Zwickel kritisiert überzogene Gewinn- und Renditeerwartungen der Automobilindustrie
(Wolfsburg) - Die oft überzogenen Gewinn- und Renditeerwartungen der Aktionäre sind nach Auffassung des Präsidenten des Internationalen Metallgewerkschaftsbundes (IMB), des IG Metall-Vorsitzenden, Klaus Zwickel, das größte Problem der Automobilindustrie. "Weder die deutsche noch der größte Teil der weltweiten Automobilindustrie stecke in einer Krise", sagte Zwickel am Dienstag auf der Automobilkonferenz des Internationalen Metallgewerkschaftsbundes in Wolfsburg. Es gebe weder eine Strukturkrise, noch leide die Branche unter einer Absatzkrise. Die Automobilindustrie verzeichne vielmehr hervorragende Umsätze, Rekordergebnisse und glänzende Restrukturierungserfolge. "Doch trotz der Ankündigung immer neuer Sparprogramme stehen die Aktienkurse der großen Autohersteller unter Druck", erklärte Zwickel. Es bestehe daher die Gefahr, dass die Industrie die hochgepuschten Aktionärserwartungen nicht mehr bedienen könne. Es sei Zeit, so Zwickel, endlich ein gesundes Maß zwischen den Interessen der Aktionäre, der Beschäftigten und der Kunden zu finden. Den "unersättlichen Shareholder-Erwartungen" müsse widersprochen werden, statt sich ihnen haltlos auszuliefern. "Nichts gegen gesunde Kostenstrukturen, aber Qualität verlangt ihren Preis", betonte Zwickel.
Der IMB-Präsident forderte die Automobilindustrie auf, "sich zum Mobilitätsanbieter von Morgen weiter zu entwickeln". Das Auto müsse Teil eines integrierten Verkehrskonzepts werden. "Jeder Verkehrsträger also Bahn, Schiff, Flugzeug, Auto und auch Fahrräder - soll dort zum Einsatz kommen, wo er am besten möglichst umweltverträglich und effizient zum Erhalt und zur Steigerung der Mobilität beitragen kann", sagte Zwickel. Dabei sei klar: Das Auto sei und bleibe eine tragende Säule im Verkehrssystem. Die Erfolge bei der Reduzierung der Co2-Emissionen und bei der Verwertung von Altautos zeigten, dass die Automobilindustrie auf ökologische Erfordernisse reagieren könne. Das müsse die Branche jetzt auch möglichst schnell bei der Frage des rationellen Energieverbrauchs erneut unter Beweis stellen. Gleichzeitig forderte Zwickel die Mineralölindustrie auf, überall in der Welt schnellstmöglich schwefelfreies Benzin zur Verfügung zu stellen.
Nachdrücklich verteidigte Zwickel in diesem Zusammenhang die Ökosteuer. "Wir brauchen in Europa die Ökosteuer als ein zentrales Element einer sozialen und ökologischen Reformstrategie." Aber auch weltweit müssten energiebewusstes Verhalten und die Steigerung der Energieeffizienz gefördert werden.
Der IMB-Präsident kündigte in Wolfsburg den Aufbau weltweiter Interessenvertretungsstrukturen in der Automobilindustrie an. "Transnationale Konzerne nehmen an Macht und Zahl zu. Sie brauchen auch eine transnational agierende Gegenmacht", sagte Zwickel. Daher müssten kurzfristig Informationsnetzwerke, mittelfristig internationale Arbeitsgruppen und letztendlich Weltbetriebsräte aufgebaut werden. Die Weltbetriebsräte bei VW und der Schweinfurter SKF-Gruppe seien erste positive Beispiele für die internationale Zusammenarbeit der Arbeitnehmer in Weltbetriebsräten.
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