Zahl der getöteten Kinder im Straßenverkehr steigt: Deutsches Kinderhilfswerk fordert kindgerechte Verkehrsinfrastruktur
(Berlin) - Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert angesichts der aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes zu Unfällen im Straßenverkehr, bei Maßnahmen zur Verkehrssicherheit die Belange von Kindern stärker zu berücksichtigen. Dafür ist aus Sicht der Kinderrechtsorganisation ein verkehrspolitisches Umdenken und eine veränderte Verkehrspolitik notwendig, um für mehr Sicherheit von Kindern im Straßenverkehr zu sorgen. Das gilt sowohl für städtische als auch für ländliche Räume. Wichtig ist es auch, Kinder und Jugendliche an den kommunalen Maßnahmen für mehr Verkehrssicherheit, wie beispielsweise der Erstellung von Schulwegplänen, zu beteiligen. Denn Kinder sind Expertinnen und Experten in eigener Sache, wenn es darum geht, Gefahrensituationen zu identifizieren und Hinweise zu geben, wie effektive Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden können.
„Die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes sind besorgniserregend. Viel zu viele Kinder verunglücken auf dem Weg zur Schule. Die bisherigen Maßnahmen reichen nicht aus. Was wir brauchen, ist eine Verkehrsinfrastruktur, die allen Verkehrsteilnehmerinnen und –teilnehmern Fehler verzeiht. Diese muss vor allem auf Kinder ausgerichtet sein, da sie besonders schützenswert sind. Speziell auf die Situation zum Schulbeginn und bei Schulende müssen Kommunen dringend reagieren und die neuen Regelungen des Verkehrsrechts anwenden. In keinem Betrieb würden wir eine solche Dauergefährdung in Kauf nehmen“, betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes. „Die Einführung von Tempo 30 innerorts als Regelgeschwindigkeit, Schulstraßen mit temporären Durchfahrts- und Parkverbotszonen sowie umfassende Schulmobilitätskonzepte sind aus unserer Sicht dringend geboten, um Kinder im Verkehr besser zu schützen. Neben einer konsequenten Anwendung des erweiterten gesetzlichen Spielraums bedarf es daher weiterer Anpassungen auf Bundesebene, damit Kommunen alle erforderlichen Schutzmaßnahmen einführen können.“
Die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass im Jahr 2024 rund 27.260 Kinder unter 15 Jahren bei Verkehrsunfällen verunglückt sind. Davon saßen 33 Prozent auf einem Fahrrad und 21 Prozent gingen zu Fuß, als der Unfall passierte. Die Zahl der gestorbenen Kinder stieg 2024 gegenüber 2023 von 44 auf 53. Besonders häufig verunglückten Kinder auf dem Weg zur Schule: montags bis freitags in der Zeit von 7 bis 8 Uhr. Diese Zahlen sind aus Sicht des Deutschen Kinderhilfswerkes nicht länger hinnehmbar.
Deshalb muss der Straßenverkehr für alle Kinder so sicher werden, dass Eltern sie sorgenfrei in ihrer eigenständigen Mobilität unterstützen können. Dazu gehört vor allem die Begrenzung des Straßenverkehrs rund um Schulen und Kindergärten – sowohl das Tempo als auch die Durchfahrt von Straßen betreffend. Wichtig sind außerdem ein dichtes und komfortables Radwegenetz sowie breite und sichere Straßenquerungen. Diese Maßnahmen müssen eingebettet sein in ein kommunales kinderfreundliches Rahmenkonzept, zu dem auch die Einrichtung von Spielstraßen und ein flächendeckendes Tempo 30, das den gesamten Schulweg umfasst, gehören. Zugleich sollten die Ordnungsbehörden härter gegen Raserinnen und Raser sowie Falschparker vor Kitas und Schulen vorgehen.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutsches Kinderhilfswerk e.V., Leipziger Str. 116-118, 10117 Berlin, Telefon: 030 3086930
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