Bildungsgewerkschaft setzt sich für Ausbau des Stipendien- und Bafög-Systems ein
(Frankfurt am Main) – Für den Erhalt des gebührenfreien Erststudiums hat sich die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) stark gemacht. „Wir brauchen mehr Akademiker. Schon jetzt kann Deutschland den Bedarf an hochqualifizierten Arbeitskräften wie Ingenieuren kaum decken“, sagte GEW-Vorsitzende Eva-Maria Stange am 25. Januar in Frankfurt a.M. „Deshalb setzen wir auf den Ausbau des Stipendien- und Bafög-Systems. Außerdem müssen die Hochschulen für Studienbedingungen sorgen, die ein erfolgreiches Studium ermöglichen.“ Für junge Menschen aus sozial schwächeren Haushalten, aber zunehmend auch für Kinder aus Mittelschichtfamilien sollten bessere Rahmenbedingungen geschaffen werden, um sie für die Aufnahme eines Studiums zu gewinnen. Im OECD-Schnitt studierten 51 Prozent eines Altersjahrgangs, in Deutschland dagegen nur rund 37 Prozent. Diese Quote müsse angesichts der steigenden Anforderungen in der Arbeitswelt erhöht werden. Die Zahl junger Menschen sinke in den nächsten Jahren stark. Deshalb müssten künftig rund 60 Prozent eines Jahrgangs ihr Studium erfolgreich beenden, um allein die derzeitige Zahl der Akademiker zu halten.
„Das Studium darf nicht noch teurer werden. Schon jetzt zahlen Studierende im Schnitt 40.000 Euro für ihr Studium. Gebühren, egal in welcher Form sie erhoben werden, kommen auf diese Summe drauf und schrecken ab. Viele Studierende müssen schon jetzt jobben, statt zu studieren“, betonte Stange. Nachdem Nordrhein-Westfalen Studiengebühren für sogenannte Langzeitstudierende eingeführt hat, sei die Zahl der Studienanfänger deutlich zurückgegangen. Auch in Österreich oder dem angeblichen Vorzeigeland Australien seien die Zahlen der Studierenden mit dem Abkassieren von Studiengebühren zurückgegangen.
„Gerade sozial Schwächere sollen die Chance bekommen, ein Studium erfolgreich zu absolvieren“, sagte die GEW-Chefin. Alle Kreditmodelle zur Finanzierung der Studiengebühren liefen jedoch darauf hinaus, dass sie diese Gruppe besonders stark belasten. Sie erhöhten damit das Risiko, ein Studiums zu beginnen.
„Die Befürworter von Studiengebühren wecken Illusionen, die jeglicher Grundlage entbehren“, sagte die GEW-Vorsitzende. Höhere Qualität in der Lehre und bessere Ausstattung der Hochschulen seien beispielsweise mit mehr finanziellen Engagement der öffentlichen Hand zu haben. Studiengebühren versickerten dagegen direkt in den Landeshaushalten oder dienten dazu, den weiteren Rückzug der Länder aus ihrer öffentlichen Verantwortung für die Hochschulen zu rechtfertigen.
„Studiengebühren führen nicht zu kürzeren Studienzeiten“, unterstrich Stange. Bereits jetzt arbeiteten fast 70 Prozent der Studierenden, um Studium und Lebensunterhalt zu finanzieren. „Wer künftig auch noch zusätzlich für Studiengebühren jobben muss, wird zwangsläufig auch länger studieren. Daran kann doch niemand Interesse haben“, sagte die Gewerkschafterin.
Sie machte darauf aufmerksam, dass Studiengebühren gesellschaftliche Weichen falsch stellten. „Studiengebühren sind ein weiterer Schritt in Richtung Privatisierung von Bildung. Wir sind auf dem Weg vom Steuer- in den Gebührenstaat. Gebühren sind jedoch das ungerechteste Instrument zur Finanzierung notwendiger öffentlicher Daseinsvorsorge, zu der auch die Bildung zählt“, stellte Stange fest. Die skandinavischen Länder, die sowohl bei PISA als auch anderen OECD-Vergleichen Spitzenwerte erreichen, kämen wunderbar ohne Studiengebühren aus.
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Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)
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