BVMed-Herbstumfrage 2010: "Innovative Medizintechnik bleibt Wachstums- und Jobmotor" / MedTech-Unternehmen fordern auf dem BVMed-Medienseminar in Berlin Entbürokratisierung und Beschleunigung der Entscheidungswege
(Berlin) - Die Unternehmen der Medizintechnologie bleiben innovations- und wachstumsstark und schaffen weiter neue Arbeitsplätze. Das ist das Fazit der Herbstumfrage 2010 des Bundesverbandes Medizintechnologie (BVMed), an der sich 139 Mitgliedsunternehmen beteiligt haben. Das Umsatzwachstum liegt 2010 bei rund 5,5 Prozent. Der BVMed stellte die Umfrageergebnisse auf seinem 11. Medienseminar zur aktuellen Lage der Medizintechnik in Deutschland am 2. November 2010 in Berlin vor.
"Die wirtschaftliche Entwicklung der Branche ist insgesamt gut. Über 80 Prozent der befragten MedTech-Unternehmen rechnen in diesem Jahr mit einem besseren Umsatzergebnis als 2009. Das Umsatzwachstum liegt gegenüber dem Krisenjahr 2009 bei rund 5,5 Prozent gegenüber 3 Prozent im Vorjahr , so der BVMed-Vorstandsvorsitzende Dr. Meinrad Lugan und BVMed-Geschäftsführer und Vorstandsmitglied Joachim M. Schmitt. Die Gewinnsituation sei dagegen durch die stark gestiegenen Rohstoffpreise und höhere Außenstände geschmälert. Der Ausblick der Unternehmen auf das Jahr 2011 fällt deshalb nur vorsichtig optimistisch aus: 48 Prozent erwarten ein besseres Gewinnergebnis als in diesem Jahr. 17 Prozent erwarten sogar zurückgehende Gewinne.
Neue Arbeitsplätze und viele offene Stellen
Ein weiteres Ergebnis der BVMed-Umfrage: Bei Betrachtung der Arbeitsmarktentwicklung bleibt die Medizintechnik-Branche ein Jobmotor. Die Hälfte der befragten Unternehmen hat gegenüber dem Vorjahr neue Arbeitsplätze geschaffen. 96 Prozent der Unternehmen haben offene Stellen. Lugan: "Damit leistet die MedTech-Branche nicht nur einen hervorragenden Beitrag zur Gesundheitswirtschaft sondern ist auch ein Hoffnungsträger für den deutschen Arbeitsmarkt."
Insgesamt beschäftigt die Branche in Deutschland über 170.000 Menschen. Im Durchschnitt investieren die forschenden MedTech-Unternehmen rund neun Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Rund ein Drittel ihres Umsatzes erzielen die deutschen Medizintechnikhersteller mit Produkten, die nicht älter als drei Jahre sind.
Bei den gesundheitspolitischen Forderungen steht das Thema "Entbürokratisierung und Beschleunigung der Entscheidungswege" im Vordergrund. 60 Prozent der Unternehmen nennen diesen Aspekt als die wichtigste Forderung. Das geht vor allem in Richtung des Gemeinsamen Bundesausschusses. Ein Viertel der Unternehmen spricht sich daher für eine Reform der Selbstverwaltungsorgane aus mit einer stärkeren politischen Legitimation, mehr Transparenz und Beteiligungsrechte und klaren Fristenregelungen.
Insgesamt wird dem Standort Deutschland von den Unternehmen der Medizintechnologie ein gutes Zeugnis ausgestellt. 60 Prozent sehen ein hohes Versorgungsniveau der Patienten. Als große Stärken werden gut ausgebildete Ärzte (57 Prozent), ein hoher Standard der klinischen Forschung (48 Prozent), gut ausgebildete Ingenieure (39 Prozent) und gut ausgebildete Wissenschaftler (34 Prozent) genannt. Schwächen sehen die Unternehmen im Erstattungsbereich. Lediglich ein Viertel bezeichnet die Rahmenbedingungen für die Erstattung von Medizinprodukten als stabil. Nur 23 Prozent der Unternehmen sind zufrieden mit dem Erstattungsniveau in Deutschland.
Ein Jahr neue Bundesregierung
Positiv bewertet der BVMed nach einem Amtsjahr der neuen Bundesregierung, dass die Politik stärker erkannt habe, dass die Unternehmen der Medizintechnologie einen bedeutenden Beitrag zur Innovationsfähigkeit und Effizienzsteigerung des deutschen Gesundheitssystems leisten. Dafür sprechen die Veranstaltungen mit Bundeskanzlerin Merkel oder den Ministern Dr. Rösler und Brüderle zur Gesundheitswirtschaft. "Die Unternehmen der Medizintechnologie erwarten, dass den Worten der Politik auch Taten folgen", so der BVMed.
Folgende drei Punkte sind dem Medizintechnikverband dabei besonders wichtig:
1. Die Beibehaltung des Prinzips Erlaubnis mit Verbotsvorbehalt im Krankenhausbereich und bei strukturell gleichen Voraussetzungen die Ausdehnung dieses innovationsfreundlichen Prinzips auf den ambulanten Bereich.
2. Die Beschleunigung und Endbürokratisierung des Verfahrens für neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden (NUB), also der Innovationsklausel im DRG-System, und eine tatsächliche Vereinbarung der NUB-Entgelte bei den Verhandlungen zwischen Krankenhaus und Krankenkassen. Denn derzeit werden nur rund 0,3 Prozent der Krankenhausausgaben für NUBs eingesetzt.
3. Eine Neuausrichtung des Gemeinsamen Bundesausschusses mit einer stärkeren demokratischen Legitimation, einer stärkeren Industriebeteiligung, mehr Transparenz der Entscheidungen und klaren Fristenregelungen.
"Mit diesen Punkten würden wir eine klare Perspektive für Innovationen, eine klare Perspektive für die Einführung von neuen Produkten und Verfahren, geben", so Lugan und Schmitt.
Schwerpunktthema "Ganzheitliches Diabetes-Management"
Schwerpunktthema des BVMed-Medienseminars war in diesem Jahr die Versorgung der Diabetes-Patienten in Deutschland. Ärztliche Experten wie Prof. Dr. Thomas Danne aus Hannover und die Unternehmensexperten Dr. Alexander Seibold von Ypsomed und Michael Spreth von Mediq stellten moderne Therapiemöglichkeiten sowie Ansatzpunkte für ein ganzheitliches Diabetes-Management zur Optimierung der Diabetes-Therapie vor. "Das Ziel ist der verantwortungsvolle Einsatz der Produkte durch individuelle Beratung und Schulung zur Vermeidung von Spätkomplikationen", so die Experten.
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Medizintechnologie e.V. (BVMed)
Manfred Beeres, Referent, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Reinhardtstr. 29b, 10117 Berlin
Telefon: (030) 246255-0, Telefax: (030) 246255-99