Pressemitteilung | djo - Deutsche Jugend in Europa - Bundesverband e.V.

Diskussionen über deutsch-polnisches Verhältnis müssen dringend versachlicht werden

(Berlin) - Zu den derzeitigen Diskussionen angesichts der Gedenkfeiern zum 60. Jahrestag des Warschauer Aufstands und zum heutigen (05. August) Jahrestag der Unterzeichnung der Charta der deutschen Heimatvertriebenen am 5. August 1950 erklärt der Bundesvorsitzende der djo-Deutsche Jugend in Europa, Frank Jelitto:

„Die djo-Deutsche Jugend in Europa fordert die politisch Verantwortlichen und die Interessenverbände in Deutschland dringend auf, die derzeitigen Diskussionen über das deutsch-polnische Verhältnis zu versachlichen. Ungerechtfertigte Forderungen, gegenseitige Schuldzuweisungen und Unterstellungen dienen nicht der Verständigung und Versöhnung im deutsch-polnischen Verhältnis. Das gilt insbesondere für die ‚Preußische Treuhand’, deren Wirken die djo-Deutsche Jugend in Europa entschieden ablehnt. Das Handeln dieser Organisation schädigt das deutsch-polnische Vertrauensverhältnis und schürt Ängste in der polnischen Bevölkerung. Innenpolitische Profilierungsversuche und die Vertretung von Lobbyinteressen müssen gerade in der Frage der nachbarschaftlichen Beziehungen zu den osteuropäischen Staaten immer auch die außenpolitischen Implikationen beachten.

In der Frage der Aufarbeitung des deutsch-polnischen Verhältnisses leisten viele binationale Historikergruppen und Projekte wertvolle Arbeit. Dabei findet insbesondere die „Kopernikus-Gruppe“ die Unterstützung der djo-Deutsche Jugend in Europa, da hier ein Weg gewählt wurde, konstruktiv die leidvollen Kapitel der Beziehungsgeschichte im Dialog zu lösen und an die guten Traditionen und das freundschaftliche Zusammenleben in der jahrhundertelangen Geschichte Deutschlands und Polen anzuknüpfen. Voraussetzung für eine Verständigung der europäischen Völker ist es auch, die gegenseitigen Wissensdefizite abzubauen. In der Bundesrepublik Deutschland besteht leider noch ein solches Defizit vor allem in Bezug auf die ostmittel-, ost- und südosteuropäischen Völker. Die djo-Deutsche Jugend in Europa betrachtet deshalb die Information über Geschichte, Kultur, Geographie und politische Verhältnisse in diesen Staaten als wesentlichen Bestandteil bundesdeutscher Bildungsarbeit. Dazu gehören Studienfahrten ebenso wie jugendtouristische Maßnahmen und Jugendbegegnungen. Für diese Bildungsmaßnahmen müssen angemessene finanzielle Fördermittel zur Verfügung gestellt werden, ebenso wie für die Förderung des ehrenamtlichen und freiwilligen Engagements für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Besondere Bedeutung kommt im Bereich dieser außerschulischen Bildungsarbeit den bereits bestehenden, zumeist ehrenamtlichen Strukturen zu, deren Qualifikation und Arbeitsfähigkeit es mit einer entsprechenden hauptamtlichen Unterstützung zu erhalten und auszubauen gilt.

Eine große Hilfe für das weitere Zusammenwachsen Europas ist es auch, die zahlreichen Wechselbeziehungen zwischen den Deutschen und ihren östlichen Nachbarn im Laufe der Jahrhunderte darzustellen und dadurch den jungen Menschen bewusst zu machen, dass eine friedliche Nachbarschaft eine Aufgabe ist, der sich die junge Generation nicht entziehen darf.

Dabei muss immer auf die geschichtlichen Erfahrungen unserer Nachbarstaaten Rücksicht genommen werden. Auch das geplante Zentrum gegen Vertreibungen könnte einen entsprechenden Beitrag leisten, wenn von Anfang an die internationale Dimension des Themas berücksichtigt wird und das Konzept gemeinsam mit Vertretern in anderen europäischen Staaten erarbeitet wird. So besteht die Chance, dass von einem Zentrum gegen Vertreibungen das Signal einer weltweiten Ächtung von Vertreibungen ausgeht.

Die djo-Deutsche Jugend in Europa unterstützt die Entschließung des Bundesrates vom Sommer 2003, den 5. August zum ‚Nationalen Gedenktag für die Opfer von Vertreibung‘ zu bestimmen. Die Tragödie von Deportation, Flucht und Vertreibung von rund 15 Millionen Deutschen aus ihrer Heimat nach dem 2. Weltkrieg zählt zu den folgenschwersten Einschnitten in der Geschichte des deutschen Volkes. Deshalb ist es um so bedeutsamer, dass die Charta neben dem Verzicht auf Rache und Vergeltung bereits damals die Vision eines geeinten Europas enthielt, in dem die Völker ohne Furcht und Zwang leben können. Ein Gedenktag ist eine gute Möglichkeit, dass die Erinnerung an Flucht und Vertreibungen wachgehalten wird. Das kann die Grundlage dafür schaffen, dass zukünftig Flucht und Vertreibungen verhindert werden können.“

Quelle und Kontaktadresse:
djo Deutsche Jugend in Europa , Bundesverband e.V. Wichertstr. 71, 10439 Berlin Telefon: 030/4467780, Telefax: 030/44677811

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