Pressemitteilung | Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF)

Well-Aging – den Alterungsprozess verlangsamen

(München) - „Das Ziel des Lebens ist es, jung zu sterben, aber das so spät wie möglich“, schrieb der britische Philosoph Ashley Montagu. Dem uralten Traum der Menschheit ist die Zell- und Altersforschung auf die Spur gekommen, um geschmeidige Muskeln, straffere Haut, stabile Knochen sowie die geistigen und mentalen Fähigkeiten länger fit zu erhalten.

Die Menschen werden immer älter...
Vor 100 Jahren betrug die durchschnittliche Lebenserwartung der Deutschen 47 Jahre, und heute sind etwa 15 Prozent älter als 65. Bereits 2050 zählt jeder dritte Bundesbürger zu dieser Altersgruppe. In Gemeinsamkeit haben der medizinische Fortschritt (Impfstoffe und Antibiotika), verbesserte Wohnverhältnisse und Hygienemaßnahmen sowie reichliche Kost dazu beigetragen, dass wir älter werden können. Doch erst mit der Entschlüsselung der Genstrukturen in 70-100 Billionen Körperzellen wurde klar: Das Geheimnis wie und warum der Mensch altert, ist in den Urbausteinen allen Lebens, den Genen, angelegt.

Die Zellen entscheiden über Altern und Krankheit
Die genetische Erbsubstanz, aufgerollt in den Chromosomen, befindet sich in der DNS (Desoxyribonukleinsäure). Hier sind in Milliarden von Abschnitten, die einer dreidimensionalen Wendeltreppe ähneln, alle Merkmale und Anlagen gespeichert. Etwa 200.000 Gene befinden sich auf den Chromosomen und viele warten noch auf ihre Entschlüsselung. Je vitaler die Zelle, umso größer ist ihre Fähigkeit der fehlerfreien Teilbarkeit, um ausgediente Bausteine durch frische zu ersetzen. Darum heilen z.B. Verletzungen bei Kindern rascher als bei älteren Menschen. Am Ende des Chromosoms befindet sich das so genannte Telomer in Gestalt eines winzigen Fädchens; es verkürzt sich bei jeder Zellteilung und es folgt der Zelltod, wenn es verbraucht ist. Nur Krebszellen sind „unsterblich“. Ihr „Lebensfaden“ verkürzt sich nicht.

Folgen von Zellkrümeln und freien Radikalen
Während der internen Energiegewinnung der Zelle entstehen Stoffwechselprodukte, so genannte Krümel, die durch exogene Einflüsse wie Nikotin, UV-Licht, Radioaktivität, belastete Nahrungsmittel, Alkoholmissbrauch und bedrückenden Stress verstärkt werden. Je mehr die Zelle davon verdauen muss, umso rascher wird die DNS in Mitleidenschaft gezogen. Freie Radikale untergraben nach und nach die erbgetreue Zellerneuerung. Es schleicht sich Fehlerhaftes ein wie bei einer verblassenden Fotokopie. An sich wird die Zelle mit schädigenden Radikalen recht gut fertig, nehmen die reaktiven Molekülbruchstücke jedoch überhand und mangelt es an antioxidativen Radikalfängern, z.B. den Antioxidanzien Vitamin C und E, schwindet die Immunität und Krankheiten sowie beschleunigte Alterungsprozesse sind die Folge.

Hormonelle Einflüsse auf das Altern
Bestimmte Hormone mit Anti-Aging-Wirkung nehmen im Laufe des Lebens deutlich ab. Geht das körpereigene Östrogen zurück, wird u.a. die Visitenkarte Haut dünner, da sie weniger Flüssigkeit bindet. Ober – und Unterhaut lassen sich gegen einander verschieben und die Faltenbildung schreitet fort. Ebenso sind die Schleimhäute von Trockenheit geprägt. Eine Hormonsubstitution bietet die Möglichkeit, die biologische Alterung zu verlangsamen. Im Rahmen des Alterungsprozesses fallen folgende Hormone ab: Östrogene, Testosteron (bei Männern), Dehydroepiandrosteron (DHEA) und dessen Sulfatverbindung (DHEAS) sowie Wachstumshormon und Melatonin. Ausnahmen bilden Schilddrüsenhormone und Kortisol.

Altern beginnt bei den Muskeln
Geht die Muskelmasse zurück, schwinden Kraft, Koordination, Ausdauer und Schnelligkeit. Bereits ab 20 Jahren nehmen untrainierte Muskeln stetig ab. Mit 70 Jahren sind das etwa 40 Prozent. Während jüngere Jahrgänge die Muskulatur wieder aufbauen können, ist das ab 65 schwierig. Jedoch steigert das „Medikament Bewegung“ die Lebensqualität erheblich. Eine randomisierte und kontrollierte Interventionsstudie mit 173 zuvor inaktiven Frauen zwischen 50 und 75 Jahren bewies die stimulierenden und antiinflammatorischen Wirkungen auf die muskeleigenen Myokine. Sie bremsen pro-entzündliche und pro-atherogene Alterungsprozesse aus und schenken bei regelmäßiger Bewegung (drei- bis viermal eine halbe Stunde pro Woche) Lustgefühle, Lebensfreude, Entspannung und Zufriedenheit. Das kostenlose und nebenwirkungsfreie Psychopharmakon Bewegung spart Medikamente (70 Prozent der verordneten Psychopharmaka erhalten Frauen).

Angepasste Ernährung ein Leben lang
Aufgrund neuer Schätzungen sind rund 70 Prozent der älteren Menschen fehlernährt und trinken zu wenig! Wer schlank und fit bleiben und werden möchte, darf nicht hungern, sondern sollte sich satt essen und mit Verstand auf die richtige Kost achten. Außerdem beträgt die tägliche Trinkmenge mindestens zwei Liter. Nach dem Motto: „Abwechslungsreich, energiearm und nährstoffreich“, sollten nur so viele Energieträger auf dem Teller liegen, wie tatsächlich erforderlich sind. Wer täglich möglichst 5 Portionen frisches Obst, Salat und Gemüse zu sich nimmt, darüber hinaus Vollkorn- und fettarme Milchprodukte bevorzugt, erhält antioxidative Vitamine sowie Mengen- und Spurenelemente. Es handelt sich vor allem um Kalzium, Magnesium, Zink und Selen. Vitaminpillen allein sind kein Rezept, um Ernährungsfehler zu korrigieren. Nahrungsergänzungsmittel ergänzen, was fehlt und benötigen je nach Alter und individueller Lebenssituation eine bedarfsgerechte Dosierung, die mit dem Arzt besprochen werden sollte.

5 sinnvolle Regeln lauten:
• Eine Östrogensubstitution der postmenopausalen Frau sollte insbesondere bei Missempfindungen und krankhaften Symptomen unter niedriger Dosierung und halbjähriger Kontrolle des Frauenarztes erfolgen.
• Eine kontrollierte Substitution von DHEA ist bei nachgewiesenem symptomatischen Mangel sinnvoll.
• Bei milden Schlafstörungen ist ein Therapieversuch mit Melatonin möglich.
• Eine Anti-Aging-Maßnahme mit Wachstumshormon ist nach der bisherigen Datenlage schwierig.
• Die wirksamsten Präventions- und Anti-Aging-Maßnahmen sind: Senkung des oxidativen Stresses durch die Reduzierung freier Radikale, das weitgehende Vermeiden von Nikotin, UV-Licht, Radioaktivität und die bedarfsgerechte Versorgung mit Antioxidanzien sind ein positiver Schritt, die biologische Altersuhr zu verlangsamen.
Mit diesen Betrachtungen möchte der Berufsverband der Frauenärzte auf die vielfältigen Möglichkeiten des Well-Aging hinweisen. Frauenärztinnen und -ärzte sind verlässliche Partner auf dem Wege, jugendlich und fit älter zu werden.

Quelle und Kontaktadresse:
Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF) Maria-E. Lange-Ernst, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Pettenkoferstr. 35, 80336 München Telefon: (089) 244466-0, Telefax: (089) 244466-100

(bl)

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