Pressemitteilung | Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) - Hauptgeschäftsstelle

Deutsche Umwelthilfe, Brauereien und Getränkehandel fordern gemeinsam die Einführung einer Pfandpflicht auf Einweg-Getränkeverpackungen

Gemeinsame Presserklärung:

Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH)
Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels e. V.
Verband des Deutschen Getränke-Einzelhandels e. V.
Bundesverband mittelständischer Privatbrauereien e. V.
Initiative " Retourpack Deutschland"

(Berlin) - Die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) fordert in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit den Bundesverbänden des Getränkefachgroßhandels, des Getränkeeinzelhandels und der mittelständischen Privatbrauereien sowie Unternehmen der Industrie den Vollzug der bestehenden Verpackungsverordnung und damit die generelle Einführung einer Pfandpflicht auf Einweg-Getränkeverpackungen ab dem Sommer 2001.

"Wir haben diese Form des gemeinsamen Auftritts gewählt, um durch diese breite Allianz der Politik aufzuzeigen, dass der Getränkefachhandel, Brauereien, Getränkeindustrie und Umweltverbände gemeinsam für ein Einwegpfand eintreten", so Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH). "Entgegen der Behauptungen von BDI-Präsident Henkel", so Resch, "steht die überwiegende Mehrzahl der Betriebe der Getränkewirtschaft einem Einwegpfand positiv gegenüber."

An die Bundesländer richteten die Veranstalter den Appell, einer Einweg-Bepfandung zum Schutz der bestehenden Mehrweg-Getränkeverpackun-gen ab kommenden Sommer zuzustimmen. Der Vorschlag von Bundesumweltminister Jürgen Trittin zur generellen Bepfandung aller ökologisch nachteiligen Verpackungen - insbesondere Getränkedosen und Einweg-PET-Flaschen - wird nachhaltig unterstützt. Eine klare Absage wird der Bundesratsinitiative von Rheinland-Pfalz erteilt, die mit einem Federstrich die Mehrwegquote von heute 72 Prozent auf 62 Prozent senken will. "Dies wäre ein Todesurteil für Mehrweg", so Resch.

Neben der Beendigung der künstlichen Verbilligung von Einweg durch die zukünftige Bepfandungs- und Rücknahmeverpflichtung wird dies zu einer nahezu 100%igen Lösung des derzeitigen "Littering-Problems" an Straßenrändern und Gleisanlagen führen. "Niemand wirft künftig Geld zum Fenster hinaus, wenn er für eine leere Dose 50 Pfennig zurückerhält", so Resch.

Die Annahme, die Einführung eines Einwegpfandes hätte negative Auswirkungen auf die bestehenden Mehrwegsysteme in Deutschland, lässt sich aufgrund der in anderen Ländern gesammelten Erfahrungen klar verneinen. In skandinavischen Staaten, insbesondere in Schweden, führte die Einführung einer Bepfandungs- und Rücknahmepflicht für Dosen und PET-Flaschen zu einer Stabilisierung der Mehrwegquote. Bezogen auf die vergangenen acht Jahre kam es sogar zu einer deutlichen Steigerung des Mehrweganteils.

"Wir können ein ähnliches System wie in Schweden auch in Deutschland aufbauen" so Thomas Dory, Geschäftsführer der Tomra Systems Deutschland, und Mitinitiator der "Retourpack Deutschland". "Die Initiatoren sehen keine Probleme in der Umsetzung" so Eike Hulsch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Trinks GmbH.

Erfreulich ist die klare Haltung der Bundesbürger: Im August 2000 veröffentlichte das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL, dass sich bei einer repräsentativen Emnid-Umfrage 69 Prozent für die Einführung eines "Dosenpfands" ausgesprochen haben. Im September führte der MDR eine zweite Umfrage durch - die Zustimmung betrug sogar 72 Prozent. Rund 250.000 Arbeitsplätze sichert das seit rund 100 Jahren bewährte und ökologisch überlegene Mehrweg-System in Deutschland. "Diese Jobs können zudem nicht ins Ausland exportiert werden, wie dies bei der Produktion von Einweggetränkeverpackungen möglich wäre", so Günther Guder, Geschäftsführender Vorstand des Bundesverbandes des Deutschen Getränkefachgroßhandels.

"Die Zeit zum Handeln ist gekommen", so Guder weiter. "Großbrauereien und Großformen des Lebensmitteleinzelhandels setzen derzeit auf Einweg-Gebinde als Instrument im Verdrängungswettbewerb zu subventionierten Tiefstpreisen. Allein in den ersten acht Monaten des Jahres wurden insgesamt 183 Millionen 0,5 Liter-Bierdosen mehr verkauft als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Für die gleiche Menge wären rein rechnerisch - bei angenommenen 40 Umläufen pro Mehrwegflasche - nur 4,6 Millionen Flaschen notwendig", rechnet Guder vor.

Für den Verband des Deutschen Getränke-Einzelhandels weist dessen Vorsitzender Wolfgang Brügel darauf hin, dass insbesondere Discounter in immer stärkerem Maße auf Einweg setzen. Betrug deren Einweg-Anteil im Jahre 1982 noch 21 Prozent, steigt der Anteil im Jahr 2000 nach vorläufiger Schätzung auf rund 75 Prozent (Quelle: AC Nielsen). "Bei Verkaufspreisen von aktuell 0,49 DM je 0,5 Liter-Dose verlieren sowohl Hersteller als auch der Handel mindestens 0,10 DM je Dose", betonte Wolfgang Brügel. "Hersteller decken diesen Verlust mit den Erträgen aus Mehrweggebinden ab. Ganz offensichtlich handelt es sich hierbei um einen Angriff auf das Mehrwegsystem durch Dumpingpreise."

Roland Demleitner, Geschäftsführer des Bundesverbandes mittelständischer Privatbrauereien, verweist auf die im Vertrauen auf gültige Regelungen der Verpackungsverordnung getätigten Milliardeninvestitionen der mehrwegorientierten Getränkewirtschaft in Gebinde und Abfüllanlagen der Brauereien und Brunnen, Sortieranlagen und LKWs beim Getränke-Fachgroßhandel und Ladeneinrichtungen im Getränke-Einzelhandel.

"Wir fordern Vertrauensschutz für diese unsere Investitionen ein", so Demleitner, und bezeichnet die vom Lebensmittel-Einzelhandel bei Einführung der Pfandpflicht in die Debatte geworfenen Kosten von 3 bis 7 Mrd. DM als "völlig aus der Luft gegriffen". Zudem hätten die verantwortlichen Großbrauereien und der Einzelhandel in Kauf genommen, dass die Mehrwegquote in den letzten Jahren kontinuierlich sank. Insofern sei auch der neuerliche Ansatz des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, eine "freiwillige Selbstverpflichtung" anzubieten, unrealistisch und ein reines Ablenkungsmanöver, weil gerade die mangelnde Wirksamkeit einer solchen Vereinbarung zum Erlass der Verpackungsverordnung im Jahr 1991 führte.

Für Rückfragen:

Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH)
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer
Güttinger Str. 19
78315 Radolfzell,
Tel.: 07732-9995-11, Mobil: 0171-3649170
Fax: 07732-9995-77, Email: info@duh.de

Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels e. V.
Günther Guder, Geschäftsführender Vorstand
Humboldtstr. 7
40237 Düsseldorf
Tel.: 0211-683938
Fax: 0211-683602, Email: GFGH_Verbaende@compuserve.com

Verband des Deutschen Getränke-Einzelhandels e. V.
Wolfgang Brügel, Vorsitzender
Laufamholzstr. 314a
90482 Nürnberg
Tel.: 0911-502665
Fax: 0911-5048154

Bundesverband mittelständischer Privatbrauereien e. V.
Roland Demleitner, Geschäftsführer
Justus-Staudt-Str. 2
65555 Limburg an der Lahn
Tel.: 06431-52048
Fax: 06431-53612

Initiative " Retourpack Deutschland"
Tomra Systems GmbH Trinks GmbH
Thomas Dory Eike Hulsch
Walder Str. 51 Rammelsberger Strasse 2
40724 Hilden 38640 Goslar
Tel.: 02103-200221 Tel.: 05321-755100
Fax: 02103 200226 Fax: 05321-755186

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Umwelthilfe e.V. Güttinger Str. 19, 78315 Radolfzell Telefon: 07732/99950 Telefax: 07732/999577

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