Pressemitteilung | Verband Deutscher Alten- und Behindertenhilfe e.V. (VDAB) - Hauptstadtbüro und Landesverbände Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern

Zwei unabhängige Studien bestätigen den VDAB: Ohne wirksame Änderung der Arbeits- und Rahmenbedingungen sind wir 2020 definitiv im Pflegenotstand.

(Berlin) - In seiner "Charta der professionellen Pflege in Deutschland" hat der VDAB die notwendigen Änderungen in den Arbeits- und Rahmenbedingungen für die Einrichtungen und ihre Mitarbeiter aufgezeigt, damit auch in Zukunft, jeder, der professionelle Pflege braucht, sie auch bekommt. Die beiden nun vorgelegten Studien des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) und der Bertelsmann-Stiftung bestätigen den VDAB sowohl in Bezug auf die Dramatik der inzwischen eingetretenen Situation als auch im Hinblick auf die Zukunft.

Dazu Petra Schülke, Stellvertretende Bundesvorsitzende des Verbandes Deutscher Alten- und Behindertenhilfe e.V. (VDAB): "Wir haben überhaupt kein Erkenntnisproblem. Die Studien bestätigen unsere Warnungen und damit das Handlungsproblem. Sie beschäftigen sich mit dem Fachkräftemangel heute und in Zukunft sowie mit den Lohnhöhen im Branchenvergleich wie er sich jetzt darstellt und in 2020, wenn nichts passiert. Genau da liegt die Crux. Indem die beiden Pflegestärkungsgesetze ihre Neuregelungen auf Leistungsausweitungen für die Pflegebedürftigen konzentrieren, vernachlässigt die Politik, die Weichen dafür zu stellen, damit es genügend Fachkräfte gibt, die die alten und neuen Leistungsversprechen einlösen könnten. Da verstehe ich auch die Kassen und anderen Kostenträger nicht. Die Kassen haben den Sicherstellungsauftrag für die Pflege. Sie tun ebenso wenig etwas Konstruktives wie die Politik."

Die IW-Studie benennt zum Stand September 2014, dass sowohl in der Kranken- wie auch in der Altenpflege auf 100 freie Stellen nur 38 Bewerber kommen. Damit gehöre die professionelle Pflege sogar zu den Top 3 von allem Berufen, die heute schon als sogenannte "Engpassberufe" gelten. Darüber hinaus zeigt sie auf, dass mit Stand Dezember 2013 in der Altenpflege rund 70.000 Kräfte im Alter von 50 Jahren und älter arbeiten, die also in naher Zukunft ersetzt werden müssen, um allein den Stand der heutigen Versorgung, mit dem Stand der heutigen Zahl an Pflegebedürftigen, aufrecht zu erhalten. In der Krankenpflege (mit qualifiziertem Ausbildungsabschluss) sind dies sogar rund 175.000 Kräfte. Die Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigt auf, dass im Vergleich aller Wirtschaftszweige das Arbeitsvolumen in der Pflege überdurchschnittlich zunehmen, das durchschnittlich verfügbare Einkommen je Erwerbstätigen bis 2020 jedoch nur um 1.050 Euro steigen wird - und damit im Vergleich zum Durchschnitt weniger als die Hälfte (2.200 Euro).

Dazu Petra Schülke: "Die Liste der Mängel bei den Arbeits- und Rahmenbedingungen für professionelle Pflege ist nicht gerade kurz. Zu nennen sind unter anderem Fremdbestimmung im Beruf, eine verbreitete Misstrauenskultur durch Vielfachüberprüfung, die Art und Weise wie Prüfungen begründet und durchgeführt werden, die geringe Wertschätzung gegenüber der Pflege, die fehlenden Möglichkeiten zur aktiven Mitbestimmung der sie betreffenden Angelegenheiten sowie der mangelhafte Rechtsschutz vor Gerichten. Wenn dazu noch eine in der Perspektive völlig unattraktive Bezahlung kommt, dann muss sich jeder Verantwortliche fragen lassen, wann er endlich die Weichen in eine andere Richtung stellt. Dazu gehört ohne Wenn und Aber, die Einrichtungen mit den notwendigen Vergütungen auszustatten, damit sie ihre Mitarbeiter so bezahlen können, dass sie im Wettbewerb mit anderen Wirtschaftsbereichen bestehen können. Die Formel ist einfach: Nur bessere Vergütungen führen zu besseren Löhnen. Andernfalls gewinnen wir keine neuen Pflegekräfte, die wir in Zukunft brauchen und verlieren vorhandenes Personal an andere Branchen."

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Deutscher Alten- und Behindertenhilfe e.V. (VDAB), Hauptstadtbüro Sebastian Rothe, Referent, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Reinhardtstr. 19, 10117 Berlin Telefon: (030) 20 05 90 79-0, Fax: (030) 20 05 90 79-19

(sa)

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