Zwangspfand: HDE warnt vor Automatenwerbern
(Berlin) - Bundesumweltminister Jürgen Trittin will eine Pfandpflicht für alle Einweg-Getränkeverpackungen aus Metall, Glas und Kunststoff einführen. Zu den hierdurch entstehenden Kosten für den Handel erklärte gestern in Berlin der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE), Holger Wenzel:
Der Vorschlag des norwegischen Automatenherstellers TOMRA, nur großflächige Supermärkte mit Automaten auszustatten, würde den mittelständischen, versorgungsnahen Handel benachteiligen. Diese Unternehmen würden dadurch vom direkten elektronischen Ausgleich der Pfandbeträge (Clearing) ausgeschlossen. Abgesehen von den daraus entstehenden wirtschaftlichen Nachteilen müssten die betroffenen Geschäfte gebrauchte Dosen und Einwegflaschen von Hand zurücknehmen und unbeschädigt zu entfernt gelegenen Rücknahmezentren bringen. Sie würden damit gegenüber Discountern weiter an Wettbewerbsfähigkeit verlieren.
Der HDE warnt nachdrücklich vor den hohen wirtschaftlichen Belastungen einer Zwangsbepfandung: 150.000 Verkaufsstellen wären zur Rücknahme von Dosen und Flaschen gezwungen. Mindestens die Hälfte von ihnen müsste einen oder mehrere Automaten aufstellen. Ein Rücknahmeautomat kostet nach Angaben des marktbeherrschenden Herstellers TOMRA 30.000 Mark. So würden allein die Investitionskosten rund 4 Milliarden Mark betragen. Der von den Pfandbefürwortern behauptete Betrag von höchstens 900 Millionen Mark ist völlig unrealistisch.
Auch das häufig genannte schwedische Dosenpfand taugt nicht als Beleg für die ökonomische und ökologische Tragfähigkeit eines Zwangspfandes. So ist in Deutschland unter anderem
- die Zahl der betroffenen Verkaufsstellen wesentlich höher,
- ein Pfandzuschlag von 50 Pfennig fast fünfmal teurer als in Schweden,
- eine größere Zahl von Getränke- und Verpackungsarten der Pfandpflicht unterworfen,
- die Rücknahme und Pfanderstattung beschädigter, nicht automatenlesbarer Verpackungen bislang vorgeschrieben,
- wegen der nach allen Seiten offenen Grenzen mit einer regen Einfuhr unbepfandeter Einweg-Verpackungen aus dem Ausland zu rechnen.
Außerdem ist in Schweden der Marktanteil von Dosen und anderen Einweg-Verpackungen höher als in Deutschland. Das verbessert die betriebswirtschaftlichen Ergebnisse des Zwangspfandsystems wesentlich. So beträgt der Marktanteil von Getränkedosen bei Bier in Schweden fast 70 Prozent, während er in Deutschland bislang nur knapp über 20 Prozent liegt.
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