Die größte Interessenvertretung für Ingenieure, der Verein Deutscher Ingenieure e.V. (VDI), feiert dieser Tage ihr 150-jähriges Bestehen. 128.000 Mitglieder – soviel wie nie zuvor – bilden das Rückgrat des Ingenieur-Vereins und sind nach einer Umfrage auch die zufriedensten Mitglieder großer Verbände in Deutschland. „Wir haben herausragende Kompetenzen, wir bringen unseren Mitgliedern enormen Nutzen und wir bilden eines der größten Netzwerke der Ingenieure in Europa.“, fasst Dr. Willi Fuchs, Direktor des VDI, den Erfolg zusammen.
Am 12. Mai 1856 wurde der VDI in Alexisbad, Ostharz, mit dem Ziel, „alle geistigen Kräfte der Technik zum gemeinsamen Wirken“ zusammenzufassen, gegründet. Gründungsmitglieder waren 23 junge Ingenieure. Franz Grashof war dreißig Jahre lang erster Direktor.
Schon in diesen ersten Jahren schob der VDI zahlreiche Initiativen an, die bis heute nachwirken: Mit der massenhaften Verbreitung von Dampfkesseln in Industrie und Produktion förderte er 1866 die Gründung der Dampfkessel-Überwachungsvereine, aus denen später die allgemein Technischen Überwachungsvereine erwuchsen und heute als TÜVs nicht nur die Sicherheit von Autos gewährleisten. Unterstützt durch Werner von Siemens gelang es dem VDI elf Jahre später, ein allgemeines Patentrecht zu etablieren und von Anfang an der Ausgestaltung der gesetzlichen Regeln beteiligt zu sein. Nicht nur betrat der VDI zum Ende des 19. Jahrhunderts damit fachliches Neuland, auch positionierte er sich als kompetenter Ratgeber und — durch die stetig wachsende Zahl der Mitglieder — erfahrener Lotse durch eine sich rasant entwickelnde Technikwelt. Früh erkannte er die Potenziale der Zeppeline und, nachdem Graf von Zeppelin ein Deutsches Reichspatent auf einen „lenkbaren Luftzug“ erwarb, sicherte eine Expertenkommission des VDI durch eine positive Beurteilung die Finanzierung und Bereitstellung öffentlicher Mittel. Graf von Zeppelin betonte später „dass der VDI der erste gewesen wäre, der den Wert der starken Luftschiffe erkannte“.
Dem VDI gehörten nicht nur die ersten Ingenieurinnen an, auch profitierte er von der Nähe zum Beispiel Werner von Siemens’ oder Robert Boschs, der als Träger des VDI-Ehrenzeichens auch den sozialverantwortlichen Einsatz der Technik befürwortete. Bis heute sind zahlreiche prominente Naturwissenschaftler und Techniker Mitglieder des VDI. Der Mediziner Dietrich Grönemeyer ist neben seiner Professur für Radiologie und MikroTherapie in Witten/Herdecke auch Vorsitzender des VDI-Fachbereiches Medizintechnik und Autor diverser Kinderbücher. Die Architektur-Studentin Sonja Fuss wurde vom VDI nicht nur mit der Auszeichnung „Engineers in Motion“ bedacht, sondern von der FIFA im Jahre 2003 auch mit dem Titel der Fußballweltmeisterin.
Deutlich wird, dass der VDI ein sehr großes Augenmerk auf seine Mitglieder legt: „Wir wollen unseren Mitgliedern Internationalität bieten, ein großes Netzwerk und zahlreiche Plattformen, um diese persönlich zu nutzen. Eine breite Palette an internationalen, nationalen aber auch regionalen Angeboten soll sie dabei unterstützen, fachlich auf dem neusten Stand zu bleiben. Diese aktive Wissensgenerierung erweitert die technische Problemlösungskompetenz unserer Mitglieder. Die persönlichen Kontakte helfen in vielen Berufssituationen weiter.“, erklärt Dr. Fuchs. Eine solche, sehr junge Plattform ist seit 2000 der regelmäßig stattfindende Weltingenieurstag, den der VDI im Rahmen der EXPO in Hannover initiierte und seitdem fachkundig begleitet. Allein an der Auftaktveranstaltung beteiligten sich 3.500 Ingenieure und Techniker aus 44 Nationen.
Garanten dieser erfolgreichen Arbeit für Technik, Technik-Anwendung und die Mitglieder des VDI ist die funktionierende und für die Herausforderungen der Zukunft gewappnete Hauptgeschäftsstelle mit ihren rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Düsseldorf sowie alle 45 regional agierenden Bezirksvereine und 15 Landesvertretungen. Nach einer Phase des Mitgliederrückgangs reagierte der Direktor Dr. Fuchs und etablierte in Zusammenarbeit mit allen beteiligten Stellen ein strategisches Maßnahmenpaket, die Balanced Score Card. Der Wandel des VDI vom Verein zum Dienstleister für seine Mitglieder wurde von Dr. Fuchs durch einen strategischen Wandlungsprozess eingeleitet, um das breite technologieorientierte Wissen seiner Mitglieder zu bündeln und das kontaktstarke Netzwerk auch international noch effizienter zu gestalten.
Als traditionsreiche wissenschaftlich-technische Vereinigung stellte sich für den VDI die Aufgabe, unter Wahrung des Bewährten den Verband an Haupt und Gliedern zu modernisieren und zu reorganisieren. Hierzu ist die Aufbau- und Ablauforganisation des VDI, die Konzeption einer übergreifenden Marketingstrategie und das Corporate-Design umfassend neu gestaltet, wobei die außerordentlich enge und kontinuierliche Zusammenarbeit der Ehrenamtlichen mit dem Hauptamt unter Führung von Dr. Ing. Willi Fuchs hervorzuheben ist. Der VDI konnte damit den Mitgliederrückgang stoppen und durch eine Vielzahl von Kooperationen international führende Positionen ausbauen.
Ganz gezielt hat der VDI hierbei auch seine Attraktivität für die junge Generation der Ingenieure verstärkt, so dass bei ihm von einer ‚Verbandskrise im Generationentakt‘ keine Rede sein kann. Durch die Schaffung von mehr Internationalität wurden so ein zukunftsgerichtetes Netzwerk und zahlreiche Plattformen geschaffen, die es erlauben, auf eine breite Palette an internationalen, nationalen und regionalen Angeboten des Verbandes zurückzugreifen.
Durch diese aktive Wissensgenerierung hat der Verband seine schon in der Vergangenheit erstaunliche technische Problemlösungskompetenz abermals erweitert. Für die „beispielgebende Reorganisation des Verbandes von einem traditionsreichen wissenschaftlichtechnischen Verein zu einer modernen, international ausgerichteten und hochvernetzten Dienstleistungsorganisation“ erhielt der VDI den „DGVM Innovation Award 2001“. (TR)