Konjunkturmotor springt langsam wieder an

(Stuttgart) - Der leichte Aufschwung im baden-württembergischen Handwerk setzt sich auch im 3. Quartal dieses Jahres fort. „Die Konjunktur springt wieder an“, erklärte Landeshandwerkspräsident Joachim Möhrle. Er rechnet allerdings nicht mit spürbar positiven Impulsen für den Arbeitsmarkt oder für zusätzliche Investitionen.

Insgesamt zeigten sich die Betriebe mit der Geschäftslage im letzten Quartal zufrieden. Möhrle: “Erfreulich ist, dass die Betriebe auch für das aktuelle Quartal eine moderate Verbesserung der Geschäftslage erwarten.“ Ein Blick auf die Konjunkturlage der Gesamtwirtschaft in Baden-Württemberg zeige allerdings, dass vor allem der Export als Schwungrad der Wirtschaft fungiere. Hiervon profitiere das Handwerk jedoch nur marginal. „Die für das Handwerk wichtige Inlandsnachfrage bleibt weiterhin kraftlos und bremst einen deutlichen Aufschwung aus“, sagte Möhrle. Dies ist das Ergebnis der vierteljährlichen Telefonumfrage, die der Baden-Württembergische Handwerkstag (BWHT) jeweils unter tausend Handwerksunternehmen im Land durchführt.

Der BWHT-Konjunkturindikator , der die Stimmung unter den Handwerksbetrieben widerspiegelt, liegt im dritten Quartal 2005 mit aktuell 29 Punkten um sieben Punkte höher als im Vorjahr. Er liegt damit jedoch noch immer unter dem langjährigen Mittel und bleibt deutlich hinter den Werten der Jahre 1999 bis 2001 zurück.

Die Geschäftslage dagegen weist im 3. Quartal seit drei Jahren stetig steigende Werte auf. Jeweils 30 Prozent der Betriebsleiter beurteilten die derzeitige Geschäftslage als gut (Vorjahr: 25 Prozent), 24 Prozent als schlecht (Vorjahr: 27 Prozent). Die Umsätze sind im Handwerk gegenüber dem Vergleichzeitraum des Vorjahres insgesamt gestiegen. Besonders stark verbesserte sich die Umsatzsituation im Bau- und Metallgewerbe sowie im Dienstleistungs- und KFZ-Handwerk. Die Betriebsauslastung stieg gegenüber dem Vorjahr leicht an, der Auftragsbestand bei den befragten Betrieben legte um fast eine Woche zu.

Die Erwartungen für das laufende Quartal sind von leichter Zuversicht geprägt. So rechnen 32 Prozent (Vorjahr: 27 Prozent) der Betriebe mit einer verbesserten Geschäftslage in den kommenden drei Monaten, 17 Prozent (23 Prozent) erwarten eine Verschlechterung. Die überwiegende Mehrheit (50 Prozent) geht von einer unveränderten Geschäftslage aus. BWHT-Präsident Möhrle erwartet für das aktuelle Quartal eine erneute Belebung der Handwerkskonjunktur.

Die verbesserte Konjunkturlage zieht sich durch fast alle Handwerksgruppen. Auch das KFZ-Handwerk, das im Frühjahr noch unverhältnismäßig schwache Konjunkturdaten aufwies, wurde vom Aufwärtstrend erfasst. Positive Signale konnten auch im Ausbau- und Baugewerbe, dem Dienstleistungsbereich sowie dem Metall- und Nahrungsmittelhandwerk verzeichnet werden.

Für eine Erholung auf dem Arbeitsmarkt reichten die wirtschaftlichen Impulse noch nicht aus, stellte Möhrle fest. Die Beschäftigtensituation im Handwerk bleibe weiterhin angespannt. Nach der Konjunkturumfrage wurden im letzten Quartal vor allem im Baugewerbe weiterhin Beschäftigte abgebaut. Lediglich im KFZ-Handwerk gab es deutlich mehr Neueinstellungen als Entlassungen. Die Investitionsbereitschaft im Handwerk bleibt erneut zurückhaltend. 56 Prozent der Betriebe haben in den vergangenen drei Monaten nicht investiert, neun Prozent haben geringere Investitionen getätigt als im Vorquartal. Nur 17 Prozent der Befragten haben in den vergangenen drei Monaten mehr investiert als im Vorquartal.

Langsam aber sicher gehe es im Handwerk wieder aufwärts, betonte Möhrle. Sicherheitsdenken und die Angst vor Arbeitslosigkeit hemmten immer noch die Inlandsnachfrage: „Erst wenn diese psychologischen Hemmnisse abgebaut werden, wird die Handwerkswirtschaft volle Fahrt aufnehmen.“

Das Handwerk in Baden-Württemberg beschäftigt 770.000 Mitarbeiter in 120.000 Betrieben, bildet 55.800 junge Menschen aus und erwirtschaftet einen Umsatz von 63 Milliarden Euro.

Quelle und Kontaktadresse:
Baden-Württembergischer Handwerkstag (BWHT) Heilbronner Str. 43, 70191 Stuttgart Telefon: 0711/26 37 09-0, Telefax: 0711/263709-100