Pressemitteilung | Allgemeiner Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin gegr. 1874 e.V. (ABSV)

Berlin für Blinde und Sehbehinderte noch nicht barrierefrei

(Berlin) – Am 14. Februar 2008 informiert die Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, Heidi Knake-Werner, über das Projekt „15 Jahre Leitlinien zum Ausbau Berlins als behindertengerechte Stadt“. Ein Anlass, der aus Sicht des Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenvereins Berlin gegr. 1874 e. V. (ABSV) kein Grund zum Feiern, sondern bestenfalls zu kritischer Bestandsaufnahme ist.

„Der bisher erreichte Stand der Barrierefreiheit ist bei weitem noch nicht ausreichend“, so Manfred Scharbach, Geschäftsführer des ABSV. „Nur bei jeder sechsten modernisierten Ampel gelange ich als Blinder gefahrlos über die Straße, bei abgesenkten Bordsteinkanten merke ich erst, wenn es knallt, dass ich auf der Straße stehe und weder bei Bussen noch bei Straßenbahnen erfahre ich an den Haltestellen die Nummer, obwohl es auch dafür bereits ausgereifte technische Lösungen gibt. Es ist also noch viel zu tun, um bei der nächsten Bestandsaufnahme des Senats in Punkto Barrierefreiheit ein ‚befriedigend’
vergeben zu können.“

Blinde und Sehbehinderte sind darauf angewiesen, dass ihnen die Ampel „sagt“, wenn sie auf grün umschaltet. Doch längst nicht alle Ampelanlagen verfügen über eine Einrichtung, die durch das bekannte „tack-tack-Geräusch“ das Auffinden ermöglicht und mit einem Piepen das Grün signalisiert. Da sollte es doch selbstverständlich sein, die Ampeln, die nach und nach modernisiert werden, mit einer entsprechenden Zusatzeinrichtung auszurüsten.
Doch weit gefehlt! Noch nicht einmal jede sechste Ampel, die der Senat modernisieren lässt, verfügt danach über eine blindengerechte Ausstattung.

Lebensgefährlich können regelwidrig auf Null abgesenkte Bordsteinkanten an Querungsstellen werden, da für Blinde nicht erkennbar ist, ob sie sich schon auf der stark befahrenen Fahrbahn befinden. Solche Gefahren könnten leicht vermieden werden, wenn die festgelegte 3-cm-Höhe bei Bordsteinkanten konsequent beachtet werden würde.

Wenn an Bus- oder Straßenbahn-Haltestellen mehrere Linien verkehren, haben Blinde und Sehbehinderte große Schwierigkeiten, das richtige Fahrzeug zu finden. Verunsicherungen oder gar Irrfahrten könnten einfach durch akustische Ansagen bei Einfahrt des Busses oder der Straßenbahn an der Haltestelle vermieden werden. Auch die Ansagen in den Fahrzeugen sind stark verbesserungsbedürftig, denn sie sind oft zu leise oder außer Betrieb.

Die Liste von Barrieren ließe sich noch weiter führen über voll gestellte Gehwege bis hin zu fehlenden Leitsystemen für Blinde und Sehbehinderte in öffentlichen Einrichtungen.

Quelle und Kontaktadresse:
Allgemeiner Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin gegr. 1874 e.V. (ABSV) Manfred Scharbach, Geschäftsführer Auerbacher Str. 7, 14193 Berlin Telefon: (030) 895880, Telefax: (030) 8958899

(tr)

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