Pressemitteilung | Deutsche Kinderhilfe - Die ständige Kindervertretung e.V.

Deutsche Kinderhilfe entsetzt über den Fall eines siebenjährigen Alkoholopfers / Alkoholabgabe an Kinder muss zum absoluten Tabu werden

(Berlin) - Die Deutsche Kinderhilfe ist entsetzt angesichts des jüngsten Falls des siebenjährigen Alkoholopfers in Berlin. Der Junge hatte offenbar gemeinsam mit seinem neunjährigen Bruder auf einem Spielplatz eine Wodka-Cola Mischung konsumiert. Als Passanten den Jungen am Abend völlig allein auf einem Gehweg fanden, hatte er einen Blutalkoholwert von ca. zwei Promille.

Der im Mai 2008 veröffentlichte Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung bestätigt die steigende Zahl von Alkoholexzessen bei Kindern und Jugendlichen. So wurden laut Presseverlautbarungen im Jahr 2007 über 23.000 Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 20 Jahren aufgrund einer Alkoholvergiftung stationär im Krankenhaus behandelt. Seit der ersten Erhebung im Jahr 2000 bedeutet dies eine Steigerung von 143%.

Diese drastische Zunahme von immer mehr Kindern, die mit schwerer Alkoholvergiftung in die Kliniken gelangen verdeutlicht, dass die Politik nicht länger die Hände in den Schoß legend darf. Skrupellose Geschäftemacher, die Alkohol an Kinder und Jugendliche abgeben, eine Alkoholindustrie, die sich entgegen anderslautender Lippenbekenntnisse ganz gezielt Jugendliche in aufwendigen Lifestylekampagnen als Zielgruppe gesucht hat, eine kommunale Überwachungspraxis, der die Parkraumbewirtschaftung wichtiger als der Jugendschutz ist und immer mehr Eltern, denen der Umgang ihrer Kinder mit Alkohol schlichtweg egal ist - dies sind die Herausforderungen, vor denen die Bundesländer stehen und die dringend angefasst werden müssen. Ein weiteres Untätigsein oder Symbolaktionen wie einen erneuten "runden Tisch" darf es nicht geben, weil es hier konkret um Leib und Leben von Kindern geht - Alkoholvergiftungen bei Kindern haben stets irreversible Folgen.

In vielen europäischen Ländern ist ein nächtliches Alkoholverkaufsverbot schon längst Standard. In Deutschland hat erst ein Bundesland, Baden Württemberg, jüngst ein solches beschlossen - nach jahrelangem Ringen. Der Vorstoß des niedersächsischen Städtetags-Präsidenten lässt hoffen, dass sich endlich auch die anderen Bundesländer ihrer Verantwortung stellen und entsprechende Gesetze verabschieden.

Die Landesinnenministerkonferenz konnte sich bislang weder über ein nächtliches Verkaufsverbot, noch über den Einsatz von Testkäufern oder die Einführung einer Kostentragungspflicht für Rettungseinsätze nach sog. Komasaufen einigen. In kaum einem Bereich wirkt sich der Föderalismus so negativ aus, wie im Bereich des Kinder- und Jugendschutzes.


"Im Schnitt landen in Deutschland jedes Wochenende 140 Kinder unter 14 Jahren mit Alkoholvergiftungen in den Intensivstationen der Kliniken. Müssen erst noch mehr solch drastische Fälle wie der des Siebenjährigen aus Berlin öffentlich bekannt werden, bevor endlich die geeigneten Maßnahmen ergriffen werden?", so Georg Ehrmann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Kinderhilfe.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Kinderhilfe e.V. Julia Gliszewska, Sprecherin des Vorstandes Schiffbauer Damm 40, 10117 Berlin Telefon: (030) 24342940, Telefax: (030) 24342949

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