Pressemitteilung | Bund Deutscher Kriminalbeamter e.V. (BDK) - Landesverband Nordrhein-Westfalen

BDK: Polizeiliche Kriminalstatistik NRW: Erfreuliche RĂŒckgĂ€nge bei der Einbruchs-, Diebstahls- und StraßenkriminalitĂ€t - Kriminalpolizei in dramatischer Verfassung

(DĂŒsseldorf) - Wie passen die in der Überschrift formulierten Feststellungen zusammen? Die ErklĂ€rung liegt in der polizeiliche Kriminalstatistik (PKS), der vermutlich am hĂ€ufigsten missverstandenen und fehlinterpretierten Statistik Deutschlands.

Obgleich dies oft von deutschen Innenministern und Medien suggeriert wird, liefert sie gerade kein wirklichkeitsgetreues Abbild der KriminalitÀtsentwicklung sondern allenfalls den Ausschnitt eines TÀtigkeitsnachweises der Polizei. Riesige KriminalitÀtsfelder fehlen.

So enthĂ€lt die Statistik ausgerechnet keine Daten zu der besonders Besorgnis erregenden StaatsschutzkriminalitĂ€t, zur SteuerkriminalitĂ€t oder zu der "CyberkriminalitĂ€t", bei der die TĂ€ter aus dem Ausland heraus agieren. Viele KriminalitĂ€tsbereiche weisen riesige Dunkelfelder auf. Nur der geringste Teil der Wirtschafts-, Umwelt-, Korruptions-, Rauschgift- und Organisierten KriminalitĂ€t gerĂ€t an die OberflĂ€che und wird von der Polizei bekĂ€mpft. Es handelt sich um sogenannte KontrollkriminalitĂ€t, d. h. die Höhe der Fallzahlen korreliert unmittelbar mit der Anzahl des zur BekĂ€mpfung dieser Delikte eingesetzten Personals. Anders ausgedrĂŒckt ist die Zunahme der Rauschgiftdelikte eine erfreuliche und die Abnahme der Wirtschaftsdelikte eine alarmierende Entwicklung.

Bei ca. zwei Dritteln aller Delikte liegt die einzige Motivation der TÀter darin, auf illegale Weise Eigentum oder Vermögen zu erlangen. Von den geschÀtzten 20 Milliarden Euro, die in NRW jÀhrlich kriminell erwirtschaftet werden, bekommen die Strafverfolgungsbehörden nur weniger als 1 Prozent zu Gesicht.
Überlegungen der Landesregierung, ausgerechnet die 140 sog.
Sockelstellen fĂŒr Finanzermittler zu streichen, muten angesichts dieser Dimensionen geradezu grotesk an.

Der Bund Deutscher Kriminalbeamter NRW fordert bereits seit Jahren Periodische Sicherheitsberichte und umfassendere Lagedarstellungen, die u. a. Aussagen zur tatsĂ€chlichen KriminalitĂ€tsentwicklung, zu Erkenntnissen ĂŒber Dunkelfelder sowie den PrĂ€ventionsbemĂŒhungen enthalten. "Das wĂ€re eine ehrlichere Information der Bevölkerung. Die wiederkehrend zu positive Interpretation der Polizeilichen Kriminalstatistik hat uns erst in die missliche Lage gebracht, dass wir zu wenig Personal und zu wenige Qualifizierungs- und Spezialisierungsangebote in NRW haben. Nun erleben wir das in diesem Jahr erneut. Die Kripo pfeift buchstĂ€blich aus dem letzten Loch. Wir sollten uns ĂŒber die RĂŒckgĂ€nge bei bestimmten Delikten freuen, aber der Bevölkerung reinen Wein einschenken, denn Grund zum Jubeln oder gar zum Aufatmen haben wir noch lange nicht.", so die erste EinschĂ€tzung des BDK-Landesvorsitzenden Sebastian Fiedler.

Sinkende Fallzahlen bei der EinbruchskriminalitÀt.

Das ist eine besonders erfreuliche Entwicklung. Sie belegt eindrucksvoll, dass die EinschĂ€tzung des BDK NRW, dass die erhöhten Fallzahlen der letzten Jahre auf das Konto professioneller TĂ€ter gingen, augenscheinlich richtig war. Nicht nur in Nordrhein-Westfalen gehen diese Fallzahlen zurĂŒck. Auch andere BundeslĂ€nder sowie Österreich vermelden vergleichbare RĂŒckgĂ€nge. Es spricht alles dafĂŒr, dass das BemĂŒhen, die kriminalpolizeiliche Arbeit in diesem Bereich zu verbessern und zu verstĂ€rken, gute PrĂ€ventionskonzepte, eine hohe öffentliche Aufmerksamkeit, gesteigerte Sozialkontrolle sowie nicht zuletzt das Schließen der sog. Balkanroute dazu beigetragen haben, dass professionelle TĂ€tergruppen ihren Aktionsraum Richtung Norden verlagert haben. Nach Erkenntnissen der europĂ€ischen Polizeibehörde Europol haben die skandinavischen LĂ€nder derzeit mit einer Zunahme der WohnungseinbruchskriminalitĂ€t zu kĂ€mpfen.

"Wir sollten das eine tun ohne das andere zu lassen. Wir können uns ĂŒber die RĂŒckgĂ€nge in bestimmten KriminalitĂ€tsfeldern freuen.
Zeitgleich dĂŒrfen wir keinen Zweifel daran aufkommen lassen, dass die Kriminalpolizei in NRW erheblich gestĂ€rkt werden muss, wenn wir den tatsĂ€chlichen Herausforderungen gewachsen sein wollen. Beim nĂ€chsten Anschlag wird die Frage lauten: Was hat die Landesregierung getan, um die Sicherheitsbehörden in die Lage zu versetzen, ihn zu verhindern?
Zwar liegt der Vorschlag fĂŒr eine Anpassung des Polizeigesetzes auf dem Tisch.

Allerdings gibt es bislang keine VerstĂ€rkung der ĂŒberalterten Kripo, keine kriminalpolizeiliche Ausbildung und ein massives Defizit an Qualifizierungsangeboten. Die FehleranfĂ€lligkeit steigt daher Tag fĂŒr Tag. Wer eine gute Kripo will, muss die Rahmenbedingung dafĂŒr schaffen. Derzeit ist da reichlich Luft nach oben." fasst Sebastian Fiedler zusammen.

Quelle und Kontaktadresse:
Bund Deutscher Kriminalbeamter e.V. Landesverband Nordrhein-Westfalen (BDK) Pressestelle Völklinger Str. 4, 40219 DĂŒsseldorf Telefon: (0211) 9945568, Fax: (0211) 9945569

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