Erfolgreiche Eventformate aus Verbänden

Best Practice | Der Deutsche Bibliotheksverband über die erste bundesweite „Nacht der Bibliotheken“

Man muss zunächst Überzeugungsarbeit leisten

Die „Nacht der Bibliotheken“ fand auf Initiative des Deutschen Bibliotheksverbands (dbv) und seiner 16 Landesverbände im April 2025 erstmals bundesweit statt. Unter dem Motto „Wissen. Teilen. Entdecken.“ gab es in über 1.800 Bibliotheken rund 4.300 Veranstaltungen, um die Aufmerksamkeit auf die Angebote und Services von Bibliotheken zu richten. Warum es dem Bibliotheksverband bei der Umsetzung des Aktionstages besonders wichtig ist, alle mit ins Boot zu holen, erklärte Kristin Bäßler, Pressesprecherin und Leiterin Kommunikation, im Gespräch mit dem Verbändereport.

Kristin Bäßler ist Pressesprecherin und Leiterin Kommunikation des Deutschen Bibliotheksverbandes e. V. (dbv).

© Boris Burghardt/Stadt Karlsruhe

Verbändereport: Die „Nacht der Bibliotheken“ fing als regionale Veranstaltung in NRW an und ist dann stetig gewachsen. Warum braucht man für ein solches Projekt einen langen Atem?
Kristin Bäßler: Ja, die erste Nacht der Bibliotheken fand bereits im Jahr 2005 auf Anregung von Stephan Schwering, dem Leiter der Zentralbibliothek im KAP1 der Stadtbüchereien Düsseldorf, statt, organisiert vom Verband der Bibliotheken des Landes NRW (vbnw). Wenn man so etwas initiiert, muss man zunächst Überzeugungsarbeit leisten und vermitteln, warum Bibliotheken von einer solchen Aktion profitieren können. Zum Glück ging das in NRW ziemlich schnell, sodass von Jahr zu Jahr immer mehr Bibliotheken mitgemacht haben. Irgendwann hatten sich so viele Bibliotheken auch aus anderen Bundesländern beteiligt, dass der vbnw gesagt hat: Das funktioniert, das sollten wir bundesweit probieren!

Welche Rolle hat der Bundesverband bei der Projektumsetzung übernommen?
Für uns als Bibliotheksverband war es wichtig, alle 16 Landesverbände mit ins Boot zu holen, damit Bibliotheken aus wirklich allen Bundesländern an der bundesweiten Nacht der Bibliotheken teilnehmen. Unsere Aufgabe bestand vor allem darin, gemeinsam mit den Landesverbänden die Finanzierung zu sichern und zudem die interne und externe Kommunikation sowie die bundesweite Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zu steuern. So waren wir nicht nur Ansprechpartner für die teilnehmenden Bibliotheken, sondern auch für die breite Öffentlichkeit. Dazu kamen die Aktualisierung des Internetauftritts, die Neugestaltung des Corporate Designs sowie Entwicklung und Versand der Werbemittel. Das alles in sehr enger Abstimmung mit unseren Landesverbänden.
Bei einer solchen bundesweiten Aktion ist es natürlich super, dass wir auf allen Ebenen werben konnten: auf lokaler Ebene vonseiten der Bibliotheken, auf regionaler Ebene vonseiten der Landesverbände und auf Bundesebene vonseiten des dbv. So konnten wir sowohl die breite Öffentlichkeit als auch die Presse sehr gut erreichen.

In diesem Jahr nahmen rund 1.800 Bibliotheken teil. Wie zufrieden sind Sie mit dieser Quote?
Insgesamt haben sich 1.898 Bibliotheken registriert. Mit dieser Quote sind wir sehr zufrieden, vor allem auch, weil wir anfänglich nicht genau wussten, ob es gelingen würde, aus wirklich allen Bundesländern Bibliotheken zu aktivieren. Aber bereits innerhalb weniger Wochen ist die Zahl der Anmeldungen stetig gewachsen. Für uns ist besonders schön, dass auch alle Bibliothekstypen vertreten waren: Vom hohen Norden in Flensburg bis ganz tief im Süden in Sonthofen waren die großen Staats- und Landesbibliotheken dabei, die öffentlichen Stadtbibliotheken, sehr viele ehrenamtliche Bibliotheken, konfessionelle Bibliotheken, Inselbibliotheken wie die in Wyk auf Föhr und Fehmarn, Universitätsbibliotheken, Patientenbibliotheken, wissenschaftliche Spezialbibliotheken wie die großer Museen sowie die Deutsche Nationalbibliothek mit ihren Standorten in Leipzig und Frankfurt am Main. Auch die Gefangenenbibliothek der JVA Münster hat sich beteiligt und einen Vorleseabend mit Erzählungen von Inhaftierten für Inhaftierte organisiert.

In zwei Jahren findet die nächste „Nacht der Bibliotheken“ statt. Was würden Sie sich als Weiterentwicklung des Formats wünschen?
Das Feedback, das wir von den Bibliotheken, aber auch anhand des großen Presseechos erhalten haben, war extrem positiv. Für 2027 wollen wir noch sichtbarer im öffentlichen Raum werden, weitere regionale Medienpartnerschaften aufbauen und stärker die Politik erreichen, um deutlich zu machen, welche zentralen Aufgaben Bibliotheken für die Gesellschaft übernehmen. Gleichzeitig möchten wir die Bibliotheken noch besser bei der Umsetzung ihrer Aktionen unterstützen, sodass noch mehr kleinere Bibliotheken im ländlichen Raum mitmachen. Super wäre es, wenn wir 2027 die 2.000er Marke der beteiligten Bibliotheken knacken.

Insgesamt kamen in diesem Jahr mehr als 250.000 Menschen Ihrer Einladung nach. Welche Angebote waren besonders nachgefragt?
Sowohl im städtischen Raum wie in Berlin als auch in eher ländlich geprägten Regionen wie in Bayern oder Thüringen haben die Bibliotheken sehr hohe Besucher*innenzahlen verzeichnen können. Besonders erfreulich war, dass auch viele neue Besucher*innen darunter waren, die die Bibliothek bisher nicht kannten. Sehr beliebt waren Autor*innenlesungen, Kreativworkshops in Makerspaces, Gemeinschaftsspielrunden, Führungen durch die Bibliotheksmagazine, Gaming-Angebote für Jugendliche, aber auch Taschenlampenlesungen für Kinder. Zu späterer Stunde gab es Tanzveranstaltungen und Kino, die ebenfalls gut besucht wurden. Ein Highlight für viele Kinder waren die vielen Kuscheltier-Übernachtungspartys.

Wie wichtig ist die Schirmherrschaft für das Event?
Eine Schirmherrschaft ist insofern wichtig, als man dadurch noch einmal eine weitere Sichtbarkeit gegenüber der Öffentlichkeit, aber auch der Politik erreichen kann. Elke Büdenbender, Ehefrau des Bundespräsidenten und diesjährige Schirmherrin, hat am 4. April die Amerika-Gedenkbibliothek besucht. Sie hat sich sehr intensiv über die Angebote der Bibliothek informiert und mit den Bibliotheksmitarbeitenden und Nutzenden gesprochen. Dadurch wurde auch noch einmal die zentrale gesellschaftliche Bedeutung der Bibliotheken hervorgehoben.

Planen Sie weitere Formate auch an Feiertagen und Wochenenden, falls die Sonntagsöffnung der öffentlichen Bibliotheken von der Politik beschlossen wird?
Aktionen und Veranstaltungen finden in Bibliotheken ja jeden Tag statt, außer an Sonntagen, denn anders als wissenschaftliche Bibliotheken, Theater, Museen oder Opernhäuser dürfen die öffentlichen Bibliotheken sonntags nicht öffnen. Das Land NRW ist da bislang eine Ausnahme. Wir hoffen daher sehr, dass die neue Bundesregierung die Sonntagsöffnung öffentlicher Bibliotheken bundesweit ermöglichen wird. Wichtig ist uns dabei zu unterstreichen, dass dies keine Pflicht sein soll, sondern eine Möglichkeit für diejenigen Bibliotheken, die sonntags öffnen können und wollen. Bereits heute machen viele Bibliotheken in NRW sonntags tolle Angebote für alle Generationen, die enorm gut angenommen werden. Vor allem von Menschen, die unter der Woche stark eingebunden sind, von Familien mit Kindern, aber auch von älteren Menschen, die in Bibliotheken sonntags Austausch suchen. Besonders sonntags sehen wir, dass Bibliotheken eben nicht nur Lernorte, sondern vor allem auch soziale Orte sind.

(KS)


Weitere Best Practice Beispiele im Verbändereport #228 02/2025 – Best Practice: Erfolgreiche Eventformate aus Verbänden

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