Eigentor im Sommerloch
(Frankfurt) - Als ein "Eigentor mit Abseitsverdacht im Sommerloch" bezeichnete der Verband der Automobilindustrie (VDA) am 9. August in Frankfurt die am Vortag vom Präsidenten des Deutschen Städte- und Gemeindebundes Heribert Thallmair in Berlin vorgestellte Güterverkehrsstrategie. In der Konsequenz bedeute sie Verteuerung und Erschwernis der Versorgung in Städten und Gemeinden. Nicht nur für Autobahnen, sondern für alle Straßen eine Gebührenhöhe von 25 Pf je Kilometer als Einstieg gelten zu lassen, sei ein neuer Höhepunkt in der nun schon absurde Züge annehmenden Diskussion.
"Dieser Vorschlag des kommunalen Spitzenverbandes wird den Städten und Gemeinden letztlich verschlechterte Lebensbedingungen bescheren, sowohl in den Ballungsgebieten als auch in der Region, das müssen die Verantwortlichen in den Kommunen wissen", kommentierte der VDA in einem Schreiben an den DStGB-Präsidenten. "City-Logistik mit der Bahn, das geht einfach nicht. Das haben mittlerweile Politiker aller Couleur verstanden", heißt es beim VDA weiter. Sachorientierte Verkehrspolitiker wüssten, dass die Eisenbahn im Nahbereich keine Alternative zum Nutzfahrzeug darstelle - hier würden schließlich über 80 Prozent der Güter transportiert. Das Güterverkehrskonzept des Städte- und Gemeindebundes würde deshalb die Versorgung der Bürger mit Gütern durch den Lkw sowie die Entsorgung der Haushalte teurer machen und erschweren, an der Verkehrsteilung jedoch nichts ändern Können. Schließlich hätten der Supermarkt und der Laden um die Ecke in der Regel keinen Gleisanschluss.
Außerdem zeuge es nicht gerade von großem Zutrauen in die Leistungsfähigkeit der Bahn, wenn der DStGB konstatiert, die Wettbewerbsfähigkeit der Schiene könne nur dann verbessert werden, wenn die Abgabenlast beim Lkw deutlich erhöht werde.
Dass man den Lkw zum Sündenbock der Verkehrspolitik mache, diene niemand, heißt es in dem Schreiben weiter. Schon gar nicht dem Handel in den Städten. In Ballungsgebieten wie im Rhein-Ruhr-Raum müssten Speditionen im Verteilerverkehr heute für identische Anliefertouren zu Geschäften mit identischen Gütermengen mehr Fahrzeuge einsetzen als vor zehn Jahren, weil es die Politik versäumt habe, durch die Schaffung der dritten Fahrspur wenigstens die kritischsten Engstellen im Fernstraßennetz, das in erheblichem Umfang auch regionalen Verkehr aufnimmt, zu beseitigen.
Solchen Mehrverkehr sollte die Verkehrspolitik durch verstärkte Investitionen vermeiden, anstatt veralteten Verlagerungsideologien zu folgen, die sich in 50 Jahren deutscher Verkehrspolitik immer als teuer und letztlich unwirksam herausgestellt hätten. Mit einer offensiven Investitionsstrategie seien die Verkehrsprobleme auch unter ökologischen Gesichtspunkten zu bewältigen, zumal auch beim absehbaren Verkehrszuwachs die Abgasemissionen des Straßengüterverkehrs nach allseits anerkannten Emissionsberechnungen bis zum Jahr 2010 um über 80 Prozent zurückgeführt werden können.
Schließlich gebe es auch in Zukunft zum Nutzfahrzeug vielfach keine Alternative. Was im E-Commerce-Zeitalter der New Economy über das Internet bestellt werde, müsste bei kleineren Sendungseinheiten ohnedies das Nutzfahrzeug an Haushalte und Geschäfte ausliefern.
"Gleichwohl hat auch der Güterverkehr auf der Schiene seine Zukunft", hieß es beim VDA weiter. Die Chancen der Bahn bleiben allerdings auf die weitläufigen, vor allem europaweiten Verkehre beschränkt. Hier müsse der Schienenverkehr jedoch aus eigener Kraft besser werden.
Quelle und Kontaktadresse:
Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA)
Westendstr. 61, 60325 Frankfurt
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