Zunehmende soziale Segregation stellt Wohnungsunternehmen vor große Herausforderungen / Sozialer Wohnungsneubau in Regionen mit Wohnraummangel dringend erforderlich
(Berlin) - "Nicht vorrangig die ethnische, sondern vor allem die soziale Segregation gefährdet heute eine ausgewogene Belegung und Bewohnerstruktur der großstädtischen Quartiere in Deutschland", erklärte Lutz Freitag, Präsident des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen im Hinblick auf die Ergebnisse einer Integrations-Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung. Segregation, also die starke Konzentration und Dichte bestimmter Bevölkerungsgruppen in Stadtteilen, Quartieren oder Großsiedlungen, ist das Ergebnis einer unvollkommenen sozial-räumlichen Integration. Sie trifft im Allgemeinen mit unzureichender Integration in Bildungs-, Arbeits- und anderen gesellschaftlichen Systemen und damit verbundenen Chancenungleichheiten sowie Benachteiligungen zusammen.
Das Engagement der im GdW organisierten Wohnungsunternehmen im Sozial- und Quartiersmanagement habe bislang ganz wesentlich dazu beigetragen, die Wohnquartiere trotz der im Bereich der Bildung und Arbeitswelt unzureichenden Integration sowie der zunehmenden sozialen Segregation zu stabilisieren und funktionierende Nachbarschaften zu erhalten. Der starke Rückgang des sozial geförderten Wohnraums erschwere jedoch erheblich die von den Wohnungsunternehmen angestrebte gemischte Belegung der Quartiere. Auch die engen finanziellen Grenzen für die Übernahme der Unterkunftskosten nach SGB II (Hartz IV) verstärkten die Tendenz zu einer sozialen Segregation in den Großstädten. "Die GdW-Unternehmen können diese sozial einseitige Belegungsstruktur der Wohnquartiere immer seltener kompensieren", so Freitag. "In einzelnen Quartieren treffen inzwischen zu viele soziale und wirtschaftlich Benachteiligte - Deutsche wie Ausländer - aufeinander." Aktuelle Studien zeigen, dass folgende Entwicklungen immer häufiger bei bzw. für Bewohner in bestimmten Stadtteilen zusammen auftreten: höhere Arbeitslosigkeit, höhere Sozialleistungsdichte, höherer Ausländeranteil, schlechtere Bildungschancen und Schulangebote, mehr gesundheitliche Defizite bei den Schuleingangsuntersuchungen und eine sehr niedrige Wahlbeteiligung. Die Integrations- und Segregationsprobleme sind bei Ausländern im Übrigen bei Türken und Nicht-EU-Bürgern am größten.
Häufig tritt die soziale Segregation auch nicht durch Wegzug oder Zuzug ein, sondern weil viele Menschen gerade in bestimmten Quartieren im Vergleich zur übrigen Stadtbevölkerung ärmer werden. Denn in keinem Land der OECD schreitet die gesellschaftliche Spreizung zwischen Armen und Reichen so schnell voran wie in Deutschland. Die Mittelschicht bricht weg. Diese Entwicklung wird durch die beginnende Rezession noch verschärft. Die diesjährige Verleihung des Preises "Soziale Stadt" am 15. Januar 2009, bei der auch viele Wohnungsunternehmen ausgezeichnet wurden, sowie des neuen Preises für ausgezeichnetes Wohnen in Genossenschaften, haben Lösungsstrategien für soziale Probleme im Quartier und Aktionen für stabile Nachbarschaften auch unter schwierigeren Bedingungen aufgezeigt.
Angesichts der wirtschaftlichen Krise in Deutschland müssen das Bund-Länder-Programm "Soziale Stadt" dringend weiter ausgebaut und der soziale Wohnungsneubau in Regionen mit Wohnraummangel wesentlich stärker gefördert werden. Das Leitbild sozial und ethnisch gemischter Quartiere muss dabei Gebot und Ziel bleiben.
Quelle und Kontaktadresse:
GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V.
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