Was wäre ein Festival ohne Sound? BDKV fordert EU zum Schutz der Kulturfrequenzen auf
(Hamburg) - Ob Klassik-Open-Air, Elektro-Festival oder Theater im Stadtpark – drahtlose Mikrofone, In-Ear-Systeme und Crew-Kommunikation haben eines gemeinsam: Sie brauchen stabile und verlässliche Funkfrequenzen. Genau diese Basis steht nun in Europa auf dem Prüfstand.
Der Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft e.V. (BDKV) hat im Rahmen eines öffentlichen Anhörungsverfahrens eine Stellungnahme zur Zukunft des UHF-Bands 470–694 MHz („Kulturfrequenzen“) über die Radio Spectrum Policy Group (RSPG) der Europäischen Kommission eingereicht. Damit stärkt der Verband die politische Stimme der Kultur auf EU-Ebene und fordert, das Frequenzband auch künftig für Kultur und Medien zu sichern.
Warum ist dieses Band so wichtig?
Die Frequenzen zwischen 470 und 694 MHz sind physikalisch ideal für den Einsatz bei Live-Veranstaltungen: Sie durchdringen Körper, Wände und Bühnenbauten besser als andere Bereiche und sind die Grundlage für eine europaweit etablierte Technik. Ohne diese Kulturfrequenzen wären professionelle Live-Produktionen vielerorts nicht mehr zuverlässig möglich – mit gravierenden Folgen für Veranstaltende, Künstler*innen und Publikum.
Und nicht nur dort: von der Kirche bis zum Bundesligaspiel, von der Messe bis zum Parteitag senden Mikrofone, Kameras und Sicherheitssysteme drahtlos. Wie sensibel die Funknetze seit dem letzten Einschnitt zugunsten des Mobilfunks geworden sind, ist bereits heute deutschlandweit spürbar. So beklagte ein Headliner-Festival den Ausfall der wichtigsten Mikrofone bei laufender Show, während an der Westgrenze Deutschlands oder in den Metropolen bei großen Produktionen die Frequenzen wegen konkurrierender Nutzungen stellenweise überlastet sind.
„Die drahtlose Kommunikation auf Basis der Kulturfrequenzen ist das technische Rückgrat unserer Arbeit – sie sichern indoor und outdoor sämtliche Aufführungen, Proben und Produktionen in ganz Europa. Wenn wir dieses Frequenzband noch weiter beschränken, verlieren wir nicht nur die Grundlage einer professionellen Arbeit, sondern auch die Grundlage für kulturelle Vielfalt“, erklärt BDKV-Geschäftsführer Johannes Everke.
Politischer Rahmen
Die RSPG ist das hochrangige Beratungsgremium der EU-Kommission für Fragen der Funkfrequenzpolitik. Ihre Empfehlungen fließen direkt in die Vorbereitung der nächsten Weltfunkkonferenz 2027 ein, bei der über die künftige Nutzung des UHF-Bands entschieden wird. Ende 2023 hatte die RSPG in ihrer Stellungnahme bekräftigt, dass Rundfunk und PMSE (inkl. Kulturfrequenzen) weiterhin Zugang zum UHF-Band brauchen – ein Teilerfolg für Kultur und Medien.
Im aktuellen Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD wird das UHF-Band zudem mehrfach ausdrücklich im Zusammenhang mit Kultur und Medien genannt. Hiernach ist vorgesehen, die terrestrische Rundfunkverbreitung als kritische Infrastruktur zu schützen und die Nutzung durch Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) separat zu regeln – ein starkes politisches Signal. Nun gilt es, dieses Ziel auch in Brüssel durchzusetzen.
Europäische Allianz für Kulturfrequenzen
Der BDKV engagiert sich seit Jahren als Partner der europäischen Initiative Save Our Spectrum (SOS), die Kultur- und Medienakteure im internationalen Frequenzdiskurs bündelt. SOS-Sprecher Dr. Jochen Zenthöfer bringt es auf den Punkt: „Ohne Funkfrequenzen keine Kultur, ohne Kultur keine Demokratie, ohne Demokratie kein Europa.“
Mit seiner Stellungnahme bringt der BDKV die Perspektive der deutschen Live-Branche in die europäischen Prozesse ein – im Interesse der gesamten vielfältigen Kulturveranstaltungslandschaft mit ihren Millionen Beteiligten auf, hinter und vor der Bühne. Auch das Forum Veranstaltungswirtschaft schließt sich den Positionen des BDKV an und hat eine entsprechende Stellungnahme eingereicht.
Alle eingereichten Stellungnahmen sind auf der Website der Radio Spectrum Policy Group (RSPG) abrufbar.
Quelle und Kontaktadresse:
BDKV Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft e.V., Felix Poulheim, Referent(in) Kommunikation und Medien, Georgsplatz 10, 20099 Hamburg, Telefon: 040 4605028