Pressemitteilung | ADFC e.V. - Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club - Bundesgeschäftsstelle

ADFC-Fahrradklima-Test 2014 / Wuppertal, Göttingen, Schwerin, Heiligenhaus als stärkste "Aufholer" ausgezeichnet

(Berlin) - Über 100.000 Bundesbürger haben im Herbst 2014 am großen ADFC-Fahrradklima-Test teilgenommen und die Fahrradfreundlichkeit ihrer Wohnorte bewertet. Heute wurden je zwölf Städte als "Spitzenreiter" und "Aufholer" in Sachen Fahrradfreundlichkeit ausgezeichnet. Die Urkunden überreichten Rainer Bomba, Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), und Ulrich Syberg, Bundesvorsitzender des ADFC, in Berlin.

Die "Spitzenreiter", also die Bestplatzierten im ADFC-Fahrradklima-Test 2014, sind Münster, Karlsruhe, Freiburg, Erlangen, Oldenburg, Ingolstadt, Bocholt, Nordhorn, Wesel, Reken, Ketzin und Rhede. Viele dieser Städte sind alte Bekannte auf den ersten Plätzen des Tests, der in diesem Jahr zum sechsten Mal durchgeführt wurde. Bomba: "Mein Anliegen ist es, gemeinsam mit allen Akteuren die Rahmenbedingungen für den Radverkehr weiter zu verbessern. Deshalb fördern wir den Fahrradklima-Test des ADFC im Zuge der Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans 2020. Fahrradfreundlichkeit ist aber auch ein guter Gradmesser für die Lebensqualität einer Stadt. Wir können den Anteil des Radverkehrs weiter erhöhen, wenn sich Radfahrerinnen und Radfahrer gut und sicher im Straßenverkehr fühlen. Der Fahrradklima-Test gibt genau darüber Aufschluss. Er zeichnet Kommunen aus, die den Radverkehr besonders vorantreiben, und bietet den anderen zugleich konkrete Anhaltspunkte für Verbesserungen - sei es bei der Sicherheit, dem Wegenetz oder auch bei den Abstellmöglichkeiten. Die Auszeichnung ist damit Dank und Ansporn zugleich."

Radfahren in hügeligen Städten - das geht!

Besondere Aufmerksamkeit zollten ADFC und BMVI den Aufholer-Städten - also denjenigen, die sich gegenüber dem Test 2012 am meisten verbessern konnten. Als Top-Aufholer wurden ausgezeichnet: Wuppertal, Augsburg, Stuttgart, Göttingen, Heilbronn, Trier, Schwerin, Iserlohn, Norderstedt, Heiligenhaus, Eschborn und Ilmenau. Syberg: "Städte, die den Radverkehr voran bringen, können sicher sein: Das Engagement kommt an - die Menschen bemerken die Verbesserung. Wuppertal ist hier beispielhaft mit seiner neuen Nordbahntrasse. Durch sie ist es möglich, selbst in dieser extrem hügeligen Stadt komfortabel und sicher Rad zu fahren. Fahrradfreundlichkeit hebt das Image einer Stadt, macht sie attraktiv als Wirtschaftsstandort, für Neubürger und Touristen. Gute Fahrradinfrastruktur schafft Anreize, auch mal mit dem Rad zur Arbeit oder zum Einkaufen zu fahren. Das bringt Vorteile für die Gesundheit und Zufriedenheit der Menschen - und entlastet die Stadt von Lärm und verstopften Straßen. Investitionen in den Radverkehr sind Investitionen in die Zukunftsfestigkeit und Attraktivität einer Stadt."

Schlechte Noten für Parken auf Radwegen und Ampelschaltungen

Die meisten Test-Teilnehmer sind zufrieden mit der Erreichbarkeit von Zielen mit dem Rad (Schulnote: befriedigend). Auch die Kernfrage: "Bei uns macht Radfahren Spaß bzw. Stress" wird recht positiv bewertet (Note: befriedigend). Genervt sind die Radfahrenden vor allem von geduldetem Parken auf Radwegen, von ungeeigneten Ampelschaltungen, fehlendem Winterdienst für Radwege sowie Unterbrechungen durch Baustellen (Note: ausreichend bis mangelhaft). Und: Die Mehrzahl fühlt sich beim Radfahren nicht sicher (Note: ausreichend).

Gewünscht: Mehr Radwege, weniger Tempo

Syberg: "Wenn sogar die Intensiv-Radfahrer sagen, dass sie sich mit dem Rad auf der Straße nicht sicher fühlen, dann schrillen bei uns die Alarmglocken. Denn wir wissen aus internationalen Studien, dass die gefühlte Sicherheit der entscheidende Faktor ist bei der Frage: Steige ich aufs Rad oder ins Auto. Wer mehr Radverkehr will, muss hier ansetzen." Geeignete Maßnahmen wären laut ADFC-Fahrradmonitor: Geringeres Verkehrstempo - also mehr Tempo-30-Zonen - und mehr komfortable und klar erkennbare Radwege.

Fahrradfreundlichkeit muss nicht teuer sein

Aber auch mit wenig aufwändigen Maßnahmen ließe sich das Fahrradklima wirkungsvoll verbessern: Durch einen Herbst- und Winterdienst für Radwege sowie radfahrerfreundliche Lösungen an Baustellen. Gegen das große Ärgernis der zugeparkten Radwege hilft nur höherer Verfolgungsdruck durch die Behörden, so der ADFC.

Daten und Fakten zum ADFC-Fahrradklima-Test 2014

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Befragung zum Radfahrklima weltweit und wurde im Herbst 2014 zum sechsten Mal durchgeführt. Der Fahrradklima-Test wird gefördert vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur im Rahmen des Nationalen Radverkehrsplans. Über 100.000 Menschen stimmten ab - eine Steigerung von 25 Prozent gegenüber dem letzten Test im Jahr 2012. Die Zunahme führt der ADFC auf das wachsende Interesse am Thema Fahrrad und Radverkehr zurück. 468 Städte kamen in die Wertung (im Vergleich: 332 in 2012). Der Test bestand aus 27 Fragen und wurde schwerpunktmäßig am Rechner und auf mobilen Geräten ausgefüllt. Die Teilnehmer bewerteten mit Noten von 1 bis 6 beispielsweise, ob Radfahren Spaß oder Stress bedeutet, ob die Stadt in letzter Zeit viel für den Radverkehr getan hat, ob es häufig Konflikte mit anderen Verkehrsteilnehmern gibt und ob man sich als Radfahrer sicher fühlt. Nur 16 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind ADFC-Mitglieder, die Umfrage ist also keine Mitgliederbefragung, sondern zeigt ein Stimmungsbild aller Radfahrenden in Deutschland.

Quelle und Kontaktadresse:
Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e.V. (ADFC), Bundesgeschäftsstelle Stephanie Krone, Pressesprecherin Friedrichstr. 200, 10117 Berlin Telefon: (030) 20914980, Fax: (030) 209149855

(sy)

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