Vogelschutzbericht 2025: Zwischen Aufwind und Sinkflug
(Berlin) – Mit der jetzt erschienenen Publikation „Vögel in Deutschland – Bestandssituation 2025“, die gemeinsam vom Bundesamt für Naturschutz (BfN), der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten (LAG VSW) und dem Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) erstellt wurde, liegt nun der aktuelle nationale Vogelschutzbericht vor. Die Bundesregierung ist nach Artikel 12 der EU-Vogelschutzrichtlinie verpflichtet, alle sechs Jahre umfassende Daten zum Zustand der Vogelwelt in Deutschland an die EU-Kommission zu übermitteln.
Insgesamt zeigt der Bericht ein gemischtes Bild. Während einige Arten von konsequenten Schutzmaßnahmen profitieren, steht es um viele andere schlecht. Positiv entwickeln sich unter anderem Uhu, Großtrappe, Kranich und Seeadler. Diese Erfolge zeigen, dass gezielte Schutzmaßnahmen wie Artenhilfsprogramme, nachlassende Verfolgung, das Verbot von Umweltgiften sowie die Ausweisung und das wirksame Management von Schutzgebieten Wirkung zeigen.
Besorgniserregend ist dagegen die Situation der Agrar- und Wiesenvögel. Viele Arten, die landwirtschaftliche Flächen zum Brüten nutzen und früher häufig waren, zählen weiterhin zu den größten Verlierern der letzten 24 Jahre. So verzeichnen Rebhuhn (-66 Prozent), Bekassine (-66 Prozent), Kiebitz (-65 Prozent), Wachtelkönig (-61 Prozent), Braunkehlchen (-59 Prozent) und Uferschnepfe (-59 Prozent) teils drastische Rückgänge.
Der NABU warnt davor, kurzfristige Stabilisierungstendenzen als Erholung zu deuten. Zwar sei der Bestand des Rebhuhns, das kürzlich zum Vogel des Jahres 2026 gekürt wurde, im aktuellen Kurzzeittrend auf sehr niedrigem Niveau stabil, der Langzeittrend seit Mitte der 1990er-Jahre weist jedoch einen dramatischen Einbruch um 87 Prozent auf. NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger erklärt: „Die vermeintliche Erholung beim Rebhuhn ist ein Trugbild, da nur noch ein Bruchteil der ursprünglichen Bestände übrig ist. Die Daten verdeutlichen, dass ein „Weiter so“ in der Agrarpolitik keine Option ist. Die in der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU zur Verfügung stehenden Mittel müssen daher konsequent darauf ausgerichtet werden, Landwirtinnen und Landwirte das Erbringen von Umweltleistungen zu honorieren. Die aktuellen Vorschläge der europäischen Kommission zur Weiterentwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik gehen jedoch in die entgegengesetzte Richtung und stellen die Legitimation der Zahlungen vor dem Hintergrund knapper Kassen immer mehr in Frage.“
Auch bei den Vogelschutzgebieten besteht dringender Handlungsbedarf. Für mehr als die Hälfte der Gebiete liegen nach wie vor keine vollständigen Managementpläne vor. Noch immer werden nicht überall alle nötigen Maßnahmen konsequent umgesetzt. Insbesondere fehlen in der Umsetzung jene Maßnahmen, die der Klimaanpassung dienen, wie beispielsweise Renaturierung, Wiedervernässung und Wasserrückhalt.
Insgesamt scheinen auf den ersten Blick die „Klimagewinner“ den Schnabel vorn zu haben: Zu den in den vergangenen 24 Jahren am stärksten zunehmenden Arten gehören solche, die von wärmerem Klima und milderen Wintern profitieren und ihr Brutgebiet weiter nach Norden ausdehnen können. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass vor allem die Bestände vieler häufiger Arten, die gemäßigte Temperaturen bevorzugen, tendenziell abnehmen. Die Zahl der Klimaverlierer wird weiter steigen, denn insbesondere für spezialisierte Arten sind extreme Wetterereignisse und zunehmende Dürreperioden besonders problematisch.
Der NABU sieht in dem im vergangenen Jahr verabschiedeten EU-Gesetz zur Wiederherstellung eine große Chance. „Wiedervernässte Feuchtgebiete sind Lebensraum, Wasserspeicher und Klimaschützer zugleich. Moore und nasse Wiesen halten Wasser zurück und mildern so Hochwasser ab, sie kühlen die Landschaft und speichern Kohlenstoff. Dies hilft sowohl den Vögeln als auch den Menschen. Deutschland muss nun zeigen, dass es seine Verpflichtung ernst nimmt und zerstörte Lebensräume konsequent wiederherstellt“, fordert Krüger.
Das gilt nicht nur für Brutvögel, sondern auch für Zugvögel, denn Deutschlands Bedeutung als Mauser-, Rast- und Überwinterungsgebiet wächst – und damit auch die Verantwortung für den internationalen Vogelschutz.
Quelle und Kontaktadresse:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU), Roland Panter, Referent(in) Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Charitéstr. 3, 10117 Berlin, Telefon: 030 284 984-0
Weitere Pressemitteilungen dieses Verbands
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen


