BGA-Unternehmerumfrage: Aufschwung im Großhandel - konjunkturelle Risiken bleiben
(Berlin) - Die Konjunktur gewinnt an Fahrt und an Breite, die Freude steigt, doch die konjunkturellen Risiken bleiben. Mit diesen Worten fasste Dr. Michael Fuchs, Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA), die Ergebnisse der aktuellen BGA-Unternehmerumfrage am 8. August in Berlin zusammen. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Stimmung der Groß- und Außenhändler sichtbar aufgehellt und damit umgekehrt. Ein Drittel der Befragten sehen jetzt für den Groß- und Außenhandel ein gutes oder sehr gutes konjunkturelles Umfeld (1999: sechs Prozent). Nur noch 20 Prozent erachten die wirtschaftliche Stimmungslage als schlecht oder sehr schlecht (1999: 42 Prozent). "In diesen Tagen kann man etwas sehen, was in den zurückliegenden Jahren bereits verloren schien: Unternehmer tragen wieder ein zaghaftes Lächeln auf ihren Lippen", sagte Fuchs.
Seit Mitte letzten Jahres kann der Groß- und Außenhandel seinen Umsatz auf breiter Front erhöhen. 1999 konnten bereits 44 Prozent steigende Umsätze verzeichnen. 26 Prozent mussten hingegen Einbußen verkraften. Mit 55 Prozent gehen für das laufende Jahr noch einmal deutlich mehr Unternehmer von steigenden Umsätzen aus. Nur noch 18 Prozent befürchten einen Rückgang. Die Umsatzprognose der Groß- und Außenhändler für das Jahr 2001 fällt sogar noch optimistischer aus. 60 Prozent erwarten weiter steigende, nur noch sieben Prozent fallende Umsätze, erläuterte Fuchs. Das Investitionsniveau bleibt auf breiter Front hoch. Das wird durch den zunehmenden Anteil derjenigen unterstrichen, die ihre Investitionen konstant halten. Auch der Anteil derer, die von weiter steigenden Investitionen ausgehen, bleibt mit annähernd 40 Prozent konstant hoch. Die Investitionsprognose für das nächste Jahr verspricht eine Fortsetzung der regen Investitionstätigkeit. Erstmals seit Jahren liegt mit 38 Prozent der Anteil an beschäftigungssteigernden Erweiterungsinvestitionen sogar leicht höher als der Anteil an Ersatzinvestitionen mit 37 Prozent.
Die verbesserte Umsatz-, Ertrags- und Investitionsentwicklung wirkt sich positiv auf die Beschäftigungssituation aus. Der Anteil an Unternehmen, die mit rückläufiger Beschäftigung rechnen ist zwischen 1999 und 2000 von 18 auf 15 Prozent gefallen. Gleichzeitig gehen mit 28 Prozent in diesem Jahr drei Prozent mehr Unternehmer davon aus, dass die Beschäftigung steigen wird. Dabei ist zu beachten: Ein Beschäftigungsaufbau folgt immer erst mit einem gewissen Timelag einer verbesserten Umsatz- und Ertragssituation sowie einer regen Investitionstätigkeit.
Trotz der grundsätzlich positiven konjunkturellen Entwicklung im Groß- und Außenhandel wies Fuchs auf die weiterhin bestehenden konjunkturellen Risiken hin. Der Aufschwung wird vornehmlich vom Außenhandel getrieben. Der schwache Euro schiebt unsere Wirtschaft zusätzlich an - ohne dass unser eigener Binnenmotor hochtourig läuft. Wir glauben zu schieben aber werden geschoben.
Die Euroschwäche ist Doping für unseren Export - mit erheblichen Nebenwirkungen. Dank des preiswerten Euro sind deutsche Produkte und Dienstleistungen international besonders wettbewerbsfähig. Diesen kurzfristigen Erfolgen beim Export stehen mittelfristig jedoch erhebliche Inflationsrisiken durch steigende Importpreise gegenüber. Es besteht daher die Gefahr, dass die Europäische Zentralbank sich genötigt sieht, die Zinsen zu erhöhen. Für die schwächelnde Binnenkonjunktur wäre dies schädlich. "Das deutsche Wirtschaftswachstum würde heute eher bei zwei Prozent liegen, wenn der Außenhandelsmotor nicht mit zweistelligen Wachstumsraten brummen würde. Für das laufende Jahr erwarte ich ein Wirtschaftswachstum von 2,7 Prozent. Für das nächste gehen wir aufgrund der erwarteten Abkühlung des US-Wachstums von 2,5 Prozent aus", lautete die Prognose des BGA-Präsidenten.
Zur Steuerreform befragt, beklagten über zwei Drittel der Unternehmer, dass die mittelständischen Interessen nicht ausreichend Berücksichtigung finden. Nur acht Prozent erwarten eine kräftige Entlastung. 46 Prozent gehen davon aus, schwach entlastet zu werden. 40 Prozent jedoch werden nach eigenem Bekunden gar nicht entlastet. "Die vornehmlich mittelständisch geprägten Groß- und Außenhandelsunternehmen in Form der Personengesellschaften werden von dem verabschiedeten Steuerentlastungsgesetz entweder zu wenig und zu spät oder gar nichts spüren. Bei einem Spitzensatz in der Einkommenssteuer von 42 Prozent, der dazu erst ab dem Jahr 2005 wirksam wird, kann eine solche Einschätzung nicht überraschen", sagte Fuchs. Gefragt nach einem im internationalen Vergleich angemessenen Spitzensteuersatz wurde im Mittelwert ein Spitzensteuersatz von rund 35 Prozent als angemessen betrachtet.
Korrekturbedarf besteht auch bei der Regelung von Unternehmensbeteiligungen. Kapitalgesellschaften dürfen ihre Beteiligungen zukünftig steuerfrei veräußern. Personengesellschaften wird bisher eine vergleichbare Möglichkeit nicht eingeräumt. Die Hälfte der Personengesellschaften gaben an, dass für sie eine steuerfreie Beteiligungsveräußerung von großer Bedeutung ist. "Es darf keine gesetzliche Fusionsbarriere für den unternehmerischen Mittelstand geben", sagte Fuchs. Die Umfrage hat zusätzlich ergeben, dass mit 81 Prozent eine überwältigende Mehrheit findet, dass das Steuerrecht durch die Reform noch komplizierter und undurchsichtiger wurde.
Für den Großteil der Groß- und Außenhändler gehört das Internet bereits zum Alltag. 77 Prozent können im World Wide Web bereits mit einer eigenen Homepage aufwarten. Immerhin 44 Prozent setzen diese ein, um E-Commerce zu betreiben. "Wir können davon ausgehen, dass von den kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland nur etwas unter fünfzig Prozent eine eigene Homepage unterhalten. Vor diesem Hintergrund zeigen sich die Großhändler besonders innovativ. Dies ist allerdings auch zwingend notwendig, denn zahlreiche Internet-Strategien richten sich auf die Ausschaltung des traditionellen Handels", erklärte Fuchs. Im Großhandel werden Internet und E-Commerce als Herausforderung und Chance angenommen. Traditionelle Großhändler können ihren Warenabsatz durch das Internet optimieren und neue Kostenvorteile nutzen. In Ihrer Kernkompetenz, der ausgereiften Logistikleistung, sind sie durch die Herausforderer in der New Economy nur schwer auszuschalten, so der BGA-Präsident bei der Vorstellung der BGA-Unternehmerumfrage.
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