Pressemitteilung | Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)

„Zahlentrickserei verhöhnt junge Menschen“ / Zwischenbilanz zum Ausbildungspakt ist ein „Armutszeugnis“

(Frankfurt am Main) – Das Ausbildungsproblem vieler junger Menschen ist nach wie vor nicht gelöst, stellt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) nach der neuerlichen Zwischenbilanz des „Nationalen Pakts für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs“ in Deutschland fest.

„Bei der traurigen Bilanz nützen keine weiteren Appelle und blumige Versprechen. Es helfen nur betriebliche Ausbildungsplätze. Werden diese von der Wirtschaft nicht angeboten, muss sie andere qualifizierte Ausbildungsangebote finanzieren“, sagte das für Berufliche Bildung und Weiterbildung zuständige Vorstandsmitglied Stephanie Odenwald zu den gestern veröffentlichten Ergebnissen der Paktpartner. Die Gewerkschafterin forderte die Unternehmen auf, ihrer gesellschaftlichen Verantwortung für die Ausbildung junger Menschen endlich nachzukommen. Die als Stabilisierung auf dem schwachen Vorjahresniveau genannten Zahlen berücksichtigten lediglich den Bereich Industrie und Handel, der rund ein Viertel des gesamten Ausbildungsmarktes abdeckt. „Würden Wirtschaft und Bundesregierung ehrlich bilanzieren, müssten sie feststellen, dass das Gesamtangebot an Ausbildungsstellen gegenüber dem Vorjahr um fast zehn Prozent zurückgegangen ist. Mit einer solchen Zahlentrickserei verhöhnen sie die jungen Menschen in Deutschland und stellen sich selbst ein Armutszeugnis aus“, so Odenwald mit Blick auf die aktuelle Ausbildungsstellenstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA).

Der GEW-Vorsitzende Ulrich Thöne stellte hinsichtlich der bevorstehenden Bundestagswahl fest: „Die Parteien wissen sehr wohl, dass Jugendarbeitslosigkeit ein brisanter sozialer Sprengstoff ist. Jugendliche brauchen eine sinnvolle Perspektive“. Dazu gehöre eine qualifizierte Ausbildung sowie Maßnahmen für Berufliche Weiterbildung. Ob die Parteien zu einer ehrlichen Bestandsaufnahme der Ergebnisse des Ausbildungspaktes bereit sind und glaubwürdige Lösungsvorschläge präsentieren, werde in dem bevorstehenden Wahlkampf eine wichtige Rolle spielen.

Thöne wies darauf hin, dass die GEW bereits im Februar 2005 ein Vier-Punkte-Programm zur Verbesserung der Ausbildungssituation vorgeschlagen hatte: Die Reform der Berufsausbildungsvorbereitung, der Ausbau des Stütz- und Förderungsangebotes an Berufsbildenden Schulen, die Stärkung des Weiterbildungsbereiches sowie ein Umsteuern der BA, die wieder ein Hauptaugenmerk auf die Förderung benachteiligter Jugendlicher legen sollte.

Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt Telefon: 069/78973-0, Telefax: 069/78973-201

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