Pressemitteilung | Deutscher Bauernverband e.V. (DBV)

Weltweite Hungerbekämpfung nur über Stärkung der Landwirtschaft zu erreichen / Gemeinsame Erntedankerklärung von Kirchen und Landwirtschaft

(Berlin) - Ursache des bisher ungelösten Hungerproblems in Entwicklungsländern ist nicht die europäische Agrarpolitik, sondern vielmehr das Zusammenspiel von Korruption und Unrecht in Regierung und Verwaltung, von ungesichertem Eigentum der Bauernfamilien sowie mangelhafter Ausbildung. Schlüsselfaktoren für eine gesicherte Selbstversorgung mit Lebensmitteln ist weltweit eine produktive Landwirtschaft, die durch staatlich gesichertes und geschütztes Recht der Bäuerinnen und Bauern auf Eigentum, durch funktionierende Märkte für Nahrungs-, Dünge- und Pflanzenschutzmittel, durch Förderung von Ausbildung und Beratung sowie durch Ausbau der Infrastruktur im ländlichen Raum erreicht wird. Dies unterstreichen zum Erntedankfest (2. Oktober 2005) die beiden kirchlichen Organisationen, Ausschuss für den Dienst auf dem Lande der Evangelischen Kirche in Deutschland (ADL) und die Katholische Landvolkbewegung Deutschlands (KLB) in einer gemeinsamen Erklärung mit dem Deutschen Landfrauenverband (dlv) und dem Deutschen Bauernverband (DBV). Globaler Agrarhandel werde das Hungerproblem nicht lösen, stellen die vier Organisationen in ihrer Erklärung fest. Denn etwa drei Viertel der 1,2 Milliarden absolut Armen leben auf dem Land, für die die Landwirtschaft die einzige Einkommensquelle darstelle. Wenn selbst Bäuerinnen und Bauern hungern würden, liege die Ursache dafür nicht in der EU-Agrarpolitik. Die EU sei weltweit sogar größter Importeur von Agrargütern aus Entwicklungsländern.

In ihrer gemeinsamen Erklärung sprechen die vier Organisationen sich auch für eine starke nationale Agrarpolitik aus, die die auf Weltmarkt ausgerichteten landwirtschaftlichen Betriebe im Wettbewerb stärkt und ermutigt. Die Landwirte seien dadurch gezwungen, sich standortgebunden und unter Einhaltung hoher Standards im Verbraucher- und Naturschutz auf den globalisierten Agrarmärkten durchzusetzen. Mit der Umsetzung der EU-Agrarreform wurden die Ausgleichszahlungen von der Fläche entkoppelt und bewusst wieder an die Einhaltung von Umwelt- und Tierschutzstandards geknüpft, so dass der Landwirt als Unternehmer gestärkt werde. Eine von Bäuerinnen und Bauern getragene umweltgerechte Landwirtschaft benötige mehr Akzeptanz beim Verbraucher, genauso wie in den Agrarverhandlungen der Welthandelsverhandlungen der WTO. Zielsetzung – so die vier Organisationen in ihrer Erklärung – müsse es sein, weltweit einen rechtlichen Rahmen zu schaffen, der den Wettbewerb am Markt unter Berücksichtigung der natürlichen und kulturellen Bedingungen der einzelnen Länder sicherstelle. Die Liberalisierung der Agrarmärkte dürfe nicht zu unfairen Wettbewerbsverhältnissen führen. Der Ruf nach fairen Preisen für Lebensmittel gelte längst nicht mehr allein für die ärmsten Länder der Welt, sondern auch für Deutschland gegenüber einer „Geiz-ist-gleil-Mentalität“.

Die diesjährige Erntedankerklärung steht unter dem Bibelwort: „Es soll nicht aufhören Saat und Ernte“. In zahlreichen Veranstaltungen, in Städten und Dörfern, in Kirchen und auf Bauernhöfen begehen Verbraucher und Landwirtschaft am kommenden Wochenende das Erntedankfest.

Hinweis für die Redaktionen:
Übergabe der Erntekrone an Bundespräsident Horst Köhler von DBV-Präsident Gerd Sonnleitner, dlv-Präsidentin Erika Lenz und BDL-Vorsitzendem Erik Jennewein am 30. September 2005 von 11.00 bis 13.00 Uhr in der Friedrichstadtkirche am Gendarmenmarkt in Berlin

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Bauernverband e.V. (DBV), Haus der Land- und Ernährungswirtschaft Claire-Waldoff-Str. 7, 10117 Berlin Telefon: 030/31904-0, Telefax: 030/31904-205

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