Pressemitteilung | Bundesverband WindEnergie e.V. (BWE)

Windenergie an Land: Historischen Tiefstand durch mehr Genehmigungen und Flächen schnellstmöglich überwinden

(Berlin) - Brutto-Zubau der Windenergie an Land von 1.078 Megawatt (MW) bzw. 325 Anlagen im Gesamtjahr 2019 liegt auf dem niedrigsten Stand seit Einführung des EEG im Jahr 2000 / Zubau um 55 Prozent geringer als in 2018 und um 80 Prozent geringer als in 2017 / Bund und Länder müssen Ausbautief durch Sofortmaßnahmen für mehr Genehmigungen und Flächen überwinden / Pauschale Abstandsregeln müssen insbesondere für bestehende Regional-, Flächen- und Bauplanungen sowie Repowering-Projekte vermieden werden / Erneuerbare Energien-Bedarf für klimaneutrale Produktion, Sektorenkopplung und Wasserstofferzeugung steigt, Bundesregierung muss Ausbaupfade anpassen

Mit 1.078 MW und 325 Anlagen hat der Bruttozubau von Windenergieanlagen an Land im Jahr 2019 nach den von der Deutschen WindGuard ermittelten Zahlen den niedrigsten Stand seit Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im Jahr 2000 erreicht. Der Ausbau lag damit deutlich unter der von Bundesverband WindEnergie (BWE) und VDMA Power Systems zur Jahresmitte 2019 geschätzten Prognose von 1.500 MW. Nach Schätzungen der Branche ist bei wachsender Bruttostromnachfrage ein Zubau von rund 5.000 MW pro Jahr erforderlich, um das 65 Prozent-Ziel bis 2030 zu erreichen.
BWE und VDMA Power Systems fordern Bund und Länder auf, von der kontraproduktiven Abstandsregelung abzusehen. Stattdessen müssten die anderen 17 Punkte auf der Aufgabenliste des Bundeswirtschaftsministeriums zur Stärkung der Windenergie umgesetzt werden: "Die Auswirkungen der Zubauflaute auf Beschäftigung und Wertschöpfung in der Windindustrie müssen jetzt dringend überwunden werden, um die Substanz in Deutschland zu halten. Die Windindustrie musste bereits mit drastischen Beschäftigungsrückgängen auf die abnehmende Produktion für den Heimatmarkt reagieren. Sollte der Markt auf diesem Niveau stagnieren, drohen allein durch den Wegfall der Nachfrage aus Deutschland weitere 25 Prozent der Beschäftigten wegzubrechen. Eine Produktionsverlagerung in Exportmärkte ist dabei noch gar nicht berücksichtigt. Ohne Heimatmarkt kann Deutschland die Technologieführerschaft in der Windindustrie nicht aufrechterhalten", erklärt Matthias Zelinger, Geschäftsführer VDMA Power Systems.

Hermann Albers, Präsident Bundesverband WindEnergie, ergänzt: "Um die Ausschreibungsvolumina mit Projekten zu füllen sowie die Ausbau- und Klimaschutzziele zu erreichen, müssen die identifizierten und seit Langem bekannten Genehmigungshemmnisse schnellstmöglich beseitigt und mehr Flächen für Windenergieanlagen ausgewiesen werden. Hierfür braucht es noch im Frühjahr eine Übereinkunft zwischen Bund und Ländern. Neue Hürden wie pauschale Abstandsregeln würden die Lage verschärfen und zu einem Verlust von ca. 40 Prozent der potenziellen Windflächen in Deutschland führen."

Ein erster positiver Schritt ist die angekündigte Anpassung der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Kennzeichnung von Luftfahrthindernissen (AVV) zur Vermeidung von Lichtimmissionen und zum Ermöglichen von leiseren sowie höchst effizienten Windenergieanlagen. Die Länder sollten die AVV nun final verabschieden und damit rechtsverbindlich machen. Eine weitere wichtige Stellschraube sind UKW-Drehfunkfeuer, deren überzogene Prüfbereiche an internationale Standards angepasst werden müssen, um derzeit blockierte Flächen kurzfristig verfügbar zu machen.

Ende des Jahres 2020 werden rund vier Gigawatt (GW) derzeit installierte Windenergieleistung aus der EEG-Förderung fallen. "Auf den betroffenen Bestandsflächen sollte das Repowering unter erleichterten Bedingungen möglich sein, auch mit Blick auf diskutierte Abstandsregelungen. Bestandsanlagen stehen in der Regel an den kostengünstigsten und akzeptiertesten Standorten. Dort ist eine Vorprägung der Flächen mit Blick auf Raumplanung sowie Natur- und Landschaftsbild durch bestehende Anlagen erfolgt. Besonders für Bestandsanlagen, die in der aktualisierten Regionalplanung nicht mehr auf Windeignungsflächen stehen, sollte über weitergehende Maßnahmen für Weiterbetrieb und damit CO2-Vermeidung nachgedacht werden," erläutert Hermann Albers.

Für das Jahr 2020 erwarten die Verbände einen Zubau von 1.400-1.800 MW. Eine Trendumkehr in diesem oder im nächsten Jahr gelingt jedoch nur, wenn die Bundesregierung die Genehmigungshemmnisse konsequent und schnell abbaut und neue Hindernisse vermeidet. Gemäß Branchenprognosen könnten weltweit in den Jahren 2019-2023 rund 288 GW Onshore zugebaut werden. In Europa könnten in diesem Zeitraum rund 72 GW mit einem durchschnittlichen Zubau von jährlich 14,4 GW realisiert werden. Voraussetzung hierfür sei, dass die Mitgliedsstaaten die Vorgaben der neuen EU-Erneuerbaren Richtlinie umsetzen. Wichtig sei dabei auch, dass der Ausbau der Netzinfrastruktur beschleunigt wird. In Deutschland könnte bis 2023 ein Bruttozuwachs von 11,2 GW erfolgen.

Der Bedarf an Erneuerbarer Energie nehme aber in wesentlich größerem Umfang zu und Wind an Land spiele hier eine zentrale Rolle, betonen die Branchenvertreter. "Die Verpflichtungen großer Technologieunternehmen zur klimaneutralen Produktion zeigt, dass die Bereitstellung von Strom aus Erneuerbaren Quellen zunehmend zum Standortfaktor wird. Die Nachfrage nach Windstrom wird auch getrieben durch zusätzliche Bedarfe für Elektrifizierung und Sektorkopplung. Zudem verstärkt der Beschluss der Bundesregierung zum Ausstieg aus der Kohleverstromung die Notwendigkeit, den Ausbau der Erneuerbaren Energien zu beschleunigen. Um eine Erneuerbare-Energien-Stromlücke zu verhindern, muss die Bundesregierung die Verbrauchsannahmen für das Jahr 2030 nach oben korrigieren", sagt Matthias Zelinger.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband WindEnergie e.V. (BWE) Wolfram Axthelm, Geschäftsführer Politik und Kommunikation Neustädtische Kirchstr. 6, 10117 Berlin Telefon: (030) 212341210, Fax: (030) 212341410

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