VhU zur Einschätzung der Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt / Charlotte Venema: "Der dualen Ausbildung geht das obere Drittel der Jugendlichen verloren."
(Frankfurt am Main) - Realschüler wollen einen Hochschulzugang, Abiturienten wollen auf jeden Fall studieren. Der Trend Jugendlicher geht zum Studium und rein schulischen Abschlüssen. Die Besetzung von Ausbildungsplätzen scheitert häufig an der Diskrepanz zwischen Vorstellungen der Jugendlichen und den Anforderungen der angebotenen Ausbildungsplätze. Gibt es eine mangelnde Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen trotz Fachkräftemangel? Die Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) ist der Frage nachgegangen und hat in einer kleinen Blitzumfrage ein Stimmungsbild bei Unternehmen erhoben, die für einen repräsentativen Teil der Ausbildungsplätze in Hessen aus der Metall- und Elektro-Industrie, der chemischen Industrie und der Banken und Dienstleistung stehen.
"Der dualen Berufsausbildung geht das obere Drittel der Jugendlichen verloren. Unternehmen folgen dem Trend der Jugendlichen und werden in Zukunft vermehrt Bachelor einstellen", resümierte Charlotte Venema, die Ausbildungsexpertin der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU), die Ergebnisse. Auch duale Studiengänge, die in der Ausbildungsstatistik nicht auftauchten, aber betriebliche Ausbildung auf einem akademischen Niveau darstellten, spielten mit ca. 1.500 Anfängern in Hessen Jahr für Jahr eine größere Rolle. Der Trend wirke sich bei einer Mischung aus Hochtechnologie und Dienstleistung (z.B. Banken) in Hessen stärker und früher aus als anderswo. Die Bewerberzahlen um Ausbildungsplätze seien insgesamt noch ausreichend, aber es gebe deutliche Rückgänge. Gemessen an der Nachfrage der Unternehmen seien die Bewerbungen auf kaufmännische Berufe überproportional hoch. Bei technischen Berufen zeichne sich der Bewerbermangel bereits ab. Der Trend zu 'sitzend-sauber-trocken'-Berufen und akademischer Ausbildung setze sich weiter fort, insbesondere über schulische Bildungsgänge an beruflichen Schulen: Fachoberschule (FOS), die zweijährige Assistentenausbildung an höheren Berufsfachschulen und beruflichen Gymnasien. Dieser Trend führe zu einer sehr hohen Quote an Studienabbrechern: Die FOS-Absolventen stellen in Ingenieurstudiengängen 26 Prozent der Studienabbrecher, aber nur 5 Prozent der Absolventen. Ein erheblicher Teil dieser Studienabbrecher hätte bessere Chancen auf einen erfolgreichen Abschluss, wenn er die Hochschulzugangsberechtigung über eine duale Berufsausbildung erlangt hätte. "Dieser Weg ist aber Jugendlichen, Eltern und Lehrern kaum bekannt bzw. gilt als minderwertig im Verhältnis zu schulischen Bildungsgängen. Schüler, die sich nicht für ein Gymnasium qualifizieren, gehen den Weg über die beruflichen Schulen", so Venema.
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