20 GW gesicherter Leistung ist nicht verhandelbar, unabhängig von den Flexibilitätspotenzialen.“
Netzausbau und Redispatch bleiben kritisch
Auch netzseitig zeigt der Bericht Handlungsbedarf: Die Versorgungssicherheit ist nur bei planmäßigem Netzausbau und ausreichender Redispatchleistung gegeben. Der VIK fordert daher eine konsequente Umsetzung der Netzausbauprojekte und eine stärkere Berücksichtigung industrieller Standortfaktoren bei der Kraftwerksplanung.
Quelle und Kontaktadresse:
VIK - Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft e.V., Alexander Ranft, Bereichsleiter(in) Kommunikation, Leipziger Platz 10, 10117 Berlin, Telefon: 030 2124920