Vorfahrt für Energieeffizienz / vzbv will Effizienzoffensive für Autos, Gebäude und Elektrogeräte / Altbausanierung erst im Jahr 2115 abgeschlossen
(Berlin) - Angesichts immer weiter steigender Benzin-, Gas- und Strompreise hat der Verbraucherzentrale Bundesverband eine Offensive für mehr Energieeffizienz bei Wohngebäuden, Kraftfahrzeugen und elektrischen Geräten verlangt. "Die Anbieter von Autos oder Elektrogeräten und die Hauseigentümer brauchen stärkere Anreize, um sparsamere Produkte und effizientere Immobilien anzubieten," sagte vzbv-Vorstand Prof. Dr. Edda Müller. Sie forderte die rasche Einführung eines Gebäude-Energiepasses.
Besonderen Handlungsbedarf gibt es auf dem Immobilienmarkt: Trotz milliardenschwerer Sanierungsprogramme komme die Sanierung des Gebäudebestands nur schleppend voran, so vzbv-Chefin Edda Müller. Doch nicht nur das Tempo fehlt, auch die Ergebnisse der Sanierungen sind bescheiden: Nur jedes dritte Gebäude wird energetisch und wirtschaftlich optimal erneuert.
"Die Politik darf diese miserablen Ergebnisse nicht länger hinnehmen," so Deutschlands oberste Verbraucherschützerin. Die nötigen Anreize für die bestmöglichen Sanierungsergebnisse müsse die Einführung eines Gebäude-Energiepasses schaffen: Käufer und Mieter von Immobilien könnten so auf einen Blick erkennen, welche Energiekosten auf sie zukommen. Die Einführung des Gebäude-Energiepass werde eine Investitionswelle auslösen: "Mit diesen Investitionen senken wir die Heizkosten und beleben die Baukonjunktur."
"Kein anderes Land kann so dichte und so schöne Fenster bauen!"
... mit diesem Satz in einem Bild-Interview machte CDU-Kanzlerkandidatin Angela Merkel Schlagzeilen. Auch wenn deutsche Bauprodukte international tatsächlich wettbewerbsfähig sind: Altbau-Sanierungen bleiben häufig hinter dem Machbaren zurück: Nur bei jedem dritten Gebäude ist der Energieverbrauch nach der Sanierung so niedrig, wie es technisch und wirtschaftlich möglich wäre. Auch die Geschwindigkeit lässt zu wünschen übrig. Nach derzeitigem Tempo wäre der deutsche Gebäudebestand erst im Jahr 2115 vollständig saniert.
Bei der Senkung des Flottenverbrauchs der Kraftfahrzeuge sieht der vzbv die EU-Kommission gefordert, wenn die Autohersteller ihre abgegebene Selbstverpflichtung, bis zum Jahre 2008 den Durchschnittsverbrauch deutlich zu senken, nicht einhalten. "Aber nicht nur die Hersteller sind am Zug," so Edda Müller.,"ob die Fahrt mit dem PKW in Zukunft noch bezahlbar bleibt, haben auch die Verbraucher in der Hand, indem sie sich für sparsamere Modelle entscheiden und ihr Fahrverhalten anpassen." Bei einem Ölpreis von 100 Dollar je Barrel, wie er kürzlich durch die Investmentbank Goldman-Sachs prognostiziert wurde, müssen sich die Autofahrer auf einen Tankstellenpreis von knapp zwei Euro je Liter einstellen. Die Bundesregierung habe es versäumt, durch eine klare Kennzeichnungspflicht den Energieverbrauch von Kraftfahrzeugen transparent zu machen.
Auch der Strompreis erreicht an der Leipziger Strombörse ein neues Rekordniveau: Die Preise für Haushaltskunden liegen in Deutschland europaweit schon lange an der Spitze. Gleichzeitig besteht in den privaten Haushalten ein erhebliches Stromsparpotential durch den Einsatz effizienter Geräte. Die Bundesregierung ist aufgefordert, die in Brüssel verabschiedete Öko-Design-Richtlinie so rasch wie möglich umzusetzen, damit Energiefressern ein Riegel vorgeschoben werden kann. Die Öko-Design-Richtlinie schreibt Mindeststandards für den Energieverbrauch elektrischer Geräte vor.
Die aktuelle energiepolitische Diskussion kritisierte vzbv-Vorstand Edda Müller als zu angebotslastig. "Nicht Kohle und Kernenergie gehören ins Zentrum des politischen Interesses, sondern die Steigerung der Energieeffizienz. Dies ist auch im Interesse der gesamten Volkswirtschaft, da die Kosten für die Einsparung von Energie deutlich unter den Kosten für zusätzlich erzeugte Energie liegen."
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