Der AUMA Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft feiert in diesem Jahr sein hundertjĂ€hriges Bestehen. Am 1. Januar 1907 nahm die damalige StĂ€ndige Ausstellungskommission der deutschen Industrie in Berlin ihre Arbeit auf. Ein RĂŒck- und Ausblick.
Damit war die VorgĂ€ngerorganisation des heutigen AUMA zunĂ€chst eine Interessenvertretung der ausstellenden Industrie, spĂ€ter aller Aussteller und Besucher. Entsprechend hieĂ sie ab 1927 Deutsches Ausstellungs- und Messe-Amt, war aber trotz des offiziell klingenden Namens weiter eine private Organisation. Sie firmierte sich schlieĂlich 1934 zum âAusstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaftâ um. Auslöser fĂŒr die GrĂŒndung im Jahr 1907 waren ein Ăberangebot an Ausstellungen und eine höchst unterschiedliche VeranstaltungsqualitĂ€t in Deutschland, was der Industrie die Auswahl der ârichtigenâ Beteiligungen erschwerte. Bereits Mitte der zwanziger Jahre kannte man den Begriff âMesseinflationâ. Wesentliche Aufgabe des Verbandes war es deshalb, Transparenz zu schaffen, auf Veranstalter einzuwirken sowie die Förderung von Messen und Ausstellungen durch die verschiedenen öffentlichen Stellen zu begrenzen.
Immerhin wurde 1927 auf DrĂ€ngen des Ausstellungs- und Messe-Amtes ein Reichskommissariat fĂŒr Ausstellungen und Messen geschaffen, das im Wirtschaftsministerium angesiedelt war. Diese Stelle sorgte fĂŒr ein MindestmaĂ an Koordination bei den MesseaktivitĂ€ten staatlicher Institutionen. Nach dem Zweiten Weltkrieg verschĂ€rfte sich der Wettbewerb in der Messewirtschaft enorm. Das ging mit einer Neustrukturierung der Branche in der Bundesrepublik Deutschland einher. Unter den westdeutschen MesseplĂ€tzen Frankfurt, Hannover und Köln begann der Kampf um das âLeipziger Erbeâ; Leipzig war bis 1945 der mit Abstand fĂŒhrende Messestandort Deutschlands gewesen, als Stadt innerhalb der damaligen sowjetischen Besatzungszone und spĂ€teren DDR musste Leipzig diese Rolle naturgemÀà abtreten. In jenen Jahren des intensiven Konkurrenzkampfes der westdeutschen MessestĂ€dte wurde auch der Begriff âMessekriegâ geprĂ€gt.
Der AUMA wurde 1949 in seiner alten Struktur als Interessenvertretung der beteiligten Wirtschaft wieder gegrĂŒndet und bemĂŒhte sich intensiv, die Wettbewerber zur MĂ€Ăigung anzuhalten. Gleichzeitig wurden unter FederfĂŒhrung des AUMA Anfang der FĂŒnfzigerjahre fĂŒr die gröĂten Messen Aussteller-BeirĂ€te gegrĂŒndet. Die sich immer enger gestaltende Zusammenarbeit von Messeveranstaltern und Ausstellerseite fĂŒhrte dazu, dass ab 1956 auch die Messegesellschaften und ihre VerbĂ€nde in den AUMA aufgenommen wurden. Somit ist der AUMA bereits seit 50 Jahren die gemeinsame Interessenvertretung von Ausstellern, Veranstaltern und Besuchern.
Nach dem Fall der Mauer stieĂ 1990 auch die groĂe und traditionsreiche Leipziger Messe wieder zum AUMA. Der Leipziger Messe stellte sich die Aufgabe, ihre neue Rolle in der wettbewerbsorientierten gesamtdeutschen Messelandschaft zu finden. Sie gliederte ihr Messeprogramm in zahlreiche Fachmessen auf und etablierte ebenso zahlreiche neue Themen. Die ostdeutschen Unternehmen erkannten sehr schnell die Bedeutung der Messe in einer Marktwirtschaft und nutzten schon nach wenigen Jahren Messen und Ausstellungen genauso intensiv wie die westdeutschen.
Der AUMA heute
Als Spitzenverband der deutschen Messebranche bĂŒndelt der AUMA die KrĂ€fte der Partner, die den Messemarkt gestalten: Aussteller, Besucher, Veranstalter und Serviceunternehmen. Entsprechend diesem Spektrum zĂ€hlen zu den 80 Mitgliedern des AUMA die deutschen Messe- und Ausstellungsveranstalter, die SpitzenverbĂ€nde der Industrie, des Einzelhandels sowie des GroĂ- und AuĂenhandels, des Handwerks und der Landwirtschaft sowie der Deutsche Industrie- und Handelskammertag. Daneben sind alle wesentlichen messeinteressierten FachverbĂ€nde der Industrie im AUMA organisiert. DarĂŒber hinaus zĂ€hlen die DurchfĂŒhrungsgesellschaften fĂŒr Auslandsmessebeteiligungen zu seinen Mitgliedern, ebenso die Veranstaltungsorganisation GDG (Gemeinschaft Deutscher GroĂmessen), IDFA (Interessengemeinschaft Deutscher Fachmessen und AusstellungsstĂ€dte) sowie FAMA (Fachverband Messen und Ausstellungen).
Aber auch die Organisationen der Serviceanbieter, an der Spitze der FAMAB als Interessenvertretung der Standbauer, Designer und Eventagenturen sowie der Verband der Messespediteure. Aufgrund der immer enger werdenden Verflechtung von Messe- und Kongresswirtschaft gehören auch der EVVC â europĂ€ischer Verband der VeranstaltungsCentren und das German Committee der ICCA â International Congress and Convention Association zu den Mitgliedern. Der Vorsitzende und der zweite stellvertretende Vorsitzende mĂŒssen der ausstellenden Wirtschaft, der erste stellvertretende Vorsitzende einer Messegesellschaft angehören.
Kernaufgaben
Eine der wesentlichen Aufgaben des AUMA ist die Interessenvertretung der gesamten Branche gegenĂŒber Ministerien, Parlament, der EU-Kommission und anderen nationalen und internationalen Institutionen.
Zu den heutigen Kernaufgaben des AUMA zĂ€hlt auch die UnterstĂŒtzung des internationalen Marketings der Messegesellschaften; er veröffentlicht BroschĂŒren in bis zu zehn Sprachfassungen. Bereits seit Anfang der FĂŒnfzigerjahre organisiert der AUMA eine Gemeinschaftswerbung der wichtigsten deutschen Messen im Ausland, die in unterschiedlicher AusprĂ€gung fortgesetzt wurde und heute unter dem Motto âMessen made in Germanyâ lĂ€uft. Hierzu zĂ€hlen auch Organisation und UnterstĂŒtzung von Seminaren und PrĂ€sentationen fĂŒr Meinungsbildner im Ausland. Bereits Ende der Siebzigerjahre wurde der Begriff âMesseplatz Deutschlandâ als QualitĂ€tssiegel fĂŒr ein System von Branchenfachmessen, die trotz intensiven Wettbewerbs relativ wenige Ăberschneidungen aufweisen, eingefĂŒhrt.
Seit 1949, dem Jahr seiner NeugrĂŒndung nach dem Zweiten Weltkrieg, koordiniert der AUMA in enger Abstimmung mit dem Bundeswirtschaftsministerium das Auslandsmesseprogramm der Bundesregierung. Dieses Programm, das vor allem MittelstĂ€ndler bei ihren Auslandsmessebeteiligungen unterstĂŒtzt, ist ein zentraler Baustein der deutschen AuĂenwirtschaftsförderung.
Der AUMA informiert ĂŒber Termine, Angebot, Aussteller- und Besucherzahlen von in- und auslĂ€ndischen Messen und Ausstellungen, um interessierten Ausstellern und Besuchern aus aller Welt die Entscheidung ĂŒber die Beteiligung oder den Besuch zu erleichtern. Zur Verbesserung der Messetransparenz erhebt und veröffentlicht der AUMA in seiner weltweiten, viersprachigen Internet-Datenbank www.auma-messen.de umfangreiches Datenmaterial zu ĂŒber 5.000 Veranstaltungen im In- und Ausland sowie zu einzelnen LĂ€ndern und Regionen. Daneben publiziert der AUMA ein Kernangebot von Messedaten in seinem âAUMA_Messe Guide Deutschlandâ und in der deutsch- und englischsprachigen BroschĂŒre âGerman Trade Fair Quality Abroadâ. ErgĂ€nzend dazu veröffentlicht der AUMA FachbroschĂŒren zur konkreten Vorbereitung, DurchfĂŒhrung und Nacharbeit von Messebeteiligungen im In- und Ausland sowie die interaktive CD-ROM âMesse fitâ mit zahlreichen Tipps fĂŒr Planung, DurchfĂŒhrung und Nacharbeit von Messebeteiligungen, die besonders kleine und mittlere Unternehmen unterstĂŒtzt. DarĂŒber hinaus engagiert sich der AUMA in der Aus- und Weiterbildung und vergibt Forschungsprojekte im Interesse der gesamten Branche.
Wirtschaftliche Bedeutung und Struktur der deutschen Messewirtschaft
Der Messeplatz Deutschland ist weltweit die Nr. 1 in der DurchfĂŒhrung internationaler Messen. Von den global fĂŒhrenden Messen der einzelnen Branchen finden etwa zwei Drittel in Deutschland statt. Vier der fĂŒnf gröĂten MessegelĂ€nde der Welt liegen in Deutschland. JĂ€hrlich finden rund 150 internationale Messen und Ausstellungen mit ĂŒber 160.000 Ausstellern und neun bis zehn Millionen Besuchern statt. Wichtigster Pluspunkt der deutschen Messen ist ihre InternationalitĂ€t: Ăber die HĂ€lfte der Aussteller kommen aus dem Ausland, davon ein Drittel aus LĂ€ndern auĂerhalb Europas. Von den Besuchern reist knapp ein FĂŒnftel aus dem Ausland an, davon wiederum rund 20 Prozent aus Ăbersee.
Zunehmende VerknĂŒpfung von Messe und Kongress
Dazu kommt ein dichtes Netz regionaler Fach- und Verbraucherausstellungen, die zu den internationalen Messen eine wichtige ErgĂ€nzung bilden. Allein auf den Veranstaltungen, die von Unternehmen aus dem Mitgliederkreis des AUMA organisiert werden, treffen sich jĂ€hrlich ĂŒber 50.000 Aussteller und sieben bis acht Millionen Besucher. Messen und Ausstellungen bieten damit eine Plattform fĂŒr deutlich ĂŒber 200.000 Aussteller sowie 16 bis 18 Millionen Besucher. AuĂerdem finden auf den deutschen MesseplĂ€tzen im Business-to-Business-Bereich etwa 10.000 messebegleitende und messeunabhĂ€ngige Veranstaltungen mit rund zwei Millionen Besuchern statt. Dabei ist eine zunehmende VerknĂŒpfung von Messe- und KongressaktivitĂ€ten zu beobachten.
Insgesamt geben Aussteller und Besucher fĂŒr ihr Messe-Engagement in Deutschland pro Jahr rund zehn Milliarden Euro aus. Die gesamtwirtschaftlichen Produktionseffekte erreichen 23 Milliarden Euro. Rund 250.000 ArbeitsplĂ€tze werden durch die Organisation von Messen gesichert und knapp 1,9 Millionen Teilnehmer gezĂ€hlt. âDer hohe ökonomische Stellenwert der deutschen Messewirtschaft kommt nicht von ungefĂ€hr. Die Messebranche ist seit Jahrzehnten frei von gesetzlichen Regelungen hinsichtlich des Marktzugangs fĂŒr Veranstalter oder die GrĂŒndung neuer Veranstaltungen. Die daraus resultierende intensive Wettbewerbssituation hat entscheidend zu der international anerkannten hohen QualitĂ€t der deutschen Messen beigetragenâ, erlĂ€utert AUMA-GeschĂ€ftsfĂŒhrer Dr. Peter Neven den Erfolg des Messestandorts Deutschland.
Doppelstrategie: KerngeschÀft ausbauen und Internationalisierung forcieren
Entsprechend der weiter fortschreitenden Globalisierung verfolgen die deutschen Messegesellschaften eine Doppelstrategie: Zum einen bauen sie ihr Auslandsmarketing in Ăbersee weiter mit hohem Tempo aus, um auf ihren Leitmessen am Messeplatz Deutschland Weltangebot und Weltnachfrage möglichst vollstĂ€ndig abzubilden. Zum anderen organisieren sie rund 200 Veranstaltungen im Ausland, vor allem in Asien und in Osteuropa, und demonstrieren so weltweite Kompetenz fĂŒr bestimmte Branchen. Sie erreichen damit einerseits Messeinteressenten, die sich nicht an einer Messe in Westeuropa beteiligen wĂŒrden, andererseits können sie auch viele Firmen durch die QualitĂ€t ihrer Auslandsveranstaltungen zusĂ€tzlich ĂŒberzeugen, den Sprung auf die deutsche Leitmesse ihrer Branche zu wagen. AuĂerdem profitieren die deutschen Veranstalter durch dieses Auslandsengagement von der mittelfristigen Dynamik wichtiger ĂberseemĂ€rkte.
Ihre Auslandsmessen haben â neben den Inlandsmessen â auĂerdem eine TĂŒröffner-Funktion fĂŒr deutsche Firmen zu neuen MĂ€rkten. Fast alle gröĂeren deutschen Messeveranstalter setzen heute auf das Marktsegment der Eigenveranstaltungen im Ausland und dies mit stark wachsender IntensitĂ€t.
Deutsche Auslandsmessen unterstĂŒtzen den Mittelstand
Kleine und mittlere Unternehmen drĂ€ngen zunehmend ins Ausland und sind dabei vielfach auf externe Informations- und Marketingpartner angewiesen. Die deutschen Messen im Ausland zeigen gerade auf diesem Feld ihre StĂ€rke: Sie dienen der ersten Sondierung fremder MĂ€rkte, der Suche nach Vertriebspartnern, der Kontaktaufnahme mit neuen Kunden und dem Test der Produktakzeptanz auf neuen MĂ€rkten. Die Aussteller auf deutschen Messen im Ausland kennen die Konzepte der Messen von ihren heimischen Beteiligungen, sie haben vertraute Ansprechpartner in den Messegesellschaften, die darĂŒber hinaus die gleiche Sprache sprechen. Sie schĂ€tzen diese âGerman Trade Fair Quality Abroadâ. AuĂerdem werden diese Messen vielfach von den deutschen BranchenverbĂ€nden unterstĂŒtzt, die so ihre Mitglieder auf dem Weg in schwierige AuslandsmĂ€rkte betreuen können. (JM)