Verbändereport AUSGABE 6 / 2006

Der Verband für Schiffbau und Meerestechnik

Zukunftsbranche mit Innovationskraft

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Der Verband für Schiffbau und Meerestechnik e.V. ist das Sprachrohr der deutschen maritimen Industrie, der Werften und ihrer Zulieferer. Und das seit über 120 Jahren. Ob Binnenschiffe, Kreuzfahrer, Sicherheitstanker oder Bohrinseln – deutsche Unternehmen sind bei dem Bau von Schiffen und maritimer Technik weltweit erfolgreich im Einsatz. Der Verband für Schiffbau und Meerestechnik e.V. (VSM) vertritt die Interessen dieses wichtigen Wirtschaftszweiges – und das mit Tradition. Bereits 1884 wurde der VSM als „Verband deutscher Schiffswerften“ aus der Taufe gehoben. Das Ziel: Die gemeinsamen Interessen der einzelnen Mitglieder auf einen Nenner zu bringen und mit einer Stimme nach außen zu vertreten.

Diese Maxime gilt bis heute, wie Werner Lundt, Hauptgeschäftsführer des Verbandes, erklärt: „Der VSM vertritt heute, wie zur Zeit seiner Gründung, die politischen und wirtschaftlichen Interessen seiner Mitglieder.“ Mittlerweile zählt der Verband 110 Mitglieder. Der Schwerpunkt liegt dabei nach wie vor bei den Werften. Insgesamt 60 Binnen- und Seeschiffswerften gehören dem VSM an. Dazu kommen weitere 50 Unternehmen der Meerestechnik und ihre Zulieferer. Der Begriff Meerestechnik umfasst dabei alle maritimen Aktivitäten, die nicht mit dem Bau von Schiffen zu tun haben. Also zum Beispiel Konstruktion und Bau von Bohrinseln oder Windkraftanlagen auf hoher See sowie die Meeresforschung.

Der deutsche Schiffbau steht nicht nur für Tradition. Vielmehr steht er für Innovation, Leistungsfähigkeit und Vielfalt. „Die deutsche Schiffbauindustrie gilt international als innovative High-Tech-Branche“, sagt Lundt. Ein Beispiel dafür nennt der VSM-Vorsitzende Jürgen Kennemann: „Viele denken bei Begriffen wie Innovationen und High-Tech an den Flugzeugbau. Dabei finden Sie fast alle Untersysteme eines Flugzeuges auch an Bord eines modernen Schiffes. Allerdings wird im Schiffbau noch viel schneller entwickelt.“

Volle Auftragsbücher

Wirtschaftlich hat die Branche derzeit nicht zu klagen. Durch ihre technologische Führungsposition behauptet sich der deutsche Schiffbau erfolgreich am Markt. Im vergangenen Jahr verzeichneten alleine die Seeschiffswerften 157 Auftragseingänge im Wert von insgesamt 4,1 Milliarden Euro. Zum Vergleich: 2004 kamen 86 neue Aufträge, im Krisenjahr 2001 gerade mal 17.

Die hohe Nachfrage beschränkt sich nicht nur auf Container- oder Fahrgastschiffe. „Unsere Mitglieder verkaufen auch Flüssiggastanker, Marinefahrzeuge, Schlepper, Yachten und vieles mehr“, sagt Werner Lundt und unterstreicht damit die Vielfalt der deutschen Werften und ihrer Zulieferindustrie. Und so gibt es auch Lob vom Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, Michael Glos. Im Mai hob er in seinem Festvortrag zur Jahresmitgliederversammlung des VSM die Bedeutung der maritimen Industrie für die deutsche Volkswirtschaft hervor: „Die Bundesregierung ist erfreut über die Entwicklung der Branche und die damit verbundenen Impulse für den Arbeitsmarkt. Deutsche Werften sind Technologieführer in vielen Märkten“.

Die Konkurrenz schläft nicht

Damit dies auch in Zukunft so bleibt, setzt sich der VSM aktiv für die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit seiner Mitglieder ein. „Wir dürfen uns von der derzeit positiven Situation nicht täuschen lassen. Der internationale Wettbewerb ist hart“, warnt der Hauptgeschäftsführer. Insbesondere die Entwicklung in China stellt die Innovationskraft der deutschen Firmen auf die Probe. Lundt erwartet dort in den kommenden Jahren große Kapazitätszuwächse im Schiffbau. „In China werden nicht nur bestehende Anlagen erweitert, sondern auch neue, extrem groß dimensionierte Werften gebaut“, so Lundt.

Doch die deutsche Schiffbauindustrie hat sich den Herausforderungen des Weltmarktes schon früh gestellt und zahlreiche Anstrengungen zur Sicherung und Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit geleistet. Ein Beispiel: Die Initiative „LeaderSHIP Deutschland“. Unter dem Dach der VSM wurden und werden vielfältige richtungweisende und vor allem zukunftsorientierte Aktivitäten initiiert. Das Ziel: Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Schiffbaus und Technologieführerschaft im Schiffbau durch Innovation und Ausbildung. Erreicht werden soll dies unter anderem durch Investitionen in moderne Verfahren und Anlagen und durch den Entwurf und Bau innovativer Schiffstypen.

Die Industrie konzentriert sich darauf, ihre Produktivität zu erhöhen und gleichzeitig Kosten zu senken. Dabei beweisen die Mitglieder des Verbandes, dass dies nicht auf Kosten von Arbeitsplätzen geschehen muss. „Wir sind uns unserer Verantwortung als Arbeitgeber, gerade in strukturschwachen Regionen, bewusst“, erklärt Lundt. Insgesamt beschäftigt die Schiffbauindustrie in den Werften und in den Zulieferbetrieben in Deutschland rund 100.000 Mitarbeiter. Und einige Werften planen derzeit die Aufstockung der Mitarbeiterzahlen beziehungsweise die Zahl ihrer Ausbildungsverhältnisse.

Umso stärker fällt da ins Gewicht, dass es zu wenige qualifizierte Fachkräfte gibt, die diese Stellen besetzen könnten. In Deutschland fehlen Ingenieure, so dass der Bedarf nicht auf allen Gebieten gedeckt werden kann. Ein Fall für den VSM. Er wirbt offensiv für die Branche und macht die attraktiven Ausbildungsangebote im Schiffbau bei jungen Menschen bekannt. Zudem entwickelt er zusammen mit den Mitgliedern Konzepte zur gezielten und qualitativ hochwertigen Ausbildung insbesondere von Schiffbau-Ingenieuren. Auch dies ist ein zentraler Baustein von „LeaderSHIP Deutschland“.

Politik & Lobbyarbeit

Bei aller Energie, die der Verband und seine Mitglieder aufbringen, um ihren technologischen Vorsprung zu wahren – ganz ohne das Mitwirken der Politik geht es nicht. Denn nur sie kann wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen schaffen. Deshalb ist der VSM im politischen Raum auf allen Ebenen aktiv. Vertreten ist er dazu unter anderem im Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), in der europäischen Schiffbauorganisation CESA und im europäischen Verband der Schiffbauzulieferindustrie EMEC.

Die politische Arbeit des Verbandes kommt an. So wurde unter der Rot-Grünen Regierung erstmals ein maritimer Koordinator auf Staatssekretärsebene berufen, der direkten Zugang zur Bundesregierung hatte. Zudem wurde die Maritime Konferenz geboren. Im Dezember dieses Jahres findet sie zum fünften Mal statt. Bisher stets mit Teilnahme des Bundeskanzlers. „Auch die neue Bundesregierung hat sich klar zum Schiffbau bekannt“, sagt der Hauptgeschäftsführer. Eine Tatsache, die auch auf die Arbeit des VSM zurückzuführen ist. Ein erster deutlicher Beleg dafür ist die Einbeziehung des Schiffbaus und der Meerestechnik in den Aktionsplan „High-Tech-Strategie-Deutschland“, mit dem sich die Bundesregierung für eine zukunftsgerichtete, aktive Wirtschafts- und Technologiepolitik stark macht. Werner Lundt weiß: „Wenn die zugesagten Fördermittel zeitnah zur Verfügung gestellt werden, kann die gesamte deutsche Schiffbauindustrie von dem Aktionsplan profitieren.“

Bei aller Unterstützung gibt es aber auch noch einiges, das aus Sicht des VSM zu verbessern wäre. So fordert er etwa Änderungen in der Mindestbesteuerung für Unternehmen. „Die Einführung der Mindestbesteuerung trifft unsere Mitglieder und wirkt sich speziell bei den Werften negativ aus. Hier muss auf jeden Fall noch nachgebessert werden“, fordert Werner Lundt.

Breites Leistungsspektrum

Neben der politischen Arbeit bietet der Verband für Schiffbau und Meerestechnik seinen Mitgliedern eine breite Palette weiterer Leistungen und dient den Mitgliedunternehmen als erste Anlaufstelle bei technischen und juristischen Problemen. Zum Beispiel bei der Umsetzung behördlicher und gesetzlicher Anforderungen. „Die Werften haben in der Regel keine eigene Rechtsabteilung. Wir bieten ihnen daher Informationen zu aktuellen Sachverhalten und leiten sie im konkreten Fall an Fachanwälte weiter“, sagt der Hauptgeschäftsführer. Der Verband hilft auch bei organisatorischen Fragen oder dabei, Fördermittel zu beantragen, zum Beispiel für Forschungs- oder Entwicklungsprojekte.

Immer im Blickfeld der Verbandsarbeit steht die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Mit seiner volkswirtschaftlichen Abteilung beobachtet und analysiert der VSM aufmerksam den Markt. Jedes Quartal stellt er den Mitgliedern internationale und deutsche Statistiken zur Verfügung, liefert Marktanalysen und Trendberichte. Dieser Service erspart den Mitgliedern aufwendige eigene volkswirtschaftliche Abteilungen und die gesparten finanziellen Mittel können sinnvoll im globalen Wettbewerb eingesetzt werden.

Öffentlichkeitsarbeit

Besonderes Augenmerk legt der VSM auch darauf, den Bekanntheitsgrad von Schiffbau- und Meerestechnikindustrie in der Öffentlichkeit zu steigern. Dazu informiert er mit seiner Hauszeitschrift „Schiffbau Industrie“ zweimal jährlich über die aktuellen Entwicklungen in der Branche. Die Zeitschrift zeigt die technologischen und politischen Trends in der deutschen Industrie auf und stellt herausragende Produkte und Erfolge der deutschen maritimen Industrie vor. Zudem werden einzelne Mitgliedsunternehmen des Verbandes in Portraits vorgestellt.

Die Mitglieder des Verbandes profitieren nicht nur von der Arbeit ihres Verbandes, sie steuern auch aktiv ihren Teil dazu bei. Zwar haben die Geschäftsführung und das Verbandspräsidium im täglichen Geschäft die Fäden in der Hand. Dennoch haben alle Mitglieder unmittelbare Einflussmöglichkeiten auf die Arbeit des Verbandes. Zum Beispiel in einer Vielzahl von Fachgremien, in der sie etwa Branchenfragen in Bereichen wie Recht, Finanzierung oder Technik erörtern. Daneben wahren besondere Fachgemeinschaften die Interessen der mittleren Seeschiffswerften, des Binnenschiffbaus und der meerestechnischen Unternehmen.

Blick nach vorn

Know-how, Innovationskraft und Tatendrang sprechen klar für die deutsche maritime Industrie. Mit verbesserten Rahmenbedingungen seitens der Politik und erfolgreichen Anstrengungen im Rahmen des „LeaderSHIP Deutschland“-Programms sieht der Verband für Schiffbau und Meerestechnik gute Chancen, die Wettbewerbsposition der Branche weiter zu verbessern.

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