Pressemitteilung | ZVEI e.V. - Verband der Elektro- und Digitalindustrie

Automatisierungsindustrie erstmals über 50 Mrd. DM

(Nürnberg) - Die deutsche Automatisierungsindustrie wächst auch im Jahr 2001. Allerdings wird der Zuwachs geringer ausfallen als im sehr guten Vorjahr, meldet der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) e. V.. "Für das Gesamtjahr rechnen wir in der Produktion mit einem Plus von gut vier Prozent. Erstmals liegt die Produktion in Deutschland damit über 50 Mrd. DM", so Helmut Gierse, neuer Vorsitzer des ZVEI-Fachverbandes AUTOMATION, auf der Automatisierungsmesse SPS/IPC/DRIVES in Nürnberg. Insbesondere im ersten Halbjahr 2001 konnte die Branche bei der Produktion ebenso wie beim Auftragseingang ein Wachstum verbuchen, wenn auch im Vergleich zum außergewöhnlich guten Vorjahr erwartungsgemäß etwas schwächer. In der zweiten Jahreshälfte dämpfte die allgemeine Konjunkturentwicklung die grundsätzlich positive Stimmung.

Für die Branche erfreulich entwickelten sich in diesem Jahr die Bereiche Schaltgeräte und Steuerungen mit einem Plus in der Produktion von rund sechs Prozent auf 23,3 Mrd. DM. Etwas schwächer war das Wachstum bei Antrieben mit plus vier Prozent auf 10,7 Mrd. DM und bei der Messtechnik und Prozessautomatisierung mit plus zwei Prozent auf 16,4 Mrd. DM. Die immer wichtiger werdenden Bereiche Software und Services in der Automation werden derzeit auf sechs Mrd. DM geschätzt und sind nicht in dem ausgewiesenen Produktionsvolumen von 50 Mrd. DM enthalten.

Das Wachstum der Branche wird noch immer im Wesentlichen vom Ausland getragen. Nach einem Plus von 15,7 Prozent im Vorjahr erwartet der ZVEI elf Prozent mehr Ausfuhren im Jahr 2001. Fast die Hälfte der Exporte gehen in den europäischen Raum und jeweils gut zehn Prozent in die USA, nach Mittel- und Osteuropa sowie Südostasien. Das Ausfuhrwachstum nach Mittel- und Osteuropa und Südostasien fällt mit 16 bis 17 Prozent besonders hoch aus. Die starke Konjunkturabkühlung in den USA wird jedoch durch Exporte in andere Regionen nur zum Teil kompensiert.

Auf Grund der hohen Auftragsbestände sowie der guten Kapazitätsauslastung insbesondere zu Beginn des Jahres rechnet der Verband mit einem Zuwachs der Beschäftigtenzahl bis Jahresende um gut zwei Prozent auf 233.000 Arbeitnehmer.

Weltmarktanteil Deutschlands unverändert zehn Prozent

Der Bedarf an Automatisierungstechnik summiert sich im Weltmarkt nach vorläufigen Berechnungen des ZVEI im Jahr 2001 gegenüber dem Vorjahr unverändert auf 351 Mrd. DM. Die USA erreichen mit einem Anteil von 39 Prozent unangefochten die Spitzenposition. Europa folgt mit einem Anteil von 32 Prozent. Der Deutsche Markt fragt zehn Prozent der weltweit produzierten Automatisierungstechnik nach. Japans Anteil beträgt 23 Prozent.

Wie sich der Weltmarkt im kommendem Jahr entwickelt ist Gierse zufolge außerordentlich schwer vorauszusagen. Für die Automatisierungsindustrie ist der ZVEI zuversichtlich, dass es nach einer schwachen ersten Jahreshälfte 2002 im weiteren Verlauf zu einer moderaten Erholung kommt. Allerdings werde sich diese in Teilbereichen wie der Prozessautomation voraussichtlich erst später im Konjunkturzyklus einstellen.

Beherrschung der Datenströme, Flexibilisierung der Lösungen

Mittelfristig sieht der Vorsitzer des ZVEI-Fachverbandes AUTOMATION gute Potenziale. Dabei spielten eine Reihe von Trends eine wegweisende Rolle:

Die Beherrschung der Datenströme über alle Grenzen bisheriger IT-Inseln und über die Grenzen von Unternehmen hinweg sei das Thema schlechthin. Und zwar zum Zweck der Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Anwender. Diesem Zweck folgt der seit einiger Zeit festzustellende Trend zu mehr Offenheit und Flexibilität. Der Bedarf an Automation wird Gierse zufolge weiter steigen. Die Automatisierungs-Hersteller könnten ihren Kunden die gewünschte Flexibilität der Fertigung liefern. Wichtig sei es heute, die hohe Komplexität, die hinter hoher Intelligenz und großer Flexibilität steht, in der Anwendung ganz einfach und bedienerfreundlich zu gestalten. Vor diesem Hintergrund wird die Bedeutung von Software weiter zunehmen. Branchenspezifische Angebote für die vertikale Integration, d.h. die informationstechnische Verbindung von Produktion und Betriebswirtschaft, sind nur mittels Software möglich.

Mit einer Vielzahl intelligenter Sensoren und Aktoren werden die Automatisierungslösungen immer stärker dezentral realisiert, sowohl in Industrieanlagen als auch in Gebäuden. Teleservice, Fernwartung und Ferndiagnose von Anlagen aller Art setzen sich verstärkt durch. Entscheidungen werden mit Software-Tools für Vorhersage, und Simulation von Anlagenzuständen (Virtual Engineering, Virtual Production) sowie über die Kopplung von Computer- und Realbildern (Augmented Reality) unterstützt.

Laut Gierse spielt Software ebenfalls eine entscheidende Rolle bei der Mechatronik als Zusammenwirken von Mechanik, Elektrotechnik und Software. Das bedeute für den Maschinenbau, starre Mechanikkomponenten durch neue Funktionseinheiten zu ersetzen, um flexiblere Maschinenfunktionen zu ermöglichen.

Auch das Thema E-Business in der Automatisierungsindustrie ist nach wie vor hochaktuell. "Obwohl noch einige technische Details zu lösen sind," so Gierse, "führt auf Dauer daran kein Weg vorbei." Eine Herausforderung sei beispielsweise die Festlegung von Produktmerkmalen für Online-Kataloge. Der ZVEI-Fachverband AUTOMATION hat begonnen, Produktbeschreibungsstandards zum Beispiel für die Antriebstechnik festzulegen. Dabei arbeitet er auch mit dem VDMA zusammen.

Vor diesem vielfältigen Anforderungshintergrund gab sich Gierse zuversichtlich: "Die Zukunft der Automation im Zeitalter von Information und Kommunikation hat gerade erst begonnen."

Quelle und Kontaktadresse:
Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) e.V. Stresemannallee 19 60596 Frankfurt Telefon: 069/63020 Telefax: 069/6302317

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