Pressemitteilung | Bundesverband Breitbandkommunikation e.V. (BREKO) - Hauptstadtbüro

"BREKO Breitbandstudie 2018: Netzinfrastrukturwechsel zur Glasfaser ist alternativlos"

(Berlin/Bonn) - Der Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) hat heute die von ihm erhobenen Marktdaten zur aktuellen Lage auf dem Telekommunikationsmarkt vorgestellt. Im Rahmen eines Pressegesprächs präsentierte der renommierte Telekommunikationsexperte und Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Jens Böcker die wichtigsten Ergebnisse der BREKO Breitbandstudie 2018 und nahm eine wissenschaftliche Bewertung und Einordnung vor. BREKO-Präsident Norbert Westfal stellte in einer kurzen Analyse die aus Sicht des Verbands nun wichtigsten Maßnahmen zugunsten eines schnellen Rollouts mit zukunftssicheren Glasfaseranschlüssen bis in die Gebäude dar.

Wichtigstes Ergebnis der BREKO Breitbandstudie 2018: Der Ausbau mit ultraschnellen Glasfaseranschlüssen bis direkt in die Gebäude (FTTB) oder bis direkt zum Nutzer (FTTH) wird vor allem durch die mehr als 180 Netzbetreiber des BREKO vorangetrieben. Fast 60 Prozent aller 3,9 Millionen auf dem deutschen Markt verfügbaren, direkten Glasfaseranschlüsse werden von BREKO-Netzbetreibern gestellt. Dies entspricht fast 70 Prozent aller von den Wettbewerbern des Ex-Monopolisten Deutsche Telekom realisierten Glasfaseranschlüsse. Allein im Jahr 2017 wuchs die Zahl der von BREKO-Carriern realisierten FTTB/FTTH-Anschlüsse um rund 700.000.

Insgesamt zeichnen die alternativen Netzbetreiber in Deutschland für rund 82 Prozent aller direkten Glasfaseranschlüsse (FTTB/FTTH) verantwortlich. Die Deutsche Telekom kann hier lediglich einen Anteil von 18 Prozent für sich verbuchen.

Die Kabelnetzbetreiber in Deutschland haben in den vergangenen Jahren so gut wie keinen Ausbau mehr betrieben: Die Zahl an Haushalten, denen ein Kabel-Breitbandanschluss mit 50 MBit/s oder mehr zur Verfügung steht, hat sich nach den Zahlen des Breitbandatlas des Bundes seit 2015 nur marginal erhöht (2015: 63,3 Prozent; 2017: 63,9 Prozent).

Bedauerlicher Effekt der Vectoring-Entscheidungen der Bundesnetzagentur (BNetzA) und der Vectoring-Strategie des Ex-Monopolisten: Mehr als zwei Drittel der Investitionen in den Jahren 2015, 2016 und 2017 haben nicht auf die damaligen Breitbandziele der Bundesregierung (50 MBit/s für alle bis 2018) eingezahlt, sondern zu Fehlinvestitionen durch Überbau geführt: So hat sich die Verfügbarkeit von Breitbandanschlüssen mit 50 MBit/s oder mehr von 2014 bis 2017 lediglich um knapp 6,3 Millionen Haushalte erhöht (heute: 32,7 Millionen Haushalte). Die Zahl an Haushalten, die zwischen zwei (oder mehr) Anschlusstechnologien mit mindestens 50 MBit/s wählen können, stieg in der gleichen Zeit jedoch um fast 13,5 Millionen (heute: 21,25 Millionen Haushalte).

Die Wettbewerber haben seit der Liberalisierung des deutschen Telekommunikationsmarkts 1998 insgesamt 75,5 Milliarden Euro investiert (52 Prozent) - auf die Telekom entfielen 69,5 Milliarden Euro (48 Prozent). Positive Botschaft: Die durch die Vectoring-Entscheidungen der BNetzA ausgelöste Investitionsverunsicherung bei den alternativen Netzbetreibern in Deutschland - vor allem 2015/2016 deutlich spürbar - hat sich durch die Entscheidung vieler Carrier zugunsten reiner Glasfaser wieder umgekehrt. Im Jahr 2017 haben die Investitionen der Wettbewerber wieder deutlich angezogen und lagen bei 4,2 Milliarden Euro.

"Die Netzbetreiber unseres Verbands haben mit der klaren Fokussierung auf reine, zukunftssichere Glasfaseranschlüsse zugunsten von Bürgern und Unternehmen genau die richtige Entscheidung getroffen", kommentiert BREKO-Geschäftsführer Dr. Stephan Albers die aktuellen Zahlen. "Umso positiver sehen wir die Tatsache, dass die neue Bundesregierung nun klar auf den 'Netzinfrastrukturwechsel zur Glasfaser' setzt und im Rahmen des Bundesförderprogramms Breitband sogar ein Upgrade bislang noch auf Kupfer (Vectoring) basierender Ausbauprojekte auf reine Glasfaseranschlüsse ermöglicht. Mit den richtigen politisch-regulatorischen Rahmenbedingungen wird sich der Glasfaserausbau in Deutschland noch erheblich beschleunigen."

Die Bandbreiten-Nachfrage wird nach den aktuellen Zahlen des BREKO noch stärker steigen als im Vorjahr prognostiziert: Demnach wird die von Haushalten und Unternehmen durchschnittlich nachgefragte Bandbreite für Downloads im Jahr 2025 bei rund 1 GBit/s liegen (Vorjahresprognose: 600 MBit/s). Im Upstream - besonders wichtig unter anderem für Cloud-Anwendungen - werden nun 700 MBit/s (Vorjahresprognose: 350 MBit/s) erwartet, so dass sich das Verhältnis von Down- zu Upload deutlich in Richtung Symmetrie verschieben wird.

Das im Festnetz übertragene Datenvolumen hat sich von 28 Milliarden Gigabyte (GB) im Jahr 2016 auf 33 Milliarden GB im Jahr 2017 erhöht. Pro Anschluss und Monat stieg das Datenvolumen von 60 GB auf 80 GB. Bis 2025 erwartet der BREKO etwa eine gute Verzehnfachung der Volumina: Pro Anschluss werden dann durchschnittlich 825 GB pro Monat übertragen.

Die mobile Datennutzung findet dabei auch weiterhin zu großen Teilen in WLAN-Netzen statt: Bei Smartphones liegt der Anteil bei rund 70 Prozent, bei der Nutzung von Tablets sind es sogar rund 95 Prozent. Zukunftssichere, flächendeckend verfügbare Glasfaseranschlüsse bis in alle Gebäude Deutschlands stellen also nicht nur die wichtige Basis für eine leistungsfähige Breitbandversorgung per Mobilfunk - insbesondere relevant für den kommenden Mobilfunk-Standard 5G - dar, sondern beschleunigen das mobile Surfen per Smartphone, Tablet & Co noch einmal deutlich durch die Verfügbarkeit schneller WLAN-Hotspots.

"Die Nachfrage nach ultraschnellen Bandbreiten ist bei Privat- und Geschäftskunden stark steigend", resümiert Prof. Dr. Jens Böcker. "Hinzu kommt: Die Nachfrage folgt häufig dem Angebot, d.h. auf einer leistungsfähigen Infrastruktur entwickeln sich schneller digitale Dienste. Aus diesem Grund braucht Deutschland schnellstmöglich flächendeckend verfügbare, reine Glasfaseranschlüsse bis mindestens in die Gebäude. Der Ausbau mit eben diesen Anschlüssen wird zurzeit fast ausschließlich durch die alternativen Netzbetreiber in Deutschland vorangetrieben. Leider wurde der Glasfaserausbau aufgrund von Investitionen, die in den Doppelausbau mit VDSL-Vectoring geflossen sind, verzögert." Böcker setzt daher auf Miteinander statt Gegeneinander: "Kooperationen verhindern Doppelausbau und beschleunigen den flächendeckenden Glasfaserausbau in Deutschland."

Fördergelder, ist Prof. Böcker überzeugt, sind für einen flächendeckenden Glasfaserausbau in ganz Deutschland - also insbesondere in sonst wirtschaftlich nicht rentabel erschließbaren Regionen - notwendig. "Sie sollten den eigenwirtschaftlichen Ausbau jedoch nicht einschränken und ausschließlich für den Ausbau reiner Glasfaseranschüsse (FTTB/FTTH) zum Einsatz kommen."

BREKO-Präsident Norbert Westfal: "Die BREKO Breitbandstudie 2018 zeigt: Die Ausrichtung der neuen Bundesregierung auf zukunftssichere Glasfaser ist konsequent - nur so bekommt unser Land die beste digitale Infrastruktur und damit die Grundlage für Wachstum und Wohlstand. Nun müssen Politik und Regulierer den Fokus insbesondere auf drei wichtige Stellschrauben richten, um den flächendeckenden Glasfaserausbau noch stärker zu forcieren: die bedarfsgerechte Weiterentwicklung des Bundesförderprogramms samt der Einführung von Gutscheinen für zukunftssichere Glasfaseranschlüsse zur weiteren Ankurbelung der Nachfrage, die dringend erforderliche Reform des DigiNetz-Gesetzes zur Verhinderung schädlichen Über-/Doppelausbaus sowie Vielfalt und Wettbewerb im künftigen 5G-Mobilfunk durch eine Diensteanbieter-Verpflichtung und regional vergebene Frequenzen, um so weitere Investitionsmittel für den Glasfaserausbau zu erwirtschaften."

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Breitbandkommunikation e.V. (BREKO) Marc Kessler, Leiterin, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Invalidenstr. 91, 10115 Berlin Telefon: (030) 58580-410, Fax: (030) 58580-412

(aa)

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