Pressemitteilung |

Finanzprobleme der GKV sind hausgemacht – Arzneimittel überwiegend preisstabil

(Frankfurt) - Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) stimmt Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt vollkommen zu, die bei einer Pressekonferenz am 5. September in Berlin erklärt hat, das Defizit in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) von rund 4,9 Milliarden Mark für das 1. Halbjahr 2001 sei die Konsequenz „längjähriger Fehlsteuerung und erheblicher Strukturmängel“. Nach Ansicht von BPI-Hauptgeschäftsführer Dr. Hans Sendler hätte die GKV „ohne Verschiebebahnhöfe fünf bis sechs Milliarden Mark weniger Ausgaben. Von einem Defizit könnte dann überhaupt keine Rede mehr sein.“ Eine weitere Belastung für die GKV sei die enorme Ausgabensteigerung beim Krankengeld in Folge des Urteils des Bundesverfassungsgerichts. Die Ministerin hat aus Sicht des BPI auch mit ihrer Beurteilung recht, dass „der Druck auf die Beitragssätze nicht allein in diesem Jahr und schon gar nicht allein durch die Arzneimittelausgaben in diesem Jahr“ entstanden sei.

„Der überwiegende Teil der über die GKV erstatteten Arzneimittel ist preisstabil“, erklärte Sendler. Das mit einem Verordnungsanteil von rund zwei Dritteln und einem Umsatzvolumen von nahezu 47 Prozent für die GKV wichtigste Arzneimittelsegment, der Festbetragsmarkt, ist im Preisniveau seit Jahren sogar rückläufig, wie Sendler berichtete. Diese Tendenz wird durch das im Festbetragsanpassungsgesetz zusätzlich auf Kosten der Industrie beschlossene Einsparvolumen von 750 Millionen Mark noch verstärkt. Sendler: „Es ist daher unerfindlich und nicht begründbar, wie von allgemeinen Preissteigerungen im Arzneimittelmarkt gesprochen werden kann.“

Erklärbar sei die Ausgabenentwicklung unter anderem durch umsatzstarke Arzneimittelgruppen zur Bekämpfung von Volkskrankheiten, so der BPI-Hauptgeschäftsführer. Beispielsweise seien im Bereich von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes laut IMS Health im 1. Halbjahr 2001 22 Prozent bzw. bei Antidiabetika 19 Prozent Umsatzwachstum registriert worden. Ebenfalls stark wuchsen nach Sendlers Angaben Prostatamittel um 19 Prozent und Ulcustherapeutika um 18 Prozent. Er kenne niemanden im Gesundheitswesen, der sich ernsthaft gegen diese Therapien wende, sagte Sendler.

„Auch die schlechte Witterung in den Frühlingsmonaten war eine weitere Ursache für die Ausgabgenentwicklung“, betonte der BPI-Hauptgeschäftsführer. Im zweiten Quartal habe es insbesondere einen Mehrbedarf an Grippe- und Erkältungspräparaten gegeben. Das habe das Gesamtvolumen im ersten Halbjahr um 3,1 Prozent ansteigen lassen.

Als weiteren Faktor für das aktuelle Ausgabenwachstum nannte Sendler Produktneueinführungen und Substitutionseffekte hin zu innovativeren Therapien. Der BPI-Hauptgeschäftsführer: „Neue Arzneimittel gegen zuvor kaum therapierbare Krankheiten verändern den Markt“. So hätten etwa neue Anti-Alzheimer-Produkte einen sprunghaften Umsatzanstieg um 44 Prozent verzeichnet. Auch bei spezifischen Antirheumatika seien annähernd doppelt so hohe Umsätze zu registrieren gewesen. Ebenso hätten die für die Asthmatherapie neuen Beta-2-Stimulanzien mit Corticoiden deutlich mehr Umsatz erreicht, sagte der BPI-Hauptgeschäftsführer. Sendler: „Wer solche Ausgabensteigerungen nicht will, soll den GKV–Versicherten klar sagen, dass der medizinische Fortschritt nicht mehr allgemein im Rahmen der sozialen Sicherung finanzierbar ist.“

Sendler forderte das Bundesgesundheitsministerium und die Krankenkassen auf, endlich auch die Einspareffekte durch Arzneimittel in anderen Bereichen, insbesondere dem stationären Sektor, auszuschöpfen. „Eine isolierte Betrachtung der Arzneimittelausgaben ist nicht sachgerecht“, erklärte der BPI-Hauptgeschäftsführer.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI) Karlstr. 21 60329 Frankfurt Telefon: 069/25560 Telefax: 069/237813

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