Pressemitteilung | Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA)

Wissenschaftskooperationen sollen Innovationsraum Deutschland stärken

(Frankfurt am Main) - Offenheit und internationale Wissenschaftskooperationen sind wesentlich für die Wettbewerbsfähigkeit des Innovationsstandorts. Eine neue Kurzstudie der IMPULS-Stiftung des VDMA zeigt auf, wie die Gratwanderung zwischen Wissensschutz und einer zu weitreichenden Entkoppelung Deutschlands gelingen kann. Plädiert wird für ein strategisches Wissensmanagement.

Deutschland verfügt über einen herausragenden Innovationsraum im Maschinenbau. Das ungewöhnlich stark entwickelte Geflecht aus Wissenschaft und Industrie leistet hierzu einen wesentlichen Beitrag. Gleichzeitig sind zwei von drei Unternehmen aus der Branche laut VDMA-Umfrage der Meinung, dass die Wissenschaft zu freizügig mit in Deutschland generiertem, öffentlich finanziertem Wissen umgeht. Vor diesem Hintergrund hat die IMPULS-Stiftung des VDMA eine Studie zu internationalen Forschungskooperationen beauftragt. Kernbotschaft der vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI erstellten Studie ist, dass eine Entwicklung hin zu weniger Kooperation für den Standort kontraproduktiv wäre und eine zu weitreichende Entkoppelung droht.

Internationale Wissenschaftskooperationen auf dem Rückzug

Deutsche Unternehmen profitieren von Erkenntnissen, die führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Rahmen internationaler Kooperationen erlangen. Auch unter geopolitisch stark veränderten Rahmenbedingungen bleibt es deshalb im Interesse des Standorts, dass die Wissenschaft global strategisch kooperiert und die Industrie an ihren so gewonnenen Erkenntnissen teilhaben lässt. „Vor diesem Hintergrund ist es bedenklich, dass die politische Großwetterlage viel Verunsicherung geschaffen hat“, sagt Studienleiter Dr. Henning Kroll vom Fraunhofer ISI. „Viele Forschende sind aus Angst vor Reputationsverlust bereits heute weniger geneigt, internationale Kooperationen mit potenziell kritischen Partnern einzugehen.“

Parallel fährt die deutsche Politik ihre Investitionen in internationale Kooperationsprojekte seit einigen Jahren zurück. Im Ergebnis sind vertiefte, öffentlich geförderte Forschungskooperationen insbesondere mit China rückläufig. Die Wissenschaftler vom Fraunhofer ISI kommen auf der Basis von Experteninterviews mit Wissenschaftsinstitutionen, Hochschulen und Bundesministerien zu dem Ergebnis, dass eine Grundhaltung unbedarfter Offenheit in der deutschen Wissenschaft nicht mehr allgemein besteht. Im Gegenteil sichern sich viele Forschungseinrichtungen bereits ab und wirken kritischen internationalen Engagements entgegen. So wurden vielfach Handreichungen zur Kooperation entwickelt und in Programme zum eigenen Kompetenzaufbau investiert.

Verfügbarkeit von globalem Wissen sichert technologische Souveränität

„Neuestes Wissen, Geschwindigkeit und Umsetzungskompetenz entscheiden im internationalen Technologiewettbewerb“, betont Hartmut Rauen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des VDMA anlässlich der Veröffentlichung der IMPULS-Kurzstudie. „Die Verfügbarkeit anwendungsnaher Forschungsergebnisse und wettbewerbsrelevanter Technologien aus der Wissenschaft sind enorm wichtig für unseren Innovationsraum, weshalb wir ein strategisches Wissensmanagement brauchen, das die technologische Souveränität Deutschlands stärkt und hierzulande Nutzen stiftet“, sagt Rauen. „Das Vermeiden von ungewolltem Wissensabfluss auf der Basis von Leitplanken und das gezielte internationale Kooperieren, um Wissenszuwächse zu generieren, sind zwei Seite der einen Medaille.“

Auch die Wissenschaftler vom Fraunhofer ISI plädieren für Maßnahmen zur strategischen Gestaltung des internationalen Engagements. „Die führenden Forschungsorganisationen müssen gemeinsam mit der Wirtschaft und der Politik eine klare Strategie entwickeln, wo, zu welchem Zweck und mit welcher Zielsetzung sie kooperieren wollen, auch wenn sich die Rahmenbedingungen verschlechtert haben“, so Kroll. „Deutschland droht aktuell bereits eine zu weitreichende Entkopplung, die nicht im Interesse des Innovationsstandorts liegen kann.“ Daher sollten klar motivierte und risikobewusste Kooperationen auch weiterhin gefördert werden, wenn Nutzen und positives Lerndifferenzial eindeutig abzusehen sind.

Studie empfiehlt zentrale Kontaktstelle für die Wissenschaft

Hinsichtlich der Gewährleistung von Handlungssicherheit bleibt in der Wissenschaft weiterhin Handlungsbedarf, etwa in Bezug auf den Ausschluss von Projekten, welche die nationale Sicherheit und die Wettbewerbsfähigkeit gefährden. „Internationale Abteilungen von Forschungseinrichtungen müssen in Projektbewilligungen besser eingebunden werden, um Fehler zu vermeiden, die sich oft vor allem aus mangelnden länderspezifischen Kenntnissen ergeben“, so Dr. Kroll. „Für unter Sicherheitsaspekten kritische Fragen, deren Bewertung weiterreichende Kompetenzen erfordert, sollte zudem eine zentrale, für alle Forschungsorganisationen ansprechbare Stelle eingerichtet bzw. das bestehende Angebot ausgeweitet werden.“

Einbindung und Integration internationaler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland bleiben weiterhin zentral. Laut Fraunhofer ISI sollten sich die Forschungsinstitutionen noch aktiver bemühen, Expertinnen und Experten aus dem Ausland in den deutschen Forschungsbetrieb einzugliedern. Noch fehlt es hier an einer Strategie. „Wenn wir die Besten aus der Wissenschaft und exzellente Studierende anziehen und langfristig an unser Innovationssystem binden wollen, dann müssen wir in Deutschland für attraktive Innovations- und Standortbindungen sorgen,“ ergänzt Rauen. „Da ist noch Luft nach oben und dies nicht nur aus der Perspektive internationaler High Potentials“.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA), Holger Paul, Leiter(in) Kommunikation, Lyoner Str. 18, 60528 Frankfurt am Main, Telefon: 069 66030

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