Agenda 2000: Enttäuschende Bilanz für Landwirtschaft und Gesellschaft
(Bonn) - Der Deutsche Bauernverband (DBV) bewertet die Ergebnisse eines von der Generaldirektion Landwirtschaft in Auftrag gegebenen Gutachtens über die Auswirkungen des Agrarteils der Agenda 2000 als enttäuschend. Trotz steigender EU-Haushaltsausgaben sinken die landwirtschaftlichen Einkommen. Darüber hinaus fallen die im Vorfeld der Agenda-Beschlüsse von EU-Agrarkommissar Fischler dargestellten gesamtwirtschaftlichen Vorteile für Wachstum und Beschäftigung bei genauem Hinsehen deutlich geringer aus.
Nach den Ergebnissen des Gutachtens, die auf Modellberechnungen von Wissenschaftlern der Universitäten Bonn, Amsterdam sowie des US-Institutes FAPRI beruhen, führt die Agenda 2000 zu sinkenden Erlösen und Deckungsbeiträgen bei den Landwirten. Die Realeinkommen im Sektor Landwirtschaft werden im Jahr 2005 etwa 3 Prozent niedriger ausfallen als dies ohne die Agenda-Beschlüsse der Fall gewesen wäre. Gleichzeitig werden laut Gutachten um bis zu 34 Prozent höhere Pro-Kopf-Einkommen in der Landwirtschaft erwartet als im Durchschnitt der Jahre 1992-96. Dieses Einkommensplus je Kopf ergibt sich jedoch nur unter der Annahme eines starken Arbeitskräfteabbaus in der Landwirtschaft. Die Gutachter gehen dabei von einem jährlichen Rückgang der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte zwischen ca. 2,5 Prozent und 4 Prozent aus. Das bedeutet, dass sich europaweit bis zum Jahr 2005 die Zahl der Arbeitskräfte um bis zu 35 Prozent vermindert haben soll.
Der DBV merkt hierzu an, dass die Landwirte trotz dieser enormen Steigerung ihrer Arbeitsproduktivität keine dementsprechenden Einkommenszuwächse erzielen würden. In den Gutachten werde der geschrumpfte Einkommenskuchen auf die noch stärker schrumpfende Zahl landwirtschaftlicher Arbeitskräfte verteilt, so dass sich eine bescheidene Einkommenssteigerung je verbliebener Arbeitskraft ergebe. Der von den Landwirten erarbeitete Produktivitätsfortschritt würde nun von der Generaldirektion Landwirtschaft in der politischen Erfolgsbilanz der Agenda 2000 verbucht, indem die steigenden Pro-Kopf-Einkommen in den Vordergrund gestellt würden, kritisiert der DBV.
Die Berechnungen ergeben positive gesamtwirtschaftliche Wirkungen der Agenda 2000 auf Verbrauchernachfrage, Inflation, Wachstum und Beschäftigung. Danach soll das Sozialprodukt im Jahre 2005 um zusätzlich 0,12 Prozent und danach langfristig um 0,25 Prozent wachsen. Die Beschäftigung soll im Jahre 2005 um 0,14 Prozent und danach langfristig um 0,24 Prozent zulegen.
Bereits ein leicht beschleunigter Abbau von Arbeitsplätzen in der Landwirtschaft würde jedoch nach Einschätzung des DBV dazu führen, dass die erwarteten positiven Beschäftigungseffekte wieder zunichte gemacht werden. Komme es zu einem verschärften Strukturwandel und damit zu einem zusätzlichen Arbeitsplatzabbau in der Landwirtschaft von einem halben Prozent jährlich, dann wäre die in dem Gutachten prognostizierte gesamtwirtschaftliche Beschäftigungszunahme wieder verloren.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Bauernverband e.V. (DBV), Godesberger Allee 142-148, 53175 Bonn, Telefon: 0228/81980, Telefax: 0228/8198205