Pressemitteilung | Bayerischer BauernVerband (BBV)

Weltmarkteroberungspolitik Einhalt gebieten / Sonnleitner: Rübenbauern und Zuckerwirtschaft brauchen Perspektive

(München) - Die heimischen Zuckerrübenanbauer befürchten, auf dem Altar der Liberalisierung geopfert zu werden. „Die nun bekannt gewordenen Pläne der EU-Kommission, den Zuckerpreis um 39 Prozent und die Zuckerrüben-Mindestpreise um 42,6 Prozent zu senken, lehnen wir strikt ab“, sagte der Präsident des Deutschen und des Bayerischen Bauernverbandes, Gerd Sonnleitner, beim „Strategietreffen Existenzfrage Zucker“, zu dem heute in München Vertreter der Zuckerrübenanbauverbände und der Zuckerwirtschaft mit den Agrarministern der unionsregierten Bundesländer zusammengekommen sind.

Mit den geplanten Einschnitten werden Tausende von Arbeitsplätzen innerhalb wie außerhalb der Landwirtschaft einer verfehlten Globalisierung geopfert, kritisierte Sonnleitner. In Bayern bauen derzeit 14 500 Betriebe Zuckerrüben auf einer Fläche von 78 300 Hektar an. Betroffen von einer Reform der Zuckermarktordnung nach EU-Vorstellungen wären in Bayern auch die vier Zuckerfabriken mit rund 1200 Beschäftigten. Rechnet man den vor- und nachgelagerten Bereich dazu, so hängen an der Zuckerproduktion in Bayern 4600 Arbeitsplätze.

„Die Politik muss sich endlich ihrer Verantwortung gegenüber der heimischen Zuckerrübenproduktion und -verarbeitung bewusst werden“, sagte Sonnleitner und forderte die rot-grüne Bundesregierung auf, die Interessen der heimischen Produzenten in den laufenden WTO-Verhandlungen mit aller Entschiedenheit zu vertreten. Denn der hemmungslos betriebenen Weltmarkteroberungspolitik Brasiliens ohne Beachtung der Umwelt und der sozialökonomischen Kriterien müsse Einhalt geboten werden.

„Wir dürfen nicht zulassen, dass als Folge der vollständigen Liberalisierung des EU-Zuckermarktes Rübenzucker durch Rohrzucker verdrängt wird und ohne Not Tausende von Existenzen und Arbeitsplätzen aufs Spiel gesetzt werden. Es sind gerade die großen Zucker produzierenden Länder wie Brasilien und Australien, die die europäische Marktordnung aushebeln wollen“, sagte Sonnleitner und zeigte Fakten auf: Brasilien, das mit seiner aggressiven Exportpolitik vorpresche, habe seine Rohrzuckerproduktion seit Anfang der 90er Jahre mehr als verdoppelt. Brasilien produziere mit billigsten Arbeitskräften und nehme nur wenig Rücksicht auf Natur, Umwelt und ein stabiles Lohnniveau. Von den vorgeschlagenen Reformen würden nicht die Verbraucher, sondern lediglich ein paar Zuckerbarone profitieren. Welche Folgen ein völlig freier Markt haben kann, machte in den vergangenen Jahren das Beispiel Kaffee deutlich. Die Armut der Kaffeebauern zeigt, was ein liberalisierter Markt anrichtet.

Sonnleitner appellierte an die Politik, die Vorteile der heimischen Zuckerwirtschaft zu sehen: „Unsere Bauern erzeugen Rüben an geeigneten Standorten, mit gut ausgebildeten Arbeitskräften, mit hoch entwickelter Technik und Know-how auf höchstem Niveau, schonend und umweltfreundlich. Unsere Bauern tragen zur Stabilisierung der heimischen Verarbeitungsindustrie durch die Lieferung ihrer qualitativ hochwertigen Rohstoffe auf kurzem Wege bei.“

Sonnleitner mahnte eine maßvolle Reform der Zuckermarktordnung an. Der Bauernpräsident forderte Ministerrat und EU-Parlament auf, jetzt Flagge zu zeigen und die EU-Zuckerproduktion nicht wenigen Großunternehmen in Brasilien zu opfern. Wichtig sei es, den Rübenbauern und der Zuckerwirtschaft eine tatsächliche Perspektive im Markt zu erhalten – und nicht nur eine vage Option auf das Prinzip Hoffnung.

Quelle und Kontaktadresse:
Bayerischer BauernVerband, Körperschaft des öffentlichen Rechts Max-Joseph-Str. 9, 80333 München Telefon: 089/558730, Telefax: 089/55873505

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