Pressemitteilung | Bundesverband Deutscher Stiftungen e.V.

Zahl deutscher Stiftungen steigt erstmals über 25.000

(Berlin) - Im Jahr 2022 sind 693 neue Stiftungen gegründet worden. Damit steigt die Zahl der rechtsfähigen Stiftungen bürgerlichen Rechts auf 25.254. Für den Stiftungssektor in Deutschland bedeuten die Neugründungen einen Zuwachs um 2,5 Prozent (2021: 3,2 Prozent). Aktuell kommen damit auf 100.000 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger durchschnittlich 30,3 Stiftungen.

Kirsten Hommelhoff, Generalsekretärin des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen:
"Als Bundesverband Deutscher Stiftungen freuen wir uns sehr, dass der Stiftungssektor in Deutschland kontinuierlich weiterwächst und erstmals die Marke von 25.000 Stiftungen geknackt hat. In diesem Jahr feiert der Bundesverband sein 75-jähriges Jubiläum und wir sind froh, dass wir als Interessenvertretung zu dieser Erfolgsgeschichte seit vielen Jahrzehnten unseren Beitrag leisten können.”

Gegenwärtig werden etwa 80 Prozent der Stiftungen zu Lebzeiten der Stifterin oder des Stifters errichtet. Das bedeutet, dass lediglich 20 Prozent der Stiftungen per Testament errichtet werden. Zu Beginn der 2000er Jahre war der Anteil testamentarisch errichteter Stiftungen mit ca. 15 Prozent etwas niedriger; historisch war er mit über 30 Prozent deutlich höher.

Steuerbegünstigt und steuerpflichtig

Etwa 90 Prozent der rechtsfähigen Stiftungen bürgerlichen Rechts sind laut Datenbank des Bundesverbandes steuerbegünstigt. Steuerbegünstigt sind alle gemeinnützigen Stiftungen, während zum Feld steuerpflichtiger Stiftungen beispielsweise unternehmensverbundene Stiftungen gehören. Sie sind zwar nicht gemeinnützig, können jedoch gemeinwohlorientiert sein. Gerade bei den steuerpflichtigen Stiftungen haben wir in den vergangenen Jahren einen überdurchschnittlichen Anstieg beobachtet, von den 693 Neugründungen 2022 sind 384 steuerbegünstigt und 309 steuerpflichtig.

Ost-West-Vergleich

Zum 31.12.2022 gab es insgesamt 25.254 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts in Deutschland. 22.364 davon haben ihren Sitz in den westlichen Bundesländern (ohne Berlin). Im Osten der Republik gibt es 1.833 Stiftungen (ohne Berlin). Der Abstand hängt zum einen mit den unterschiedlichen Bevölkerungszahlen und der damit verbundenen Wirtschaftskraft, Einkommen und Vermögen zusammen, hat aber auch historische Gründe.
Mehr zu Stiftungen in Ost- und Westdeutschland:
www.stiftungen.org/stiftungsfokus

Bundesländer mit den meisten Stiftungen

Die meisten Stiftungen gibt es in Nordrhein-Westfalen (4.885). Bayern ist mit 4.418 Stiftungen auf Platz 2 und Baden-Württemberg mit 3.665 Stiftungen auf Platz 3.
Betrachtet man jedoch die Stiftungsdichte, also das Verhältnis von Stiftungen zur Zahl der dort lebenden Menschen, bleibt Hamburg weiterhin an der Spitze: Pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner gibt es dort 80 Stiftungen. Bremen ist hier auf Platz 2 (51 Stiftungen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner) und Hessen auf Platz 3 (43 Stiftungen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner). Die geringste Stiftungsdichte haben zwei ostdeutsche Bundesländer: Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern mit jeweils 11 Stiftungen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Der Rückstand der ostdeutschen Länder dokumentiert, dass der Aufholprozess im ostdeutschen Stiftungssektor nach wie vor nicht abgeschlossen ist.

Die meisten Neugründungen in Hessen, Nordrhein-Westfalen und Bayern

Hessen war 2022 das Bundesland, das mit 164 Stiftungen am meisten zulegte. Das entspricht einem Nettowachstum von 5,9 Prozent. Auf Platz 2 beim Stiftungswachstum schaffte es Nordrhein-Westfalen mit 105 neuen Stiftungen (Nettowachstum 1,9 Prozent). Bayern erreichte mit 91 Neuerrichtungen den dritten Platz (Nettowachstum 1,9 Prozent).

Spitzenreiter Landkreise und kreisfreie Städte bei gemeinnützigen (steuerbegünstigten) Stiftungen

Das Ranking der Landkreise und kreisfreien Städte führt Schweinfurt an (94 gemeinnützige Stiftungen/100.000 Menschen), gefolgt vom unterfränkischen Würzburg (91 gemeinnützige Stiftungen/100.000 Menschen). Der Blick auf die Karte offenbart Konzentrationen in der Mitte, im Westen und im Süden der Bundesrepublik, während im Norden und Osten Deutschlands kaum bzw. keine der 30 führenden Landkreise und Städte vertreten sind. Beispielsweise ist Weimar mit 48 gemeinnützigen Stiftungen/100.000 Menschen die einzige Stadt/der einzige Landkreis aus den ostdeutschen Ländern. Offensichtlich sind überdurchschnittlich häufig größere oder große Städte vertreten.
Soziales, Kunst und Kultur, Bildung und Erziehung sind die wichtigsten Betätigungsfelder von Stiftungen

Knapp die Hälfte der Stiftungen betätigen sich laut ihrer Satzung im Bereich Soziales, beispielsweise als Träger sozialer Einrichtungen oder indem sie benachteiligte Gruppen unterstützen. Ein Drittel der Stiftungen ist im Feld Bildung und Erziehung tätig, knapp 30 Prozent der Stiftungen engagieren sich im Bereich Kunst und Kultur.

Ergebnisse der Stiftungsbefragung von März / April 2023
Die jüngsten Ergebnisse unserer Panel-Befragung werfen insgesamt ein positives Licht auf den Stiftungssektor. Mehr als zwei Drittel der Stiftungen gehen davon aus, dass die Bedeutung der Stiftungen künftig weiterhin wachsen wird, und sogar 86 Prozent sehen sich vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Krisen gut aufgestellt.

Doch Zukunftssorgen gibt es auch: Für fast drei Viertel der Stiftungen stellt die steigende Inflation eine große Herausforderung dar. Eine weitere Unwägbarkeit sind Personalsorgen: Rund 43 Prozent haben Schwierigkeiten, eine geeignete Nachfolge für den Stiftungsvorstand zu finden.

Was den Frauenanteil im Vorstand betrifft, haben Stiftungen noch Aufholbedarf: Laut den Ergebnissen des Stiftungspanels haben 36 Prozent der Stiftungen keine Frau im Vorstand und bei 21 Prozent ist weniger als die Hälfte der Personen im Vorstand weiblich.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Deutscher Stiftungen e.V. Beate Wild, Pressesprecherin Mauerstr. 93, 10117 Berlin Telefon: (030) 8979470, Fax: (030) 89794711

(mw)

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