Erfolgreiche Eventformate aus Verbänden

Best Practice | GVNW-Symposium: Alle(s) unter einem Dach als Erfolgskonzept

Kein Wachstum auf Kosten des Formats

Der Gesamtverband der versicherungsnehmenden Wirtschaft e. V. (GVNW) veranstaltet ein jährlich stattfindendes Symposium mit mehr als 750 Teilnehmenden und über 40 Ausstellern. Wie in den Jahren zuvor war auch die Veranstaltung 2025 binnen 24 Stunden nach Öffnung des Buchungsportals bereits ausgebucht. Das Format lebt u. a. davon, dass alles unter einem Dach stattfindet, sagt Geschäftsführer Stefan Rosenowski. Der Verbändereport sprach mit ihm über weitere Erfolgsfaktoren, eine neue Steuerung beim Anmeldeprozess und darüber, warum er nicht auf ein Messegelände umziehen möchte.

Stefan Rosenowski ist Geschäftsführer des Gesamtverbandes der versicherungsnehmenden Wirtschaft e. V. (GVNW)

GVNW-Symposium 2025 © GVNW

Verbändereport: Herr Rosenowski, das GVNW-Symposium 2025 hat die maximale Zahl der Anmeldungen bereits erreicht. Woher kommt Ihrer Meinung nach der große Zuspruch?
Stefan Rosenowski: Ich denke, dass es an unserer Nische der Industrieversicherung liegt. Im deutschsprachigen Teil Europas hat unser Symposium ein Alleinstellungsmerkmal. Wir achten auf qualitativ hochwertige Vorträge im Bereich der Industrieversicherung, die keine Werbebotschaften beinhalten dürfen. Damit erfüllen die Teilnehmenden einen Teil ihrer Weiterbildungspflicht. Zudem lassen wir dem persönlichen Austausch Raum, indem wir zwei Abendveranstaltungen und genügend Pausen zum Netzwerken in die Programmgestaltung integrieren. Schließlich tritt der zeitliche Faktor hinzu; bei vielen Unternehmen stehen im September die Erneuerungsverhandlungen für die Konzernversicherungen an. Damit bietet das GVNW-Symposium allen Marktteilnehmern die Möglichkeit, sich vor Ort persönlich zu treffen und ihre individuellen Themen untereinander zu besprechen, sei es an den Ausstellungsständen der Versicherer und Versicherungsmakler oder bei Meetings in gesonderten Konferenzräumen des Veranstaltungshotels.

Was sagt man Interessenten, wenn sie Monate vorher nur noch auf die Warteliste kommen?
Selbstverständlich erhalten unsere Mitgliedsunternehmen ein exklusives mehrwöchiges Vorbuchungsrecht, sowohl was die Veranstaltung selbst als auch die Hotelzimmer im Tagungshotel angeht. Damit stellen wir sicher, dass die an einer Teilnahme interessierten Verbandsmitglieder nicht auf der Warteliste landen. Das kommunizieren wir gegenüber unseren Mitgliedsunternehmen und den Nichtmitgliedern rechtzeitig und in aller Transparenz.
Darüber hinaus haben wir nach den Erfahrungen und Feedbacks aus dem letzten Jahr einen neuen von uns aktiv gesteuerten Anmeldeprozess eingeführt. Es gibt ein grundsätzliches Maximalkontingent von zehn Teilnehmenden je Unternehmensgruppe, damit wir nicht schon durch unsere über 40 Aussteller und Sponsoren ausgebucht sind, sondern Karten im frei verfügbaren Restkontingent vorhalten können. Erst wenn dieses ausgeschöpft ist, verweisen wir auf die Warteliste. Auch diesen Prozess haben wir allen transparent dargelegt. Diese aktive Steuerung hat sich – trotz all der Mehrarbeit – als gerechtes Verteilungssystem bewährt. Zwangsläufig werden einige Interessenten auf der Warteliste unzufrieden zurückbleiben. Aber wir tun unser Bestes, sie nachrücken zu lassen. Schon jetzt haben wir mit überwiegender Mehrheit das Feedback erhalten, dass der gewählte Weg mit Begrenzungen und aktiver Steuerung genau richtig ist. Das freut uns sehr!

Nun ist das Infinity in Unterschleißheim ein großes Hotel und Konferenzzentrum. Gehen Sie nächstes Mal auf ein Messegelände?
Auf gar keinen Fall! Unser Symposium hat eine ganz besondere Charakteristik mit qualitativen Vorträgen, Ausstellung, Hotelzimmern im oder in der Nähe des Tagungshotels und von uns organisierten Abendveranstaltungen, die viel Raum zum Netzwerken geben. Das alles unter einem Dach. Es ist wie bei einem großen Klassentreffen, bei dem man sich alljährlich trifft und austauscht. Die Teilnehmenden finden sich zweieinhalb Tage zusammen. Und dieser Umstand erzeugt einen ganz besonderen Charme, den alle Teilnehmenden und auch wir sehr genießen. Von unseren Delegierten gab es in einer Befragung 95 Prozent Zustimmung, das Format des Symposiums nicht zu verändern, sondern es so zu belassen, wie es ist.
Ein Messegelände hätte zwar den Vorteil, dass wir weiter wachsen könnten. Aber ein solches Wachstum in der Teilnehmeranzahl ginge zulasten unserer Mitgliedsunternehmen. Es würden nicht mehr Teilnehmende aus der Mitgliedschaft kommen, aber viel mehr Teilnehmer von Versicherungsgesellschaften und Versicherungsmaklern. Dann kippt schnell das Verhältnis. Und das würde den Zweck des Symposiums massiv gefährden.
Aber wir sind schon auf der Suche nach Alternativen zum Infinity in Unterschleißheim oder zum Estrel in Berlin, die uns die Tagungskapazität, Anzahl von Hotelzimmern, die Ausstellungsfläche sowie die Kapazitäten für die beiden großen Abendveranstaltungen bieten. Bisher sind wir in Deutschland aber nicht fündig geworden.

Ein Blick zurück: Wie hat sich die Veranstaltung entwickelt?
Das kann ich gar nicht so genau sagen, denn selber bringe ich nur einen Erfahrungsschatz von viereinhalb Jahren im Verband und zusätzlichen zehn Jahren bei einem Mitgliedsunternehmen des GVNW mit. Aber von der Erstveranstaltung mit rund 80 Teilnehmenden aus den Großkonzernen ist unser Symposium zu einer Veranstaltung des kompletten deutschen Industrieversicherungsmarktes gewachsen. Und die Teilnehmenden werden im Altersdurchschnitt jünger und diverser. Diese Entwicklung könnte gerne noch schneller gehen.

Gibt es Konkurrenzverbände oder bedienen Sie die Branche allein?
In der deutschen Versicherungswirtschaft im Allgemeinen gibt es diverse Verbände, die die Versichererseite oder bestimmte Berufsgruppen repräsentieren. Von daher ist schon eine Wettbewerbssituation gegeben. Die anderen Verbände müssen indessen das gesamte Spektrum der Versicherungen abbilden: vom Privatkundengeschäft über das Gewerbekundensegment bis hin zur Industrieversicherung. Dabei die Interessen all ihrer Mitglieder im Auge zu behalten, ist nicht ganz einfach. Wir haben den Vorteil einer eher homogenen Interessenstruktur, die sich rein auf die Unternehmensversicherungen auf der versicherungsnehmenden Seite konzentriert. In dieser Nische können wir die Branche in Deutschland und seit Kurzem auch in Österreich bedienen.

Wie wichtig ist Ihrer Zielgruppe das Vernetzen?
Unseren Mitgliedsunternehmen ist das Netzwerken sehr wichtig. Der GVNW hat rund 750 Mitgliedsunternehmen, von denen rund die Hälfte Unternehmensumsätze bis 100 Millionen Euro generieren. Ab der Grenze fängt es langsam an, dass die Unternehmen eigenes Know-how in Fragen betrieblicher Versicherungen vorhalten. Dann beschäftigt sich oftmals nur eine Person mit den gesamten Unternehmensversicherungen. Dieser Person bietet sich in aller Regel keine Möglichkeit des Austauschs im eigenen Unternehmen, weil keine weitere Person in der Thematik verankert ist. Und die Person kann bzw. möchte vielleicht auch nicht jede Frage mit ihrem Vertragspartner auf Versicherer- und/oder Maklerseite direkt erörtern. Daher ist der Erfahrungsaustausch mit Kolleginnen und Kollegen anderer Industrieunternehmen oder mit unseren Kollegen aus der GVNW-Geschäftsstelle so wichtig und wertvoll. Dieses Netzwerk halten wir im Verband auch geschlossen vor, es ist ein Mehrwert der Mitgliedschaft.
In all unsere Veranstaltungen integrieren wir daher mindestens einen Netzwerkabend. In einer eher lockeren Atmosphäre lässt sich die eine oder andere Herausforderung leichter meistern, daher geben wir dem immer Raum.

(KS)


Weitere Best Practice Beispiele im Verbändereport #228 02/2025 – Best Practice: Erfolgreiche Eventformate aus Verbänden