Zollkonflikt belastet Maschinenexporte spürbar
(Frankfurt am Main) – Der Maschinen- und Anlagenbau in Deutschland steht aufgrund handelspolitischer Spannungen zunehmend unter Druck. Im ersten Halbjahr 2025 wurden Waren im Wert von 98,3 Milliarden Euro exportiert – ein Rückgang von 3,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Preisbereinigt betrug das Minus 4,9 Prozent. Im zweiten Quartal sanken die Exporte um 4,1 Prozent. Nach einem deutlichen Rückgang der Ausfuhren im April um 8,5 Prozent stabilisierten sich die Exporte im Mai leicht (minus 1 Prozent). Im Juni setzte sich der Abwärtstrend jedoch fort: Die Exporte gingen um 4,2 Prozent zurück. Dies ist ein klares Zeichen für die Auswirkungen des anhaltenden Zollkonflikts. „Zollschranken und mehr Protektionismus belasten den exportstarken Maschinenbau in Deutschland erheblich. Wir Europäer müssen uns mit Nachdruck für offene Märkte und verlässliche Regeln im Welthandel einsetzen, denn diese sind das Fundament für weltweiten Wohlstand“, fordert Dr. Johannes Gernandt, Chefvolkswirt des VDMA.
Zollkonflikt mit den USA hat weltweite Folgen
Das zweite Quartal war stark geprägt vom Zollkonflikt mit den USA. Wiederholte Zollandrohungen des amerikanischen Präsidenten sowie die Unsicherheit über das schlussendliche Ergebnis belasteten das Exportgeschäft in die USA erheblich. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gingen die Ausfuhren in die Vereinigten Staaten im zweiten Quartal um 9,5 Prozent zurück. Gleichzeitig sahen sich viele andere Handelspartner weltweit mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert und reagierten ebenfalls verunsichert. „Aufgrund neuer Zoll-Drohungen und anhaltender Unsicherheiten rund um das Ende Juli ausgehandelte Zollabkommen dürften die Auswirkungen dieses Konflikts auch im dritten Quartal weiterhin spürbar sein“, analysiert Dr. Gernandt.
Regionale Märkte: De-Risking hat begonnen
Nicht nur die Exporte in die USA gingen deutlich zurück, auch die Entwicklung auf anderen wichtigen Absatzmärkten verlief enttäuschend. Im ersten Halbjahr sanken die Ausfuhren nach China um 9,3 Prozent, die nach Frankreich sogar um 9,5 Prozent. Lichtblicke boten hingegen Italien und Spanien, wohin die Exporte um 1,4 Prozent beziehungsweise 3,5 Prozent zulegten. Die Exporte aus Deutschland in die europäischen Staaten insgesamt verzeichneten mit einem Minus von 3,7 Prozent einen deutlichen Rückgang. „Allerdings lässt der Anstieg der Auftragseingänge der vergangenen Monate aus den Euro-Partnerländern auf eine positive Entwicklung der Exporte in dieser wichtigen Absatzregion hoffen”, sagt der VDMA-Chefvolkswirt. Positive Impulse kamen zudem von bislang – gemessen am Exportvolumen – weniger bedeutenden Handelspartnern: Die Ausfuhren in die Mercosur-Staaten stiegen im ersten Halbjahr um 12,3 Prozent, die in den Nahen und Mittleren Osten um 9,4 Prozent. „Dies zeigt die Bestrebung von Unternehmen, zunehmend auf diversifizierte Marktstrategien zu setzen, um sich unabhängiger von einzelnen Absatzmärkten zu machen”, erläutert Dr. Gernandt.
Maschinenbau-Fachzweige: Überwiegend gedämpfte Stimmung
Die überwiegende Mehrheit der Fachzweige im Maschinen- und Anlagenbau hat im ersten Halbjahr, entsprechend der allgemeinen Stimmung, rückläufige Ausfuhren verbucht. Der Bereich Baumaschinen und Baustoffanlagen sowie der Bereich Fördertechnik wiesen Rückgänge von respektive 12,9 Prozent und 10,3 Prozent auf. Die Antriebstechnik hat sich auf einem niedrigen Niveau stabilisiert (minus 4,9 Prozent), während sich die Landtechnik (minus 5,2 Prozent) und die Allgemeine Lufttechnik (minus 3,8 Prozent) zuletzt zwar etwas erholt haben, ihre Exporte waren im Vergleich zum ersten Halbjahr des Vorjahres jedoch immer noch rückläufig. Ein Fachzweig mit deutlich positiver Entwicklung der Ausfuhren waren dagegen die Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen mit einem Plus von 6,3 Prozent. Andere Bereiche wie die Armaturen (plus 0,3 Prozent), die Flüssigkeitspumpen (plus 0,7 Prozent) und die Verfahrenstechnischen Maschinen und Apparate (plus 0,8 Prozent) verzeichnen im ersten Halbjahr nur leichte Zuwächse.
Appell an die Politik: Unsicherheit reduzieren
Die ökonomische und politische Unsicherheit hat in den vergangenen Jahren tendenziell zugenommen. Im Zuge des Zollkonflikts mit den USA hat sich diese Entwicklung rasant fortgesetzt. „Die hohe Unsicherheit schafft momentan ein sehr schwierig zu navigierendes Umfeld. Die Unternehmen brauchen aber Planungssicherheit, insbesondere für Investitionsentscheidungen, die essenziell sind, um die Wettbewerbsfähigkeit des europäischen und deutschen Standorts zu erhalten und Marktanteile zu sichern“, resümiert Dr. Gernandt.
Quelle und Kontaktadresse:
Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA), Holger Paul, Leiter(in) Kommunikation, Lyoner Str. 18, 60528 Frankfurt am Main, Telefon: 069 66030