Pressemitteilung | Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ)

Zum Weltvegantag am 1. November: Nicht Fisch, nicht Fleisch - bei Jugendlichen mit guter Betreuung machbar, bei Säuglingen und Kleinkindern bitte nicht!

(Köln/Berlin) - Knapp zehn Prozent der Erwachsenen in Deutschland leben vegetarisch oder vegan - Tendenz steigend. Viele davon ernähren auch ihre Kinder vegetarisch oder vegan. Aber auch immer mehr Kinder und Jugendliche entscheiden sich selbständig, auf Fleisch oder tierische Produkte zu verzichten.

Während vegetarische Ernährung inzwischen vor allem im Jugendalter unter bestimmten Voraussetzungen als gut machbar gilt, sehen die Fachgesellschaften und Kinder- und Jugendärzt*innen vegane Ernährung weiterhin kritisch - vor allem bei den Kleinsten. Dies erklärte heute in Bonn anlässlich des Weltvegantags am 1.11. Dr. Axel Gerschlauer, Landespressesprecher der nordrheinischen Kinder- und Jugendärzt*innen:

" Die Studienlage zu veganer Ernährung in kritischen Wachstumsphasen ist noch immer nicht ausreichend, so dass wir Kinder- und Jugend*ärztinnen von einer veganen Ernährung vor allem im Säuglings- und Kleinkindalter abraten. Aus wissenschaftlicher Sicht ist die "Optimierte Mischkost" der Standard für die Kinderernährung in Deutschland. Die sich aus mehreren Bausteinen zusammensetzende Ernährungspyramide sieht unter anderem auch den mäßigen Verzehr von Fleisch und tierischen Produkten wie Milch und Käse vor.

Durch vegane Ernährung verzichten Kinder auf mehrere wichtige Bausteine der Pyramide und müssen die nun fehlenden Nährstoffe anders aufnehmen, um sich gesund zu entwickeln. Dies ist nur eingeschränkt über natürliche Lebensmittel möglich, Vitamin B12 zum Beispiel muss immer supplementiert werden."

Säuglinge und Kleinkinder: Nicht vegan ernähren!!!

Zu keinem Zeitpunkt reagiert der kindliche Organismus empfindlicher auf Nähstoffmangel als im Kleinkind- und v.a. Säuglingsalter. Neben der reinen Kalorienzahl ist eine ausreichende Menge an einer Vielzahl von Stoffen notwendig, um ein gutes Körperwachstum und die gesunde Entwicklung aller Organe, insbesondere des Gehirns, zu ermöglichen. Kritisch ist bei veganer Ernährung die Versorgung mit Eiweiß und bestimmten Fettsäuren, Vitaminen Mengen- und Spurenelementen. Schon kleinere Schwankungen und Unterversorgungen mit z.B. Vitamin B12 können die im Wachstum befindlichen und daher besonders empfindlichen Organe eines Säuglings schädigen, vor allem die neurologische Entwicklung und geistige Gesundheit massiv und auch dauerhaft gefährden. Daher: bitte nicht!!!

Stillen

Ernährt sich die Mutter vegan und stillt, sollte sie unbedingt Vitamin B12-Präparate nehmen und regelmäßig ihre Blutwerte ärztlich kontrollieren lassen.

Ältere Kinder und Jugendliche: Wenn, dann bitte richtig!!!

"Es ist lobenswert, wenn sich Jugendliche für Tierwohl und Umweltfragen interessieren und engagieren. Der Schritt zur veganen Ernährung geschieht in dieser Altersgruppe oftmals aus genau diesen beiden Gründen" so Gerschlauer.
Die Jugendlichen sollten jedoch wissen, woher sie wichtige Nährstoffe bekommen. Eine Beratung der Familie durch eine qualifizierte Ernährungsfachkraft ist unverzichtbar - ausschließliches Eigenstudium durch Literatur oder z.B. YouTube haben sich in der Praxis als unzureichend erwiesen.

Nicht vergessen: Regelmäßige Blutabnahmen zur Kontrolle des Versorgungsstatus sind ebenfalls unverzichtbar, um die Gesundheit vegan ernährter Kinder und Jugendlicher nicht zu gefährden.

Fazit: Säuglinge und Kleinkinder sollten nicht vegan ernährt werden. Ältere Kinder und Jugendliche können sich vegan ernähren, benötigen dann aber qualifizierte ökotrophologische und ärztliche Betreuung.

Quelle und Kontaktadresse:
Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ) Jakob Maske, Pressesprecher Mielenforster Str. 2, 51069 Köln Telefon: (0221) 689090, Fax: (0221) 683204

(jg)

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