Pressemitteilung | VIK - Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft e.V.

VIK warnt: Geplante H₂-Netzentgelte gefährden Markthochlauf

(Berlin) - Der VIK – Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft e. V. sieht den angestrebten Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft durch zu hohe Netzentgelte in Gefahr. Christian Seyfert, Hauptgeschäftsführer des VIK, begrüßt das Vorhaben der Bundesnetzagentur, frühzeitig klare und verlässliche Rahmenbedingungen für die Nutzung der Wasserstoffinfrastruktur zu schaffen. Zugleich warnt er jedoch: „Das geplante Entgelt übersteigt deutlich den wirtschaftlich tragbaren Korridor – insbesondere für First-Mover-Projekte.“

Die Bundesnetzagentur plant ein bundeseinheitliches Hochlaufentgelt für das Wasserstoff-Kernnetz von 25 € pro Kilowattstunde pro Stunde pro Jahr (€/kWh/h/a). Dieses Entgelt liegt mehr als dreieinhalbmal über den aktuellen Erdgasfernleitungsnetzentgelten (6,70 €/kWh/h/a) und deutlich oberhalb der zuvor als wirtschaftlich tragfähig erachteten Bandbreite von 15 bis 20 €/kWh/h/a. Daraus ergeben sich erhebliche Risiken für den Markthochlauf von grünem Wasserstoff in Deutschland:

- Mehrfache Netzentgeltbelastung: Industrienutzer müssen das Entgelt sowohl beim Einspeisen als auch beim Ausspeisen zahlen. Kommt Speicherbetrieb hinzu, fallen bis zu vier separate Gebühren an, wodurch der Netzentgeltanteil am H₂-Preis je nach Auslastung auf bis zu 17 Prozent steigen kann.

- Gefährdung der Pioniere: Eine durchschnittlich angenommene Auslastung von 80 Prozent ist im frühen Hochlauf unrealistisch. First-Mover tragen ohne Entlastungsmechanismen ein hohes Investitionsrisiko, was Projekte verzögern oder verhindern kann.

- Unklare Kalkulationsgrundlage: Im zugrunde liegenden Fraunhofer-Gutachten wird der Wert von 25 €/kWh/h/a nur einmal als oberer Rand einer möglichen Spanne genannt. Warum genau dieser hohe Wert festgelegt wurde, bleibt bislang unklar. Aus Sicht der Industrie fehlt es an transparenter Begründung.

Der VIK fordert deshalb:

- Ein marktfähiges Hochlaufentgelt, das Investitionen ermöglicht – notfalls durch Zuschüsse aus dem Staatshaushalt.
- Eine Entlastung in der Anfangsphase – etwa durch eine längere Abschreibungsdauer für die Netzinvestitionen.
- Schnelle politische Entscheidungen, um die Rahmenbedingungen zügig zu klären.
- Einen bedarfsgerechten Netzausbau, der flexibel an die tatsächliche Nachfrage angepasst wird.
- Eine faire Kostenverteilung, bei der First Mover nicht überproportional belastet werden.

„Wasserstoff kann nur dann ein wettbewerbsfähiger Energieträger für die Industrie werden, wenn die Nutzung wirtschaftlich darstellbar ist – dazu zählt eine faire und realistische Entgeltstruktur“, betont Christian Seyfert, Hauptgeschäftsführer VIK.

Ein tragfähiges Entgeltsystem ist Voraussetzung für den Aufbau einer funktionierenden Wasserstoffwirtschaft – und damit für die Dekarbonisierung des Industriestandorts Deutschland.

Quelle und Kontaktadresse:
VIK - Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft e.V., Matthias Nuyken, stv. Pressesprecher, Leipziger Platz 10, 10117 Berlin, Telefon: 030 2124920

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