BPI setzt sich für Arzneivielfalt ein
(Berlin) Als Einstieg in den Ausstieg der Krankenkassen finanzierten Arzneimittelversorgung hat der Vorsitzende des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI), Dr. Bernd Wegener, die so genannte Positivliste für Arzneimittel bezeichnet. Diese Liste, die derzeit vorbereitet wird, würde die Zahl der erstattungsfähigen Arzneimittel im kommenden Jahr deutlich einschränken. Die Patienten würden gezwungen, für bewährte Medikamente künftig 100 Prozent zuzuzahlen. Unter dem Motto "Ja zur Arzneimittelvielfalt" startet der BPI daher heute eine Aufklärungskampagne, denn so Wegener "noch hat die Bevölkerung nicht erkannt, was mit der Positivliste auf sie zukommt." Es sei fünf vor zwölf, um eine der einschneidendsten Reglementierungen im Gesundheitswesen zu verhindern.
Der BPI beklagte die mangelnde Transparenz dieser weitreichenden Entscheidungen. Neun Personen definierten hinter verschlossenen Türen, was 72 Millionen Krankenversicherte morgen noch für Medikamente erhalten sollten - und das ohne hinreichende Informationsgrundlagen. Dies sei undemokratisch und widerspreche der europäischen Transparenzrichtlinie. Der BPI-Vorsitzende fragte: "Was spricht gegen öffentliche Sitzungen der Positivlisten-Kommission? Dies wäre eine vertrauensbildende Maßnahme."
Der BPI-Vorsitzende wandte sich entschieden gegen die Behauptung, die "Positivliste" erhöhe die Qualität der Arzneimittelversorgung. Die Qualität sei bereits mit der Zulassung der Medikamente durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) garantiert.
Da kein Mensch dem anderen gleiche, sei die Vielfalt der Medikamente ein unschätzbares Gut. Nur sie erlaube eine zielgenau, individuelle und angemessene Behandlung. Jede Einschränkung der Arzneimittelvielfalt verschlechtert damit die individuelle Versorgungsqualität, ohne finanzielle Entlastung zu bringen.
Die Positivliste erleichtere auch dem Arzt keinesfalls die Einhaltung der Arzneimittelbudgets. Im Gegenteil. Die beschränkte Zahl der auf der Positivliste aufgeführten Medikamente würden im Durchschnitt teurer sein, als die heute erstattungsfähigen Medikamente. Außerdem könne ein Arzt auch mit Positivlisten-Präparaten falsch und zuviel verordnen.
Die sogenannte Positivliste greife zudem massiv in den Wettbewerb der Arzneimittelhersteller ein. Präparate, die in die Liste aufgenommen würden, hätten einen ungerechtfertigten Wettbewerbsvorteil gegenüber nicht berücksichtigten Präparaten.
Kein Unternehmen werde den erheblichen Aufwand für die Arzneimittelforschung schultern, wenn es befürchten müsse, dass ihm aus unkalkulierbaren Gründen der wichtige Krankenkassenmarkt verschlossen bleibe. Der Ausschluss ganzer Wirkstoffgruppen aus der Erstattungsfähigkeit bremse zudem die Forschung an bekannten Arzneimittelwirkstoffen aus, die vielfach völlig neue Anwendungsgebiete erschlossen haben.
Der BPI-Vorsitzende forderte daher, alles zu unterlassen, was die Arzneimittelvielfalt unverantwortlich beschneidet.
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