Pressemitteilung | Krankenhausgesellschaft Schleswig-Holstein e.V. (KGSH)

Ärztestreiks bringen Kliniken in finanzielle Bedrängnis / KGSH fordert Streikpause

(Kiel) - „Die Finanzlage der Kliniken ist seit Jahren am äußersten Limit. Aber täglich 50-100.000 Euro Einnahmeausfälle durch die Streiks und das über Wochen hinweg sind für viele Kliniken nicht mehr zu verkraften“, sagte Bernd Krämer, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Schleswig-Holstein (KGSH) angesichts der Fortsetzung der Ärztestreiks trotz anstehender Verhandlungen der Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände (VKA) mit der Ärztegewerkschaft Marburger Bund (MB). Wir erwarten von den streikenden Ärzten Augenmaß und Realitätssinn für die schwierige wirtschaftliche Lage insbesondere der schleswig-holsteinischen Kliniken, die mit dem bundesweit niedrigsten landesweiten Basisfallwert auskommen müssen. Zumindest für die Zeit der Gespräche der Tarifparteien fordern wir den Landesverband der Ärztegewerkschaft auf, in Schleswig-Holstein eine Streikpause einzulegen, so Krämer.

Die KGSH steht dem andauernden Streik der Krankenhausärzte bei allem Respekt gegenüber der zu leistenden Arbeit ohne Verständnis gegenüber. Für Krämer ist Fakt, daß über die weitreichenden Auswirkungen der Streiks anscheinend wenig nachgedacht wird. Einige Kliniken werden die Einnahmeausfälle gar nicht verkraften können. „Über 70 Prozent“, so Krämer, „geben sie für seit Jahren steigende Personalkosten aus bei eigenen Budgetsteigerungen weit unter einem Prozent, wie sollen da zusätzliche 10 oder mehr Prozent bei den Ärztegehältern finanziert werden?“ Zusätzlich kommen auf die Kliniken im Jahr 2007 immense Lasten zu. Alleine für die Krankenhäuser hier im Land rechnen wir aufgrund steigender Personalkosten, Mehrwertsteuererhöhung und Auswirkungen der geplanten Gesundheitsreform mit einer Unterdeckung von 70 bis 80 Millionen Euro.

Für Krämer steht fest: Weiterer Personalabbau wird die Folge sein und das wird sich nicht nur auf Ärzte beschränken. Solche strukturellen Konsequenzen für viele Arbeitnehmer in einem wenig Arbeitschancen bietenden Land wie Schleswig-Holstein werden bei überzogenen Lohnforderungen der Gewerkschaften immer wieder vergessen.

Letztlich hängen auch Pflegeberufe, Auszubildende aber auch Servicebereiche wie Wäschereien, Putzdienste oder Küchenpersonal bzw. Catering am Ende der Kette mit dran. „Die Spirale des "Überforderns“ und des „Kaputt-Sparen- Müssens“ bei den Kliniken muß endlich aufhören, sonst kann man den Gesundheitsstandort Schleswig-Holstein endgültig vergessen“ ist Krämer überzeugt.

Nach wie vor schneiden die Ärzte bei den Gehaltstabellen von Akademikern mit Abstand am Besten ab und durch den Wegfall des „Arzt im Praktikum“ sind insbesondere die Bezüge der jungen Ärzte noch einmal sehr gestiegen. Die Betroffenen sollten die Möglichkeiten realistisch einschätzen und nicht an dem Ast sägen, auf dem sie – und viele mit ihnen – zumindest vor Ort sitzen, meint Krämer mit Blick in die Zukunft. Ärzte sehen vielleicht noch das verlockende Ausland – aber zumindest das politisch verantwortliche Auge sollte die lokalen und regionalen Auswirkungen keinesfalls außer Acht lassen.


Zusätzliche Lasten der Kliniken in Schleswig-Holstein im Jahr 2007
Zusätzliche Kosten durch Gesundheitsreform

Sanierungsbeitrag 15 Mio. Euro (1 Prozent des Budgets)
Anschubfinanzierung 5 Mio. Euro für hochspezialisierte Leistungen (0,5 Prozent des Budgets)

Weitere Kostenbelastungen:
Beibehaltung Anschubfinanzierung 15 Mio. Euro für die Integrationsversorgung (1 Prozent des Budgets)

Tarifbedingte Personalkostensteigerungen 30 Mio. Euro (2 Prozent bezogen auf das Budget)

Erhöhung der Mehrwertsteuer 15 Mio. Euro (1 Prozent des Budgets)

Summe der Belastungen 80 Mio. Euro Abzüglich Veränderungsrate 10 Mio. Euro (Annahme: 0,63 Prozent bezogen auf das Budget)

Zusätzliche Kostenbelastung im Jahr 2007 70 Mio. Euro

Quelle und Kontaktadresse:
Krankenhausgesellschaft Schleswig-Holstein e.V. (KGSH) Ulrike Petersen, Pressereferentin Feldstr. 75, 24105 Kiel Telefon: (0431) 8810510, Telefax: (0431) 8810515

(sk)

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