Pressemitteilung | Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) - Hauptgeschäftsstelle

Erhalt und Förderung von Gleisanschlüssen dringend notwendig

(Köln) - Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) fordert Städte, Kreise und Gemeinden auf, bestehende Gleisanschlüsse zu erhalten und Güterverkehre durch sie zu bündeln. In den ersten fünf Jahren nach der Bahnreform seien zum Beispiel 8.143 Gleisanschlüsse von ehemals 14.380 abgebaut worden. Es bestehe die Gefahr, so VDV-Präsident Dr. E.h. Dieter Ludwig, dass in zahlreichen Industrie- und Gewerbegebieten die Anbindung an das Schienennetz verloren gehe und der Güterverkehr allein auf das zunehmend verstopfte Straßennetz angewiesen sein werde. So seien selbst im vergleichsweise gut erschlossenen Nordrhein-Westfalen nur 19 Prozent der 2.500 Gewerbegebiete über die Schiene erreichbar. Das politische Ziel, mehr Güter auf die Schiene zu verlagern, liefe ins Leere, wenn die Basis des Netzes mehr und mehr ausgedünnt werde. Ursache für den Rückbau sei, dass den Eisenbahnunternehmen die wirtschaftlichen Risiken der Vorhaltung und Auslastung der Infrastruktur allein aufgebürdet würden. Des Weiteren hätten die Kommunen bisher in ihrer räumlichen Planung zu sehr auf die alleinige Anbindung an das Straßennetz gesetzt.

Um den Trend zu wenden, sei es nötig, dem Schienenverkehr in der kommunalen Planung und im Rahmen der Wirtschaftsförderung eine wesentlich stärkere Rolle zukommen zu lassen. Mit der Bahnreform seien die Eisenbahnen von politischen Aufgaben entbunden worden. Ihr Handeln könne sich nur an betriebswirtschaftlichen Kriterien orientieren. Die politische Verantwortung, geeignete Rahmenbedingung zu setzen, verbleibe jedoch bei der öffentlichen Hand. Die Ausstattung mit Infrastruktur sei eine klassische öffentliche Aufgabe. Es sei ein gesellschaftliches Ziel, so Ludwig, dem Verkehrskollaps zu begegnen. Gerade die Kommunen seien darauf angewiesen, die Erreichbarkeit ihrer Industrie- und Gewerbegebiete sicherzustellen. Hiervon hingen sowohl örtliche Arbeitsplätze als auch kommunale Einnahmen ab. Gerade in der Verfügbarkeit alternativer Verkehrsträger zur Straße liege ein bedeutender Aspekt der kommunalen Standortsicherung.

In der Praxis würden jedoch schienennahe Flächen häufig für andere Funktionen verwertet oder würden neue Flächen von vornherein nur auf Grundlage der Straßenanbindung entwickelt. Im Rahmen der Neuanlage und Reaktivierung von Industrie- und Gewerbegebieten solle die Schienenanbindung zum Standard werden, sobald für die einzelnen Anlagen die wirtschaftliche Tragfähigkeit gegeben sei und sich die Schiene räumlich integrieren lasse.

Des Weiteren müssten alle Möglichkeiten finanzieller Förderung von Gleisanschlüssen ergriffen werden. Ludwig bezeichnet es als vollkommen unverständlich, dass die Anbindung von Industrie- und Gewerbegebieten an das Schienennetz nicht genauso selbstverständlich bedacht werde wie die Anbindung durch Erschließungsstraßen. Für die Schienenanbindung sei jedoch häufig kein Platz verfügbar oder aber für die einzelnen Anlagen müsste haarfein die Wirtschaftlichkeit nachgewiesen werden. Der VDV fordere deshalb auch Bund und Länder auf, Finanzierungsinstrumente für die Neuanlage von Gleisanschlüssen in Industrie- und Gewerbegebieten zu entwickeln. Denkbar wäre zum Beispiel, verstärkt Investitionszuschüsse bereit zu stellen.

Gleisanschlüsse, so Ludwig, hätten eine zentrale Funktion im Schienensystem, da mit ihnen Verkehre aus der Fläche gebündelt und Großkunden direkt angebunden werden könnten. Mehr als 90 Prozent des Aufkommens im konventionellen Schienengüterverkehr hätten Quelle und/oder Ziel in einem Gleisanschluss. Die zunehmende Stauanfälligkeit des Straßentransports werde verhindert. Zahlreiche Speditionen hätten dies bereits erkannt und orientierten sich zur Schiene. Als Beispiele nennt Ludwig die Internationale Fachspedition Hoyer, den Konzern Schenker und den Logistikkonzern P&O.

P&O beispielsweise habe zusammen mit dem Papierproduzenten Zanders, der Regionalbahn „Häfen und Güterverkehr Köln (HGK)“ und der Stadt Bergisch-Gladbach die „Bergisch-Gladbacher Eisenbahn (BGE)“ gegründet. Diese verbinde das Zanders Werk Bergisch-Gladbach mit dem Hafen Köln. Hierdurch könnten jährlich 300.000 t Fracht von der Straße auf die Schiene verlagert werden, was 16.000 LKW-Fahrten entspräche. Die Stadt Bergisch-Gladbach habe in dieses Joint-Venture ein städtisches Anschlussgleis eingebracht und hierdurch die städtische Verkehrssituation entspannt.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) Kamekestr. 37-39 50672 Köln Telefon: 0221/579790 Telefax: 0221/514272

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