Pressemitteilung | Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU)

Zahlungsmoral trotz Inflation und Energiekostenkrise in 2022 kaum verändert

(Berlin) - Trotz Rekordinflation und hoher Energiekosten hat sich das Zahlungsverhalten säumiger Kunden laut Erfahrung der Inkassowirtschaft in diesem Jahr kaum verändert. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter den Mitgliedern des Bundesverbands Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU).

48 Prozent der Inkassounternehmen berichten, dass private Schuldnerinnen und Schuldner aktuell ein nur leicht verschlechtertes Zahlungsverhalten aufweisen - 39 Prozent sagen, dass das Zahlungsverhalten, verglichen mit 2021, in etwa gleichgeblieben ist.

"Es ist schon ein wenig paradox, denn obwohl wir seit zwei Jahren - mit Beginn der Coronapandemie - in einer Art wirtschaftlichen Dauerkrise leben, werden Rechnungen immer noch überraschend gut beglichen", erklärt Kirsten Pedd, Präsidentin des BDIU. Auch die Zahl der Inkasso-Aufträge ist fast unverändert geblieben, wie 45 Prozent der Rechtsdienstleister berichten. 34 Prozent melden nur moderate Auftragssteigerungen. Pedd stellt fest: "Die Kostenkrise des Jahres 2022 ist im Forderungsmanagement noch nicht angekommen - das ist gut, denn so können sich die Unternehmen immer noch gegen Schlimmeres wappnen und ihre Inkasso-Prozesse optimieren. Dadurch können sie auch dazu beitragen, den anhaltenden Inflationsdruck zu dämpfen, denn die ansonsten durch Forderungsausfälle entstehenden Fehlbeträge müssten sie durch weitere Preissteigerungen gegenüber ihren Kunden gegenfinanzieren."

"Der große Kostenschock kommt erst"

Befragt nach den Gründen, warum private Schuldnerinnen und Schuldner Rechnungen nicht gezahlt haben, ist die Inflation aber bereits ein wichtiger Faktor. Jedes zweite Inkassounternehmen berichtet, dass durch die Kostensteigerungen ausgelöste Liquiditätsengpässe in diesem Jahr ein häufiger Grund für ausgebliebene Zahlungen waren. "Viele Menschen sind jetzt gezwungen, auf ihre Ersparnisse zurückzugreifen, um ihre laufenden Kosten zu bedienen. Das ist natürlich eine alarmierende Entwicklung, denn der große Kostenschock, etwa für Strom und Heizung, kommt für viele Haushalte, die jetzt von günstigeren Verträgen profitieren, erst noch."

Besonders betroffen von einem schlechteren Zahlungsverhalten ihrer Kunden waren 2022 nach Einschätzung der Befragten die Dienstleistungsbranche, die Immobilienwirtschaft - beispielsweise Vermieter - sowie Versorger.

Hauptgrund, warum gewerbliche Schuldner Rechnungen unbezahlt gelassen haben, waren Zahlungsausfälle bei deren eigenen Kunden, so die Beobachtung der Inkassodienstleister.

Auch die Inkassounternehmen selbst haben mit Kostensteigerungen zu kämpfen. 82 Prozent berichten in der Umfrage, dass sich ihre Betriebskosten in diesem Jahr verteuert haben (darunter 28 Prozent mit der Angabe, sie seien "stark gestiegen"). Hinzu kommen für die Rechtsdienstleister spürbare Umsatzrückgänge infolge des neuen Inkasso-Gebührenrechts, das seit dem 1. Oktober 2021 gilt. Pedd: "Der Einzug von Forderungen durch Inkassounternehmen ist ein zentrales Standbein unserer Volkswirtschaft. Die Mitgliedsunternehmen meines Verbandes sichern nicht zuletzt den vielen kleinen und mittleren Unternehmen Liquidität und helfen ihnen, sicher durch die Krise zu kommen. Diese Rechtsdienstleistung muss allerdings auch wirtschaftlich darstellbar sein - und sie hat selbstverständlich ihren Preis." Für 2023 kündigt Pedd eine neue Branchenuntersuchung an, die zeigen wird, welche Folgen die jüngste Regulierung auf die Wirtschaftlichkeit der Rechtsdienstleistungen hat.

Zahlungsmoral wird 2023 wohl deutlich schlechter

Wie wichtig ein faires Inkasso gerade im kommenden Jahr sein wird, belegt ein weiteres Ergebnis der Umfrage. Neun von zehn Inkassounternehmen erwarten, dass sich die Zahlungsmoral 2023 verschlechtern wird - und das besonders stark bei privaten Schuldnerinnen und Schuldnern. Mit einer besseren Rechnungstreue rechnet in der Umfrage dagegen niemand.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU) Marco Weber, Pressesprecher Friedrichstr. 50-55, 10117 Berlin Telefon: (030) 20607360, Fax: (030) 206073633

(mw)

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