Aus dem "Fall Joseph" in Sebnitz müssen Lehren gezogen werden
(Bonn) - Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hat Medien und Politik aufgefordert, aus dem "Fall Joseph" Lehren zu ziehen. Die Medien dürften gerade beim Thema Rechte Gewalt keine "Wagenburg-Wirkungen" dadurch verursachen, dass ganze Städte pauschal in Mithaftung genommen würden, andererseits sollten Politiker damit aufhören, den Rechtsextremismus populistisch zu nutzen, sagte der Bundesvorsitzende des DJV, Prof. Dr. Siegfried Weischenberg in verschiedenen Medieninterviews.
Weischenberg sagte, dass bei der Berichterstattung über den Tod des Jungen in Sebnitz vorschnell Vermutungen als Fakten ausgegeben worden seien. Dies sei ein handwerklicher Fehler. Gerade im Journalismus sei gut gemeint oft das Gegenteil von gut. Der DJV-Vorsitzende rief die Medien dazu auf, mit Augenmerk und kontinuierlich über das Thema Rechte Gewalt - und zwar sowohl in Ostdeutschland als auch in Westdeutschland - zu berichten. Düsseldorf, wo im Sommer durch den Bombenanschlag das Thema Rechte Gewalt wieder in die Schlagzeilen kam, liege nicht in Ostdeutschland, sondern in Westdeutschland, sagte Weischenberg.
Den Politikern warf Weischenberg vor, dass sie mit vorschnellen Aktionen und Äußerungen nicht zu einer Versachlichung beitrügen. Dies gelte insbesondere auch für die pauschale Medienschelte, die der sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf betrieben habe.
"Medien und Politik sollten aus dem Fall des kleinen Joseph in Sebnitz die Lehre ziehen, dass es gerade beim Thema Rechte Gewalt darum geht, Verfassungspatriotismus zu beweisen. Dies geht nur durch ergebnisoffene Recherche über Rechte Gewalt und durch Verzicht der Politiker, das Thema parteipolitisch auszuschlachten" sagte der DJV-Vorsitzende.
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