Pressemitteilung | Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. (DGS)

Der Klimakatastrophen-Hype: Es gibt keine Tabus mehr

(München) - Der Klimawandel, so muss man meinen, ist ein gänzlich neues Phänomen. Dank Hochleistungs-Computern scheint es jetzt endlich möglich, diesen zu prognostizieren. Wissenschaftler werden gehört – allerorts macht man sich Gedanken und versucht sich dieser Erscheinung zu Nähern. Manche mögen anmerken, dass bereits schon vor langer Zeit über solche Dinge geredet wurde, aber damals war die Zeit wohl noch nicht reif dafür. Wichtiger Dinge gab es zu lösen auf der Welt, welche auch immer. Und überhaupt wie heißt es bekanntlich: Gut Ding will Weile haben. Dummerweise wird der Klimawandel aber voranschreiten, jetzt erst die Augen zu öffnen ist reichlich spät. Die Klimakatastrophe ist eben mehr als ein Modethema, dass man mit Filmen wie „A day after tomorrow“ oder „An Inconvenient Truth" vermarkten kann, das ist zu kurz gedacht.

Aber zunächst der Reihe nach: Schon bei der Überschrift “Der Klimakatastrophen Hype“ mag sich der ein oder andere fragen „Hype – was ist das eigentlich, erleben wir gerade einen solchen?“ Dazu meint Wikipedia: Hype steht für Medienrummel, genauer werden damit meist kurzlebige, in den Medien aufgebauschte oder übertriebene Nachrichten verstanden, die gezielt von Interessensträgern zur Werbung für bestimmte Ideen oder Produkte lanciert wurden. Je länger man sich alles unter diesen Blickwinkel betrachtet, desto mehr passt es zu dieser Definition.

Es muss irgendwann in diesem Sommer gewesen sein, eines der zahllosen Wetter-extreme oder auch eine andere Meldung mag die Allgemeinheit dazu inspiriert haben, den klimatechnischen Weltuntergang auszurufen. Weniger die gebetsmühlenartig Mahnungen der Klimaforscher, Umweltpolitiker, Enquetekommissionen oder gar des Club of Rome haben uns wachgerüttelt. Auch der viel zitierte UNO-Klimabericht war noch nicht veröffentlicht. Es erinnert vielmehr an eine geschickt eingefädelte Kampagne. Werbestrategen könnten aufgrund des durchschlagenden Erfolgs sicherlich neidisch werden.

Selten konnte man in der westlichen Welt einen solch gesellschaftsübergreifenden Schulterschluss erleben. Es gibt kaum einen Entscheidungsträger der sich nicht vom Bedenkenträger zum Vordenker wandelt. Ein paar wenige Ausrutscher gab es zwar zunächst schon, doch schnell begriff man auch in der Politik, dass der Populismus in Sachen Umweltschutz momentan "en vogue" ist und man sich nicht weit genug aus dem Fenster herauslehnen kann. So hieß es aus den Reihen einer bayerischen Volkspartei zwar zunächst dass man den Deutschen nicht zu einem Volk von Kleinwagenfahrer degradieren sollte bzw. man nicht zurück ins Kutschenzeitalter zurück möchte, aber die Ereignisse überschlugen sich schnell. Aktuell wird gar gefordert ab dem Jahr 2020 nur noch Autos zuzulassen, die über einen umweltfreundlichen Antrieb verfügen. Ob die in die Kritik geratenen deutschen Automobilhersteller, allen voran die PS-fokussierten, es bis dahin schaffen mögen oder auch möchten, das ist allem Anschein nach weniger wichtig. Das sonst übliche Beharren auf den Status Quo, zumeist mit Angst vor Verlust der Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätzen begründet, sucht man vergeblich. Vielmehr die Parole „Grüne Motoren schaffen neue Arbeitsplätze" wird von Generalsekretär Söder ausgegeben, nichts ist unmöglich. Aber nur Effizienz alleine verändert nichts, sie schiebt den Crash lediglich auf und verhindert so die Veränderung der Struktur. Effizienz rettet das Fossile System noch ein paar Jahre weiter, der notwendige Wechsel bleibt aus.

Vor den skurrilsten Vorschlägen ist man in diesen Tagen nicht gefeit. Die Mottenkisten werden durchwühlt und neue (alte) Gedanken kommen wieder zu Tage. Da hört man beispielsweise von „Down-Under“ dass man dort die Glühbirne verbieten möchte. Im heute-journal heißt es dazu, man möge doch auch bei uns Glühbirnen durch diese modernen Leuchten ersetzen. Nun ist die Energiesparlampe sicherlich so modern wie das Wissen über mögliche Konsequenzen der globalen Erwärmung. Wodurch der Klimawandel verursacht wird, ist ein allzu alter Hut. Es ist der moderne Mensch, ganz oben mit dabei – unsere stetig steigende Mobilität. Da ist es schon anachronistisch wenn Umweltminister Gabriel eine Klimaabgabe für Flüge vorschlägt. Wer also weiterhin rücksichtslos handelt, der zahlt ähnlich wie beim Ablasshandel einen Geldbetrag für Projekte die das flicken sollen, was er zuvor angerichtet hat. Da hilft uns die Tourismusbranche schnell wieder aus der Patsche. „Der Verzicht aufs Fliegen bringt es nicht“. Denn die Flugzeuge seien ja nur mit einem Prozent am weltweiten Ölverbrauch beteiligt.

Aber man möchte ja klotzen und nicht kleckern – deshalb werden auf europäischer Ebene gleich große Ziele vereinbart. Ob die 20 Prozent nun viel oder wenig sind - interessant wird die Umsetzung. Wie wir das alles machen sollen… das kann man auf BILDonline nachlesen. Dabei wird kaum ein Tabuthema ausgelassen. Man solle beispielsweise seine Wäsche nur noch bei 30 bis 60 Grad waschen, aufwendig verpackte Produkte boykottieren, beim Stromtarif auf saubere Energie (Wind, Sonne) umstellen, Biobauern und Bauernmärkte suchen und nicht zuletzt überlegen, das Auto ganz abzuschaffen. Man traut seinen Augen nicht – Aktionismus wohin man schaut. Nur: Im Grunde genommen möchten wir ja eigentlich alles beim alten belassen, nur eben ein reines Gewissen haben, die weiße Weste ist uns wichtig. Wir möchten weiterhin Urlaub machen wie bisher, großzügig leben und wohnen und unseren alltäglichen Luxus nicht verbieten lassen - Leben ohne Reue. Es sollte für uns bitteschön weiterhin bequem bleiben. Das längst fällige Hinterfragen unseres Lebenswandels, wäre für viele undenkbar.

In den USA weiß man da seine Klimaziele im übrigen auch anders durchzusetzen. Auch dort hat man die erneuerbaren Energien entdeckt und möchte mit Mais massenhaft Biosprit herstellen, als Alternative zum Benzin. Da Mexiko Teil der Freihandelszone NAFTA ist, lieferten die USA ihren hochsubventionierten Mais an den Nachbarn im Süden – die einheimischen Bauern mussten auf andere Produkte umstellen oder ihre Felder ganz aufgeben. Jetzt soll der Mais statt auf die mexikanischen Teller in den amerikanischen Tank. Die Preise für Tortillas sind dadurch explodiert, die Tonne Mais kostet mittlerweile 250 Euro, vor kurzem waren es noch 100. Auch bei uns wird ja in Sachen KfZ-Steuer nachgedacht, Fahrzeuge die spezifisch mehr ausstoßen sollen künftig höher besteuert werden. Das ist zwar prinzipiell sinnvoll, doch entscheidend ist letztendlich wie viel Energie wir für unsere Fortbewegung brauchen, weniger wie effizient sie auch sein mag. Verstärkt auf das Auto verzichten, so weit sind wir sicherlich noch nicht. Aber auch ohne Auto – wir müssen grundsätzlicher ans Eingemachte. Beispiel PC: Bei der Herstellung eines Computers mit Monitor wird fünfmal so viel fossile Energie verbraucht und Kohlendioxid ausgestoßen als bei der Produktion eines Autos. "Die Herstellung jeglicher Elektrogeräte ist ein wahrer Energiefresser", so der UN-Experte Rüdiger Kühr.

Die Klimakatastrophe als Hype beinhaltet auch die Gefahr der Übersättigung. Ein Thema, dass uns überall verfolgt droht auch wieder in Vergessenheit zu geraten. Ein , zwei durchschnittliche Klimajahre und alles wandelt sich schnell zu einem vergangenen Modetrend. Beispiele gibt es genügend. Waldsterben, Aids, Lebensmittelskandale…all dies ist weiterhin ungelöst. Die aufgebaute Hysterie ebbte ab, der Drang etwas dagegen zu tun schlief ein, man wurde dem Thema schlicht überdrüssig. Bei der aktuellen Debatte ist es deshalb wichtig, kritisch zuzuhören und auf eine Umsetzung der Vorschläge zu drängen. Die Werkzeuge die es uns ermöglichen sind längst vorhanden, vielleicht bedarf es dieser latenten Angst um sie auch einzusetzen. Denn der Klimawandel ist real, mit oder ohne Hype, er wird kommen. Die Frage lautet nur wie heftig er ausfallen wird. Von heißer Luft und Schlagzeilen allein wird er sich nicht aufhalten lassen.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. Pressestelle Augustenstr. 79, 80333 München Telefon: (089) 524071, Telefax: (089) 521668

(el)

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