Verbändereport AUSGABE 6 / 2005

Verbändeumfrage 2005

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Anfang Juni 2005 startete deutschlandweit die große Verbändeumfrage 2005. Gegenstand der Untersuchung sind die aktuellen Herausforderungen, denen das Management von Verbänden und Nonprofit-Organisationen aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Lage gegenübersteht. Der Verbändereport sprach mit Prof. Dr. Dieter Witt, dem Mitinitiator der Verbändeumfrage 2005 über die Hintergründe, die Entstehung und die Ziele dieser Studie.

Verbändereport: Herr Professor Witt, warum führen Sie eine derart umfassende Studie durch?

Professor Witt: Eine erste ähnlich groß angelegte Studie fand bereits 1996/97 am SVV statt. Die damaligen Ergebnisse gaben einen interessanten Einblick in das Management von Verbänden. Mittlerweile hat sich die Verbandswelt jedoch sehr verändert – und um nur ein Beispiel zu nennen: Die Individualleistungen haben im Vergleich zu den Kollektivleistungen an Bedeutung gewonnen. Auch möchte ich auf die erheblich veränderten rechtlichen Rahmenbedingungen hinweisen. Durch die jetzt laufende Studie erhoffen wir uns, die Entwicklung der letzten acht Jahre abbilden und neue Erkenntnisse gewinnen zu können.

Verbändereport: Was sind zentrale Fragestellungen, die mit der Verbändeumfrage 2005 genauer analysiert werden sollen?

Professor Witt: Bei der Verbändeumfrage 2005 handelt es sich um eine Längsschnittstudie. Wir betrachten daher ein ziemlich breites Spektrum mit Schwerpunkten wie Dienstleistungsangebot, Finanzierung, Wettbewerb, Mitglieder, Personal und Risikomanagement. Daneben interessieren wir uns auch für die Unterschiede zwischen den einzelnen Verbandstypen.

Verbändereport: Diese Themen klingen viel versprechend. Glauben Sie, dass die Ergebnisse aber auch dem Verbandspraktiker von Nutzen sein können?

Professor Witt: Selbstverständlich. Wir betrachten ja wesentliche Bereiche verbandlicher Arbeit. Zum einen soll der Fragebogen bereits Anregungen und Impulse für die Verbandsarbeit liefern und zum anderen bietet eine derartige Studie den einzelnen Verbänden die Möglichkeit zum umfassenden Benchmark, weil sie das „state-of-the-art“ des Verbandsmanagements darstellt. Das Aufzeigen von Trends und Entwicklungen ermöglicht das Einordnen des eigenen Verbandes in das aktuelle Zeitgeschehen. Dies alles sind Anhaltspunkte für den Verband, um letztendlich seine Leistungen anzupassen bzw. zu verbessern und Kosten zu reduzieren.

Verbändereport: Die Verbändeumfrage 2005 startete Anfang Juni dieses Jahres. Wie sieht der aktuelle Stand aus?

Professor Witt: Mehrere hundert Fragebögen sind bereits bei uns eingegangen. Um die Repräsentativität der Ergebnisse noch zu steigern, freuen wir uns aber über weitere Zusendungen. Fragebögen, die bis 31. Oktober bei uns eingehen, werden von uns bei der Auswertung noch berücksichtigt. Erste Ergebnisse können dann voraussichtlich ab Anfang November präsentiert werden.

Verbändereport: Die Verbändeumfrage ist ein Gemeinschaftsprojekt von vier Partnern, die aus unterschiedlichen Bereichen stammen. Wie kam es zu dieser Kooperation?

Professor Witt: Mit Prof. Dr. von Velsen-Zerweck, Hochschule Magdeburg-Stendal, ist jemand dabei, der bereits an der Studie von 1996/97 maßgeblich beteiligt war. Mein Kollege und ich vertreten den wissenschaftlichen Part in dieser Kooperation. Durch die Mitwirkung der Deutschen Gesellschaft für Verbandsmanagement e.V. (DGVM), die ein hohes Potential an praktischem Verbandswissen beisteuert, erhielten wir Zugang zu einem großen Verbands-Netzwerk. Und mit MICHAELTHIESS Management Consultants können wir neben einer finanziellen Unterstützung- auf umfassendes praxisorientiertes Beraterwissen im Nonprofit-Sektor zugreifen.

Verbändereport: In welcher Form werden die Ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich gemacht?

Professor Witt: Alle Teilnehmer der Verbändeumfrage erhalten als Dankeschön eine kostenlose Kurzfassung der Ergebnisse. Eine ausführliche Langfassung der Studie ist ebenfalls geplant. Weiterhin sollen zu ausgewählten Themen Fachartikel veröffentlicht – so auch im Verbändereport –, sowie Tagungen und Seminare veranstaltet werden.

Verbändereport: Als abschließende Frage würde uns noch interessieren, was Sie sich persönlich von der Verbändeumfrage erhoffen. Sie beschäftigen sich ja seit über zehn Jahren mit Verbänden.

Professor Witt: Seit Jahrzehnten sind Verbände Gegenstand der Soziologie und der Politologie. Im Rahmen der Betriebwirtschaftslehre sind Verbände bislang eher vernachlässigt worden. Dabei gelten wesentliche Prämissen der klassischen Betriebwirtschaftslehre auch für Verbände und andere Nonprofit-Organisationen. Es heißt ja nicht, dass Verbände nicht wirtschaftlich arbeiten und arbeiten müssen, weil sie nicht gewinnorientiert sind. Zudem leisten Verbände einen enormen Beitrag für unsere Gesellschaft. Durch unsere Studie erhoffe ich mir, dass weitere Forschung angestoßen wird und bessere Konzepte für das Verbandsmanagement entwickelt werden.

Herr Prof. Dr. Witt, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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